Die Frau des Polizisten
ihrem Mann angeblich zur Autowerkstatt und von dort zu ihren Eltern nach Alingsås gefahren war, wo sie ein paar Tage verbringen sollte, dann jedoch nicht zu dem Abendessen mit ihrem Gatten erschienen sei und dieser sie telefonisch nicht erreichen konnte.
»Wir wissen jetzt, dass sie gar nicht mit ihrem Mann mitgefahren ist, um das Auto abzuholen, sondern in ihrem eigenen Haus im Keller eingesperrt war. Er hat die Fahrt zur Autowerkstatt nur inszeniert und den verlassenen Ehemann gespielt, der sich hemmungslos betrank und sich von allen zurückzog. Er ist allein ins Restaurant gegangen, hat an der Bar gesessen und vorgegeben, auf sie zu warten. Zwischen den Feiertagen hatte er mit der Post eine Sendung erhalten, die an seine Büroadresse geschickt worden war, es waren Seiten aus einem von Barbro verfassten Tagebuch. Der Inhalt hatte ihn so wütend gemacht, dass er seine Frau beinahe im Affekt getötet hätte, bevor er sich besann und sie im Schutzraum des eigenen Hauses gefangen hielt. Vom Tagebuch gibt es keine Spur.« Sie sammelte sich kurz, schluckte wegen des plötzlichen Ekels, den sie verspürte, während sich ihr die Erinnerungen aufdrängten.
»Wir waren im Haus, wussten aber nicht, dass neben der Garage im Haus ein Schutzraum existierte. Als Jan OlofsPartner ihn unangemeldet besuchte und sich nicht abspeisen ließ, packte Jan Olof die Verzweiflung. Er täuschte seinen Selbstmord vor, um Ingemar daran zu hindern, ihm auf die Schliche zu kommen, und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Er hat mir erzählt, dass das der Zeitpunkt war, an dem er erkannte, wie unhaltbar seine Situation war, und dass er für sich entschied, dass er und Barbro verschwinden mussten. Er hatte jedoch die Rechnung ohne seine Frau gemacht, die sich weigerte. Da entschied er sich, sie stattdessen zu töten. Er hatte ihren Körper in eine Gefriertruhe gelegt, die sich im Nebenraum des Kellers befand. Die Obduktion ist noch nicht abgeschlossen, so dass wir die Todesursache noch nicht kennen, wir wissen jedoch, dass es sich um Barbro handelt und sie schon seit geraumer Zeit tot ist. Wir hatten lange angenommen, dass sie sich entschlossen hatte, das Land zu verlassen, vor allem, da sich ihr Telefon offenbar in New York befand. Doch es war Jan Olof gewesen, der es eingeschaltet auf die Reise geschickt hatte. Ja, und der Rest ist uns bekannt …«, fügte sie hinzu und verstummte. Erika spürte, wie sie errötete. Sie hätte es ahnen können, es wissen können – und wiederum auch nicht.
Torbjörn übernahm rasch und beendete die Zusammenfassung damit, dass er schilderte, wie Per durch einige Beobachtungen zu dem Schluss gekommen war, dass Erika sich in Gefahr befand, dass sie daraufhin bei Jan Olof eingebrochen seien und Erika vor seinem irrsinnigen Vorhaben gerettet hatten und er sich das Leben genommen hatte, als er aufgeflogen war.
»Aber erkläre mir doch noch mal, wie es angehen konnte, dass er seine Frau an der Werkstatt abgesetzt hat. Wir haben sie doch auf dem Band gesehen?«, protestierte Erik. Torbjörn gab ein glucksendes Lachen von sich.
»Er hatte seinen Irrtum ja erkannt, weshalb er so tat, als würde er die Frau zur Werkstatt fahren, um den Wagen abzuholen. Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, die Überwachungskamera auf der Rückseite der Werkstatt zu zerstören … Hatte ihre Sachen und ihren Pass eingepackt. Irgendwann wurde ihm wohl klar, dass sowohl die Verkehrsüberwachungskameras als auch die an der Werkstatt alles aufzeichnen würden. Er hatte eine aufblasbare Barbro, der er die Kleidung seiner Frau anzog. Darauf sind wir reingefallen«, sagte er mit einem so breiten Grinsen, dass sein Kautabakstummel aufblitzte.
»Ich verstehe nur eines nicht«, fügte Bengt mit hinterhältigem Lächeln hinzu.
»Dieser Club, in dem sie Herrschaft und Diener gespielt haben, wie wird man da Mitglied? Glaubt ihr, ich hätte eine Chance gehabt? Man durfte ja nur auf Einladung dorthin. Und es gab irgendeine Prüfung, die bestanden werden musste. Was mögen das wohl für Leute gewesen sein?«, sinnierte Bengt fröhlich. Torbjörn nickte mit einem amüsierten Lächeln. Auch Erika konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Seit sie in seiner Gruppe arbeitete, hatte sie Bengt noch nie so erleichtert und quietschvergnügt erlebt.
»Tjaaa«, grinste Erik und brütete einen Moment über das nach, was ihm gerade in den Sinn gekommen war. »Wenn man an die vielen Knoten denkt, müssten sie eigentlich Schiffsjungen sein …«
Kapitel
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