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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Andrew und Dena. Andrew und ich. Ich weiß es, und er weiß es, und jeder, der zu uns rüberschaut, weiß es auch
. Ich spürte, wie uns eine Art Zauber umgab, doch mit Denas Rückkehr brach der Bann, und seine Energie floss wieder ihr zu. Er gab mir nie ein Zeichen, dass ich noch immer eine seiner Favoritinnen war, doch ich suchte danach, wartete darauf – vergeblich. In der achten Klasse stürzte Dena, als sie nach der Schule über die Straße rannte, und Andrew leckte ihr das Blut von den Handflächen. Noch Wochen später fühlte es sich bei jedem Gedanken an diese Szene an, als würde mein Herz in einen Müllschlucker gerissen.
    Zu Beginn unseres zweiten Highschool-Jahres machte Andrew eines Nachmittags recht unsanft mit Dena Schluss. Das Footballtraining mache ihn zu kaputt für eine Freundin, sagte er. Inzwischen war er ein Meter achtzig groß, spielte in unserem Schulteam und hatte seine einst zotteligen Haare für einen Bürstenschnitt aufgegeben. Ab da hörte ich ganz auf, mit ihm zu sprechen, allerdings weniger aus Loyalität gegenüber Dena – Andrew und ich lächelten uns weiterhin auf den Gängen zu – als vielmehr aus dem einfachen Grund, dass wir nie zusammen Unterricht hatten. Verglichen mit der Grundschule und der Junior High war unsere Highschool um einiges größer und wurde von Schülern besucht, die bis zu einer Stunde weit weg wohnten.
    In all den Jahren, die Dena und Andrew zusammen waren, hatte ich mich oft gefragt, wie die beiden so schnell und zufällig ein Paar hatten werden können. Angeblich hatte er sichnicht für Dena interessiert, doch nur wenige Stunden später war sie mit ihm zusammen gewesen. Es schien mir eine Lektion zu sein. Worin, war ich mir lange nicht sicher. Vielleicht ein Argument für offensives Vorgehen? Für das hartnäckige Verfolgen der eigenen Ziele? Oder der Beweis dafür, wie leicht sich Menschen zu etwas überreden ließen? Oder einfach nur die Bestätigung ihrer Unbeständigkeit? Hätte ich, nachdem ich Andrews Zettel gelesen hatte, geradewegs zu ihm hingehen und meine Ansprüche anmelden sollen? War mein Traum von unserer angenehm verschwommenen Zukunft naiv gewesen? Hatte ich zu lange gezögert, oder war ich zum Narren gehalten worden? Jahrelang stellte ich mir diese Fragen, lag abends nach dem Beten wach und dachte darüber nach. In der Highschool begann ich dann, mich abzulenken. Schon bevor Dena und Andrew sich trennten (sie schien weniger verletzt als vielmehr beleidigt zu sein, und auch das verging schnell), hatte ich mehr oder weniger aufgehört, sowohl über die beiden als auch über das, was zwischen Andrew und mir nicht passiert war, nachzugrübeln. Tat ich es doch, erschienen mir die zurückliegenden Ereignisse geradezu lächerlich. Wenn man überhaupt etwas aus ihnen lernen konnte, dann nur, wie idiotisch sich junge Menschen benahmen. Dena und Andrews angebliche Liebesbeziehung, meine eigenen Sehnsüchte, die Verwirrung – all das schien lediglich die Kulisse unserer Kindheit zu sein.
     
    Jedes Jahr am Tag nach Weihnachten sowie in der letzten Augustwoche fuhr meine Großmutter mit dem Zug nach Chicago, um ihre alte Freundin Gladys Wycomb zu besuchen. Im Winter 1962, ich war in der elften Klasse, verkündete sie eines Novemberabends beim Essen, dass ich sie dieses Jahr begleiten solle – sie wolle mich einladen. Sie sagte, sie stelle sich eine Art Bildungsreise vor, mit Ballett- und Museumsbesuchen sowie der Besichtigung von Wolkenkratzern. »Alice ist sechzehn und war noch nie in einer Großstadt«, sagte meine Großmutter.
    »Ich war schon mal in Milwaukee«, protestierte ich.
    »Eben«, gab sie zurück.
    »Emilie, das ist eine ganz wunderbare Idee«, sagte meine Mutter, während mein Vater erwiderte: »Ich weiß nicht, ob das dieses Jahr noch klappt. Das ist doch ziemlich kurzfristig.«
    »Alles, was wir tun müssen, ist, eine zweite Zugfahrkarte kaufen«, sagte meine Großmutter. »Dazu ist selbst eine alte Schachtel wie ich in der Lage.«
    »Chicago ist recht kalt im Dezember«, gab mein Vater zu bedenken.
    »Kälter als Riley?«, fragte sie ungläubig.
    Niemand sagte etwas.
    »Oder gibt es einen anderen Grund, weshalb du sie nicht fahren lassen willst?« Meine Großmutter klang ruhig und freundlich, doch ich konnte etwas Verschlagenes in ihrer Stimme erkennen, das Ungenierte, das sie meinen Eltern voraushatte.
    Wieder entstand eine Stille, die schließlich von meinem Vater unterbrochen wurde: »Ich werde darüber nachdenken.«
    Die

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