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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Welche Antwort würde Flavus
     von ihr erwarten? Welche konnte ihm schaden, welche nützte ihm?
    »Er hat dich schon einmal beauftragt, Arminius zu beseitigen!«
    Inaja war unfähig zu antworten. Woher wusste die edle Severina davon?
    »Antworte gefälligst! Das warst du, ich bin ganz sicher! Aus irgendwelchen Gründen ist es dir nicht gelungen, Arminius zu
     vergiften. Flavus ist unverrichteter Dinge nach Rom zurückgekehrt. Du musst das gewesen sein!« Severina betrachtete Inaja
     aus zusammengekniffenen Augen. »Sag die Wahrheit! Wenn du mich belügst, werde ich dich hier zurücklassen. Dann kannst du sehen,
     wie du nach Rom kommst.«
    Inaja starrte sie noch immer ängstlich an und wagte nicht zu antworten. Was würde ihr geschehen, wenn sie zugab, was sie getan
     hatte? Andererseits … was konnte schlimmer sein, als von der Reise nach Rom ausgeschlossen zu werden?
    »Du brauchst keine Strafe zu befürchten, wenn du die Wahrheit sagst«, sprach Severina weiter. »Es ist in Ordnung, was du |404| getan hast. Ich will nur hören, dass es so war, wie ich vermute. Ich muss es wissen! Unbedingt!«
    Herausfordernd sah sie Inaja an. So lange, bis die schließlich nickte. »Ja, ich habe es getan.«
    Über Severinas Gesicht ging ein Lächeln, das Inaja Mut machte. Hatte sie die richtige Antwort gegeben? Severina ließ sie im
     Unklaren. Aber immerhin durfte sie den Ochsenkarren wieder besteigen und die Reise fortsetzen. Und als sie am Rhein angekommen
     waren, versuchte Inaja, Severinas Frage zu vergessen. Es gab so vieles, was vergessen werden musste. Thusnelda, die ein erbärmliches
     Leben in Rom fristete. Arminius, der gestorben war, damit Inaja sich ihren Traum erfüllen konnte. Und Hermut, der einsehen
     musste, dass er seine Frau verloren hatte. Es würde lange dauern, um das alles zu vergessen. Aber zum Glück war der Weg nach
     Rom ja weit …

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    |405| Epilog
    W as ist das? Da vor dem Gitter? Das Leben? Nein, nicht das Leben. Flavus, er ist das Leben. Immer nur Flavus! Aber er hat sie
     verraten. Ist er gekommen, um Abschied zu nehmen? Nein, er kommt nicht mehr. Nie mehr! Er hat sie verlassen. Verraten und
     verlassen.
    »Inaja! Inaja!«
    Dieser Mann da draußen! Da draußen im Leben! Er kennt sie, er nennt sie beim Namen. Und er berührt etwas in ihr. Ganz tief
     drinnen!
    »Inaja! Inaja!«
    Er weint. Warum weint er? Weint er um sie?
    »Inaja! Wie kommst du hierher?«
    Oh, diese Erinnerung! Viel zu schön, um sie zuzulassen. Schon seit Jahren lässt sie die Erinnerung nicht mehr zu. Sie ist
     nicht zu ertragen! Eine freie Germanin war sie! Und sie hatte einen Mann – einen guten Mann, den sie hasste! Ja, hasste! Warum?
     Warum nur konnte sie ihn nicht lieben?
    »Inaja! Was ist geschehen?«
    Nein, keine Erinnerungen! Nur noch das Leben hinter sich bringen, Schmerz aushalten und hoffen, dass er schnell vorübergeht.
     Mehr nicht. Was vergangen ist, das ist vorbei. Nicht mehr wichtig. Nicht mehr zu ändern! Auch die Enttäuschungen sind vorübergegangen.
     Es spielt keine Rolle mehr, dass Flavus sie nach der Ankunft in Rom in das Haus schickte, in dem die Sklaven schliefen. Dass
     sie Sklavenarbeit verrichten musste, auch das ist nicht mehr wichtig. Dass er lachte, wenn sie ihn daran erinnerte, was er
     ihr versprochen hatte. Vorbei! Alles vorbei.
    |406| »Heiraten? Eine Dienstmagd? Eine Sklavin?«
    »Werft mir nicht vor, dass ich eine Sklavin bin! Ihr habt mich dazu gemacht!«
    Als er sie vor den anderen schlug, tat es weh, sehr weh. Aber als er sie in der folgenden Nacht in sein Bett holte, war der
     Schmerz wieder so köstlich wie eh und je. Er liebte sie. Nur sie! Und irgendwann würde er sie heiraten wollen. Sie musste
     nur geduldig warten.
    Hände, die sie halten wollen. Ja, sie geben Halt. Ein Stück Leben. Zehn Fingerspitzen voller Leben! Leben! Sie will leben!
    »Inaja! Rede mit mir!«
    Reden? Worüber reden? Nein, es hat keinen Sinn mehr zu reden. Wer will schon wissen, wie unglücklich sie war? Wie verzweifelt!
     Severina war es, die er heiraten wollte, das erfuhr sie bald. Die edle Severina! Höhnisch hatte Flavus sie angegrinst. »Ihre
     Bedingung ist erfüllt! Arminius steht nicht mehr zwischen mir und Severina! Arminius ist tot! Ich habe dafür gesorgt, dass
     er stirbt. Ich bin am Ziel!« Und dann lachte er! Immer wieder dieses laute Lachen! »Du darfst Severinas Speichel lecken, wenn
     sie deine Herrin ist!«
    Sie war einmal eine freie Germanin …
    »Inaja! Was ist passiert?«
    Flavus

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