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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sohn nannte, machte ihren Hass auf Hermut erträglicher.
    Sie ging ins Haus zurück, wo Arminius und Hermut noch immer beieinander saßen. In der Tür blieb sie stehen, ohne dass die
     beiden sie bemerkten, und betrachtete Hermuts Gesicht. Dieser Mann war einmal ihre Hoffnung gewesen! Aber nun war er nur noch
     der, der ihre Hoffnungen zerstört hatte. Flavus hatte die Teutoburg verlassen müssen, ohne ihr das Gift zu geben, mit dem
     sie ihm ihre Liebe hätte beweisen können. Hermut hatte es verhindert, indem er nicht von Inajas Seite wich, solange Flavus
     auf der Teutoburg war. Er hatte sich ihr in den Weg gestellt, als sie nach Rom aufbrechen wollte. Wie sie ihn dafür hasste!
     
    Severina hatte zum Gastmahl geladen. In ihrem Speisezimmer, dem Triclinium, waren drei Tische aufgestellt worden, um die sich
     jeweils drei Liegesofas gruppierten, die sogenannten Klinen. Die vierte Seite blieb frei, damit die Sklaven Platz hatten,
     die Speisen zu servieren. Der am höchsten stehende Gast, der Kaiser, bekam den bequemsten Platz, das war wegen der größten
     Bewegungsfreiheit der unterste auf dem mittleren Speisesofa. Severina als Gastgeberin belegte den ersten Platz und konnte
     sich so jederzeit dem wichtigsten Gast zuwenden.
    »Schick das Barbarenweib mit den Vorspeisen«, sagte sie zu Gaviana und wandte sich leutselig lächelnd an den Kaiser. »Da Ihr
     mir das Weib des Verräters als Sklavin zugestanden habt, sollt Ihr auch in den Genuss ihrer Dienste kommen.«
    Der Kaiser lächelte, auf den anderen Klinen wurde aufgemerkt. Jeder wusste, dass Severina sich die Frau des Verräters als
     Sklavin erbeten hatte, aber niemand hatte sie bisher gesehen. Triumphierend blickte Severina Flavus an, der auf der Kline
     ihr gegenüber lag. Mochte er bisher geglaubt haben, der bevorzugte Platz an ihrem Tisch hätte etwas mit ihrer Zuneigung zu
     tun, dann wusste er jetzt, dass er sich geirrt hatte. Bisher hatte |346| Severina seine Bitte respektiert, ihn nicht mit Thusnelda aufeinandertreffen zu lassen, aber die Zeit, in der sie Rücksicht
     genommen hatte, war vorbei. Flavus hatte sie nicht verdient. Wer eine große Chance verpasst hatte, durfte sich nicht beklagen
     und ganz sicherlich keine Forderungen stellen. Flavus war mit dem Gift, aber ohne Arminius’ Kopf aus Germanien zurückgekehrt!
     Wenn er sich jetzt dieser kleinen Unannehmlichkeit aussetzen musste, dann trug er ganz allein die Schuld daran. Vielleicht
     war sie sogar dazu angetan, die Angelegenheit noch einmal in Angriff zu nehmen und diesmal mit Erfolg durchzuführen? Severina
     hatte sich nicht ohne Grund entschlossen, gerade an diesem Abend Arminius’ Eheweib vorzuführen. Es wurde Zeit, dass etwas
     geschah.
    Der Kaiser hatte sie sogar bei der Begrüßung hämisch grinsend gefragt: »Wo bleibt der Kopf, den du mir versprochen hast, schöne
     Nichte?« Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er für Silvanus nichts tun würde, wenn sie ihr Angebot nicht erfüllte.
    Severina trug eine Tunika aus leuchtend blauer Seide, die mit Purpur und Gold bestickt war. Ihre Sandalen waren ebenso üppig
     verziert mit kleinen blauen Perlen, in genau der gleichen Farbe wie die Tunika. In der Höhe des mittleren Zehs gab es jeweils
     einen daumennagelgroßen Rubin. Alles an Severina funkelte und glitzerte an diesem Abend, am meisten jedoch ihre Augen, die
     sogar den Glanz ihres Diadems überstrahlten. Gaviana hatte die Lippen ihrer Herrin diesmal mit Ocker gerötet und damit ein
     weiteres Mal bewiesen, wie unersetzlich sie war. Vom schwarzen Antimonpuder hatte sie nur ganz wenig auf Severinas Wimpern
     gegeben, die Lider ihrer Herrin stattdessen mit blauem Glimmerstaub gefärbt und ihr Gesicht nur leicht mit Kreide aufgehellt.
    An Livia, Tiberius’ Mutter, die am benachbarten Tisch den besten Platz erhalten hatte, war entschieden zu viel getan worden.
     Ihr Gesicht war unnatürlich weiß, der Antimonpuder rieselte bereits jetzt auf ihre Wangen und grub sich in ihre Falten. Severina
     schüttelte heimlich den Kopf und dachte an Terentilla. Auch sie |347| war nicht in der Lage gewesen, ihre Herrin vorteilhaft zu schminken. Hoffentlich kam Livia nicht irgendwann in den Sinn, Severina
     um ihre Hauptsklavin zu bitten, weil die es wie keine andere verstand, den Körper ihrer Herrin zu pflegen und aufzuputzen.
     Severina würde eine solche Bitte nicht abschlagen können.
    Alle Gespräche verstummten, als Thusnelda den Raum betrat, jeder blickte ihr neugierig entgegen. Wenn

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