Die Frau des Highlanders
Tante ist keine Hexe, und ich dulde nicht, dass Ihr sie beleidigt. Wenn Ihr diese Halle mit dem Kopf auf dem Hals verlassen wollt, dann bittet Ihr jetzt um Verzeihung.«
»Nein.« Rosalyn erhob sich. Aller Blicke richteten sich auf sie. »Es ist nicht notwendig, dass der Mann mich um Verzeihung bittet. Die Unwissenden und Abergläubischen können mich nicht beleidigen. Ich wollte mich ohnehin zurückziehen.« Sie wandte sich an Cate und Mairi. »Schließt ihr euch an?«
Stille hing wie eine dunkle Wolke in der Halle, als die drei den Raum verließen. Neugierig geworden, blieb Cate draußen vor der Tür, die sie einen Spalt offen ließ, stehen und spähte hindurch.
Connor, der noch immer stand, fixierte den Besucher mit finsterer Miene, während dieser den Zweck seines Hierseins formell erläuterte.
»Ich komme als Bote des MacPherson-Clans, als Abgesandter von Red Dunald, Laird der MacPhersons, um Euch seine Forderung zu übermitteln, Connor MacKiernan.«
»Eine
Forderung?
«
»Ihr seid angewiesen, Eure Schwester Mairi MacKiernan am Samstag in einer Woche zur Kirche des Dorfes von Dun Ard zu bringen, wo sie dem MacPherson höchstselbst am selben Tag zur Frau gegeben wird.« Der Bote nickte heftig, um seiner kleinen Ansprache Nachdruck zu verleihen.
Connor setzte sich hin und trank in aller Ruhe einen Schluck Ale, bevor er antwortete.
»Nein.«
»Was?« Der Bote war verwirrt. »Das ist Eure Antwort für den MacPherson?«
Connor lehnte sich zurück, überkreuzte auf dem Tisch die Füße und betrachtete den Mann einen Moment lang. Dann sagte er: »Meine Antwort ist diese: Erstens hat meine Schwester an jenem Tag Geburtstag, und deshalb werde ich sie nirgendwohin bringen. Zweitens erinnere ich mich nicht, dass der hochgeschätzte MacPherson mich um die Hand meiner Schwester gebeten hätte. Wenn Euer Laird Gefallen an ihr findet, sollte er mir seine Absicht persönlich erklären.« Connor nahm noch einen Schluck aus seinem Krug. »Der Anweisung unseres Lairds, des MacKiernan höchstselbst, entsprechend, halten sich die MacKiernans, was Eheschließungen betrifft, an den Brauch.«
Der Bote machte auf dem Absatz kehrt und steuerte auf die Tür zu.
Aus Furcht, ertappt zu werden, flüchtete Cate Richtung Treppe, wurde jedoch auf dem Weg dorthin plötzlich am Arm gepackt und in einen Raum gezerrt. Eine weiche Hand hielt ihr den Mund zu.
»Schsch«, mahnte Rosalyn. »Wenn du lauschen willst, musst du die richtigen Verstecke kennen«, flüsterte sie.
»Er hat nicht einmal den Anstand, dich deine frisch Angetraute ein paar Tage lang ungestört genießen zu lassen.« Robert schüttelte empört den Kopf.
Connor zuckte mit den Schultern. »Es war nicht anders zu erwarten.«
»Gut, dass ich hier bin.« Robert schenkte sich Ale nach.
»Ach ja? Mir ist nicht aufgefallen, dass du unseren ungebetenen Besucher auch nur mit einem Wort eingeschüchtert hättest.«
»Das war auch nicht nötig. Mich neben dir sitzen zu sehen genügte, um ihn verängstigt zu seinem mächtigen Laird zurückkehren zu lassen.«
Connor schüttelte den Kopf ob der Dreistigkeit seines Freundes, musste jedoch lächeln. Er konnte sich für die kommenden Tage keinen besseren Mann an seiner Seite wünschen. Als er nach seinem Alekrug greifen wollte, zog Robert ihn aus seiner Reichweite.
»Nein, mein Freund, du kriegst nichts mehr. Duncan und ich werden weitertrinken, aber du gehst hinauf und kümmerst dich um deine Ehefrau.«
Connor stand auf und verließ, vom leisen Lachen seiner Freunde begleitet, die Große Halle. Vor der Tür blieb er stehen und fragte sich, was ihn am Kopf der Wendeltreppe erwarten mochte.
Cate saß vor dem Feuer auf dem Boden und wartete auf
ihren Ehemann
. Ihre Hände zitterten, und ihr Magen vollführte einen so wilden Tanz, dass sie froh war, nichts gegessen zu haben. Sie hatte anhand der Informationen von Rosalyn eine Entscheidung getroffen. Nun musste sie sich nur noch daran halten.
Nach dem Verlassen der Vorratskammer, in der sie sich versteckt hatten, waren die Frauen gerade auseinandergegangen, als Cate eine wichtige Frage durch den Kopf schoss.
»Warum hast du nie geheiratet, Rosalyn? Warum hast du nie deine wahre Liebe gefunden?«
Connors Tante blieb stehen und verharrte einen Moment wie erstarrt, bevor sie sich umdrehte. »Oh, ich
habe
sie gefunden. Ich warte noch immer darauf, dass er erkennt, dass er mich liebt.«
»Und wie lange wartest du schon?« Die Traurigkeit in Rosalyns Augen berührte Cate
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