Die Frau des Highlanders
tief.
»Fast zwanzig Jahre.«
»Was? Warum hast du nichts getan, nicht mit ihm gesprochen?«
»Wenn es sein soll, wird es sein.«
Verblüfft hatte Cate ihr nachgeschaut.
Zwanzig Jahre. So lange zu suchen, das war eine Sache, die Person gefunden zu haben und nichts zu tun, das war eine ganz andere.
Das wäre nichts für sie. Sie war nicht bereit, sich zwanzig Jahre zu gedulden oder sich mit weniger als der wahren Liebe zufriedenzugeben.
Jesse mochte recht damit haben, dass die Liebe kam, wenn man sie am wenigsten erwartete, aber Cate war wild entschlossen, ihm zu beweisen, dass er falsch lag mit seiner Ansicht, dass man sie nicht herbeiführen konnte.
Ja, sie würde sie herbeiführen – sie musste sich nur noch einfallen lassen, wie. Und das schnell, denn sie hörte Schritte näher kommen.
Als Connor in der Tür erschien, stand Cate auf, ging jedoch nicht auf ihn zu und sagte auch nichts.
Connor verspürte ein ungewohntes und unangenehmes Ziehen in seinem Magen. Wahrscheinlich zu viel Ale. Bestimmt nicht Unsicherheit. Er hatte keine Veranlassung, sich Gedanken darüber zu machen, was im Kopf dieser Frau vorging.
Besitzergreifend betrat er das Gemach. Sein angestammtes Schlafgemach. In der Mitte des Raumes blieb er stehen und schaute die Frau an, die jetzt seine Ehefrau war.
Sie stand regungslos da und beobachtete ihn.
Seine Ehefrau.
Die Worte waren wie Messerstiche.
Entschlossen ging er auf Cate zu.
Sie wehrte sich nicht, als er sie an sich zog und ihr Gesicht und ihren Hals mit Küssen bedeckte, doch nur ihre schneller werdenden Atemzüge ließen erkennen, dass seine Liebkosungen Gefühle in ihr weckten.
Er rückte von ihr ab und sah sie forschend an. Ihre Augen, grün wie ein dicht bewaldetes Tal, hätten ihm Warnung genug sein sollen, dass etwas nicht stimmte.
Er ignorierte die Warnung, küsste wieder Cates Hals. Als er an den Bändern ihres Überkleides zog, legte Cate die Hände an seine Brust, als wolle sie ihn wegschieben.
»Connor?«, flüsterte sie, und er spürte, dass sie zitterte.
»Ja, kleine Caty?«, erwiderte er ebenfalls flüsternd, und jetzt war er nicht mehr sicher, wer von ihnen beiden zitterte.
»Liebst du mich?«
»Was?« Er fuhr zurück. Was sollte dieser Unsinn?
Sie löste sich aus seiner jetzt lockeren Umarmung. »Bevor wir weiter gehen, muss ich wissen, wo ich stehe.«
»Wo du stehst? Du bist meine Ehefrau. Ich dachte, das hätten wir besprochen.«
Sie ging einen Schritt rückwärts, und er setzte einen Schritt nach.
»Dem Gelöbnis nach, aber davon spreche ich nicht. Ich will wissen, ob du mich liebst.« Sie wich noch einen Schritt zurück und verschränkte die Arme unter den Brüsten.
Unfähig, ihre Frage zu beantworten, starrte er sie stumm an.
»Versuchen wir es anders. Vertraust du mir?«
»Ob ich dir vertraue?«, brachte er mühsam hervor. Einer
Frau?
Wie konnte sie ihm, nach allem, was sie über ihn wusste, diese Frage stellen?
»Nein? Dann wollen wir sehen, wie weit ich dir vertrauen kann, wie viel deine Ehre wirklich wert ist.«
»Was?« Sie zweifelte seine Ehre an? Mit einem großen Schritt war er bei ihr, packte sie bei den Oberarmen und zog sie so dicht zu sich heran, dass sie seinen Atem spürte, als er sprach. »Erkläre dich, Frau.«
»Ich kann nicht deine Ehefrau sein. Nicht in diesem Sinn. Ich kann mich keinem Mann hingeben, der mich nicht liebt, der mir nicht vertraut.«
»Und was war das letzte Nacht?« Jetzt spürte er ganz deutlich, dass sie es war, die zitterte.
Cate senkte den Kopf. »Offensichtlich ein Fehler«, flüsterte sie.
Er barg sein Gesicht in ihrer warmen Halsbeuge. Als Cate sprach, bebte ihre Stimme, doch was sie sagte, traf ihn wie ein Schlag.
»Du hast geschworen, mich vor Schaden zu bewahren. Wenn du mich gegen meinen Willen nimmst, wirst du mir Schaden zufügen. Wo bleibt da deine kostbare Ehre?«
Er ließ sie los und trat zurück, suchte in ihrem Gesicht nach ihren wahren Gefühlen. Er sah nur Entschlossenheit. Doch ihr Kinn zitterte, als sei sie den Tränen nahe. Aus Angst? Der Gedanke, dass die Frau, die er zu beschützen geschworen hatte, ihn fürchtete, schmerzte ihn.
Connor drehte sich um und verließ das Gemach. Er würde nicht die Kontrolle verlieren.
»Connor?«
Der scharfe Ton seiner Tante ließ ihn innehalten. Sie stand, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, am Fuß der Treppe.
»Wo willst du hin?«
So hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen, seit er ein kleiner Junge gewesen war, und es
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