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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verborgen hielten. Ein sanftes Klirren war zu hören, auch Klef hatte also
     seine Waffe gezogen. Dass er nur einen alten krummen Dolch besaß, beruhigte Thusnelda nicht.
    Obwohl sie seinen Angriff erwartete, erschrak sie zu Tode, als Klef unvermittelt mit einem gewaltigen Satz durchs Gebüsch
     sprang. Drohend baute er sich vor Arminius auf, der ganz ruhig stehen geblieben war. Nun entspannte er sich, als er sah, dass
     er keinen ernsthaften Gegner vor sich hatte.
    »Gebt die Fürstentochter heraus!«, sagte Klef und wies mit der Spitze eines Dolches auf Arminius’ Brust. »Oder wir müssen
     um sie kämpfen.«
    Arminius betrachtete ihn freundlich, weil er anscheinend nicht glauben konnte, dass Klef es ernst meinte.
    Aber Thusnelda hatte den Jungen schon oft davon reden hören, dass er sich vor dem Tode nicht fürchtete. Im Gegenteil, er wollte
     so bald wie möglich in Walhalla einziehen, hatte er häufig |147| gesagt, um dort in der Halle der Gefallenen mit den Göttern zu speisen und zu trinken.
    Sie erhob sich und machte einen winzigen Schritt auf ihn zu. »Klef«, flehte sie ihn an, »reite zurück. Du kannst uns nicht
     aufhalten.«
    »O doch, ich kann!«, kam es entschlossen zurück.
    »Willst du wirklich gegen Arminius kämpfen? Gegen einen Ritter des römischen Reiches? Gegen einen erfahrenen Krieger, der
     schon viele Schlachten geschlagen hat?«
    Sie sah, dass Klef einen Teil seiner Selbstsicherheit verlor. Die Hand, die den Krummdolch umklammerte, begann zu zittern.
     »Ich bin kein Feigling«, stieß er hervor, ohne Arminius aus den Augen zu lassen, der seinerseits unbeweglich dastand, bemüht,
     keine Aggression auszudrücken, um Klef nicht zum Angriff zu ermutigen, aber andererseits auch wachsam blieb, weil dem Jungen
     nicht zu trauen war. Zwei ungleiche Männer standen sich gegenüber. Einer zum Kampf entschlossen, der andere ebenso entschlossen,
     ihn zu vermeiden.
    »Du bist kein Feigling, wenn du jetzt zurückreitest«, sprach Thusnelda weiter. »Vernünftig bist du dann. Was hat es für einen
     Sinn, sich dem Kampf gegen einen Überlegenen zu stellen, wenn es nicht sein muss?«
    »Es muss sein!«, gab Klef zurück.
    In diesem Moment hörten sie die Rufe. Sie waren nicht in diesem Wald entstanden, kamen von weiter her, näherten sich aber
     unaufhörlich und verloren bald den Raum, in dem die Stimmen sich auflösten. Nun stießen sie gegen Baumstämme und wurden von
     den Laubkronen zurückgeworfen. Die fünf Reiter der Eresburg waren also ebenfalls in den Wald eingedrungen. Es war nur noch
     eine Frage der Zeit, bis sie Klefs Pferd entdeckten und wussten, wo sie die Fürstentochter finden konnten.
    Arminius verlor seine Freundlichkeit. Er würde Klef töten müssen, sobald er von ihm angegriffen wurde, und sogar, damit die
     fünf Männer der Eresburg nicht auf sie aufmerksam wurden.
    »Es ist noch Zeit«, flüsterte Thusnelda. »Wenn du ihnen jetzt |148| entgegengehst und sagst, dass wir dir entkommen sind, wird dir nichts geschehen. Du bist noch zu jung zum Sterben, Klef. Willst
     du gleich nach deinem ersten Kampf in Walhalla einziehen? Ich dachte, du wolltest noch in viele Kriege ziehen, bis es so weit
     sein wird. Du willst doch noch beweisen, was in dir steckt.«
    Am liebsten hätte Thusnelda ihn bei den Schultern gepackt und ihn geschüttelt. Wie konnte Klef sein junges Leben für einen
     Kampf wegwerfen, den er nicht gewinnen konnte? Wenn sie ihn doch nur überzeugen könnte, aus dem Wald zu reiten und zu vergessen,
     was er gesehen hatte!
    »Ich schwöre, dass ich kein Wort darüber verlieren werde, dass wir uns hier gesehen haben. Niemand wir davon erfahren.«
    Die Stimmen der fünf anderen kamen nun näher. Es konnte nur noch um Augenblicke gehen, dann würde Klef die Entscheidung nicht
     mehr treffen können, dann musste Arminius für ihn entscheiden. Und das würde Klefs Ende bedeuten.

9.
    I naja wehrte Hermuts Umarmung ab, mit der er sie trösten wollte. Und sie weigerte sich strikt, ihr neues Heim in Augenschein
     zu nehmen. Niemand brachte sie dazu, die Teutoburg zu betreten, sie blieb am Eingangstor stehen und hielt nach Thusnelda Ausschau.
     »Wenn ihnen etwas zugestoßen ist! Was sollen wir tun?«
    Thordis kam und gesellte sich für eine Weile zu ihr, ein paar Mägde erschienen, um ihr die Zeit zu vertreiben, und Hermut
     tat sein Bestes, um Inajas Zuversicht zu erhalten.
    »Sie werden bald kommen, ganz bestimmt. Natürlich haben sie sich versteckt, bis die Gefahr vorüber

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