Die Frau des Zeitreisenden
ja?«
»Dr. Kendrick hat es streng verboten.«
»Wer ist das?« Wir gehen langsam, weil Clare unpraktische Schuhe trägt.
»Dein Arzt. Er ist eine Koryphäe, was das Chrono-Syndrom angeht.«
»Das musst du erklären.«
»Ich weiß nicht viel. Dr. David Kendrick ist ein Molekulargenetiker, der herausgefunden hat - oder besser, herausfinden wird -, wie es zu dieser Schädigung kommt. Es ist ein genetisches Problem, das findet er im Jahr 2006 heraus.« Sie seufzt. »Es ist einfach noch viel zu früh. Du hast mir mal gesagt, in ungefähr zehn Jahren wird es viel mehr chronogeschädigte Menschen geben.«
»Ich kenne niemanden mit diesem - Syndrom.«
»Selbst wenn du jetzt sofort zu Dr. Kendrick gehen würdest, könnte er dir wahrscheinlich nicht helfen. Und wenn er es könnte, hätten wir uns nie getroffen.«
»Daran wollen wir lieber nicht denken.« Wir sind in meiner Eingangshalle. Clare geht mir in den winzigen Fahrstuhl voran. Ich schließe die Tür und drücke auf elf. Sie riecht nach altem Stoff, Seife, Schweiß und Pelz. Ich sauge tief ihren Duft ein. Auf meiner Etage, wo der Aufzug scheppernd zum Stehen kommt, steigen wir aus und gehen den schmalen Korridor entlang. Ich stecke meine Hand voll Schlüssel in alle hundertsieben Schlösser und öffne die Tür einen Spalt. »Ist noch schlimmer geworden, während wir beim Essen waren. Ich glaube, ich muss dir die Augen verbinden.« Clare kichert, und ich stelle den Wein hin, nehme meine Krawatte ab, lege sie ihr über die Augen und binde sie fest an ihrem Hinterkopf zu. Dann öffne ich die Tür, führe sie ins Zimmer und setze sie in den Sessel. »Gut, fang an zu zählen.«
Und Clare zählt. In Windeseile hebe ich Unterwäsche und Socken vom Boden auf, sammle Löffel und Kaffeetassen von verschiedenen waagrechten Oberflächen ein und staple alles in der Küchenspüle. Bei »Neunhundertsiebenundsechzig« binde ich ihr die Krawatte von den Augen und setze mich aufs Schlafsofa, das ich in die Tagesversion verwandelt habe. »Wein? Musik? Kerzenlicht?«
»Alles, bitte.«
Ich stehe auf und zünde Kerzen an. Anschließend schalte ich die Deckenbeleuchtung aus, und im Zimmer tanzen kleine Lichter und alles sieht schöner aus. Die Rosen stelle ich ins Wasser, mache meinen Korkenzieher ausfindig, entferne den Korken und gieße jedem ein Glas Wein ein. Nach kurzem Zögern lege ich die CD von meiner Mutter mit den Schubert-Liedern ein und drehe die Lautstärke leise.
Meine Wohnung besteht im Prinzip aus einem Sofa, einem Sessel und ungefähr viertausend Büchern.
»Wie hübsch«, sagt Clare, steht vom Sessel auf und setzt sich aufs Sofa. Ich lasse mich neben ihr nieder. Einen angenehmen Augenblick lang sitzen wir einfach nur da und sehen uns an. Das Kerzenlicht flackert auf Clares Haaren. »Es ist so schön, dich zu sehen. Ich hab mich schon einsam gefühlt.«
Ich ziehe sie an mich, und dann küssen wir uns. Es ist ein überaus ... passender Kuss, ein Kuss, der einer langen Verbindung entspringt, und allmählich frage ich mich, was genau wir da eigentlich auf Clares Wiese getrieben haben, verdränge aber den Gedanken. Unsere Lippen trennen sich. An diesem Punkt würde ich normalerweise überlegen, wie ich mich durch diverse Schichten von Kleidern arbeiten kann, doch stattdessen lehne ich mich zurück, strecke mich auf dem Sofa aus und nehme Clare mit, indem ich sie unter den Achseln fasse und mit mir ziehe. Der Samt macht ihren Körper glitschig, so dass sie wie ein glatter Aal in die Lücke zwischen mir und Sofalehne rutscht. Ihr Gesicht ist mir zugewandt. Durch den dünnen Stoff spüre ich ihren Körper, der sich an den meinen presst. Ein Teil von mir brennt darauf, loszulegen und zu lecken und einzutauchen, aber ich bin erschöpft und überwältigt.
»Armer Henry.«
»Wieso >Armer Henry Ich bin überglücklich.« Und das stimmt.
»Na, die ganze Zeit hab ich dich mit diesen Neuigkeiten bombardiert.« Clare schwingt ein Bein über mich, so dass sie genau auf meinem Schwanz sitzt, was meine Konzentration wunderbar auf den Punkt bringt.
»Nicht bewegen.«
»Gut. Ich finde unseren Abend äußerst unterhaltsam. Ich meine, Wissen bedeutet Macht und alles. Zumal ich schon immer herausfinden wollte, wo du wohnst, wie du dich kleidest und womit du dein Geld verdienst.«
»Voilà.« Meine Hände gleiten unter ihr Kleid und über die Oberschenkel nach oben. Sie trägt Strümpfe mit Bändern. Genau mein Geschmack. »Clare?«
» Oui.«
»Wäre es nicht schade, gleich
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