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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Torbjörn nach Askim jagte und dabei gegen jede Geschwindigkeitsbegrenzung verstieß. Per betete zu Gott, dass ihnen auf der schmalen, sich aufwärts schlängelnden Straße zum Grat kein ahnungsloser Rentner mit Rollator oder ein Auto entgegenkommen würde. Nur ein Mann, der seinen Hund spazieren führte, war der Einzige, der sich mit einem Hechtsprung vor ihrem Wagen retten musste. Schleudernd brachte Torbjörn das Auto vor der Garage von Olofssons Villa zum Stehen, sprang heraus und ging voran. Er nahm die Treppe in einem Schritt, zog an der Haustür und fand sie verschlossen vor, sprang geradewegs auf die Garageneinfahrt und zerrte am Tor, das jedoch ebenfalls verriegelt war. Per schälte sich aus dem Auto und folgte ihm so schnell, wie es sein Zustand zuließ. Torbjörn musterte ein paar Sekunden das Schloss und die Tür, bevor er ein paar Schritte zurückwich, Augenmaß nahm und mit ganzer Kraft gegen das Türblatt trat. Holzsplitter stoben umher, als das Schloss nachgab. Torbjörn schob die Tür auf und ging hinein.
    »Dort«, rief Per, als sie in der Garage standen, und zeigte auf die Kellertür. Torbjörn zog sie auf, und sie betraten den stillen Raum. Torbjörn warf Per einen fragenden Blick zu; seine Hände umschlossen seine gezogene Waffe.
    »Die Katze hat da drüben an der Wand herumgelungert.«
    Per zeigte auf die Regale mit den Kartons und Einmachgläsern. Alte ausrangierte Billy-Bücherregale, denen ein neuer Lebenssinn geschenkt wurde. Verzweifelt schweifte Pers Blicküber die Wände und den Boden. Er zeigte fragend in eine Ecke. Dort saß eine seltsame Klimaanlagenvorrichtung mit einem vergitterten Abzug. Oder handelte es sich vielleicht um einen Zugang? Da sah er eine hauchdünne, fast unsichtbare halbmondförmige Schleifspur auf dem Boden. Schweigend deutete er darauf. Torbjörn nickte, trat ans Regal und zog daran. Beinahe wäre er hingefallen. Das Regal glitt sanft zur Seite und öffnete sich wie eine Pforte. Es lief auf Rädern. Dahinter war eine mächtige Stahltür in die Betonwand eingelassen, mit einer Klinke und einem schweren Holm, den jemand abgenommen und an die Wand gelehnt hatte. Torbjörn pfiff leise durch die Zähne.
    »Ein Schutzraum, ganz schön gerissen!«
    Die Stahltür öffnete sich nach innen. Torbjörn griff nach der Klinke. Per schluckte. Er versuchte sich gegen das zu wappnen, was ihn womöglich auf der anderen Seite erwartete. Sie wechselten einen kurzen Blick, nickten sich zu. Dann schob Torbjörn mit der Schulter die Stahltür auf, die Waffe vorgestreckt.

Kapitel 68
    Jan Olof saß hinter Erika. Sie kämpfte gegen den Krampf in ihrem Schenkel an, der langsam akute Ausmaße annahm. Der Riemen um ihren Hals zog sich immer enger zu, doch ihr Gefängniswärter schien dies nicht zu bemerken.
    »Bitte  … machen Sie den Riemen ab«, flüsterte sie, ihre Stimme verlor sich, ihre Kehle wurde immer mehr zugeschnürt. Jan Olof lachte träge. Er klang geistesabwesend, beinahe wie betäubt. Im Spiegel sah sie, dass er eine kleine Plastikverpackung aufriss. Er hielt einen weißen Stummel zwischen den Fingern. Ein Zäpfchen. Verdammt! Doch sie war im selben Moment dankbar dafür, dass er sich nicht für eine Spritze entschieden hatte. Sie spürte seine Finger an ihrem Hintern und einen kurzen Schmerz. Brechreiz überfiel sie, aber es gelang ihr, ihn zu unterdrücken.
    »Es tut mir leid, dass ich das tun muss, aber ich möchte nicht, dass du anfängst, Scherereien zu machen. Wir …«
    Plötzlich erhob sich Jan Olof und schwankte. Mit einem Mal stand er ein Stück entfernt und nahm Witterung auf wie ein Tier. Auch Erika erkannte, dass sie vor der Tür ein leises scharrendes Geräusch gehört hatte. Sie hielt den Atem an.
    »Neiiin, nein …«
    Jan Olofs Stimme brach und wurde zu einem Heulen, einem Schrei, versank in einem erbärmlichen Schluchzen.
    Erika verhielt sich so still, wie sie nur konnte. Sie kämpfte gegen die Schmerzen im Schenkel und das Zittern an, das ihren Körper in Besitz zu nehmen drohte. Sie lauschte, während der Pulsschlag an ihrem Hals sie beinahe erstickte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich zwei dunkle Schatten amRande ihres Blickfeldes auftürmten. Mit einem Mal lag eine starke Spannung in der Luft. Sie hörte Stimmen, erkannte sie aber nicht. Registrierte Worte, die ihr bekannt vorkamen, harsch und befehlend. Etwas daran klang beruhigend. Kleine weiße und rote Flecken begannen in ihrem Blickfeld zu schwimmen, in ihrem Kopf summte es, sie konnte nichts

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