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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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ihrem Tee.
    »Vögel?«
    »Na ja, eigentlich geht es um Sehnsucht.« Sie sieht mich immer noch nicht an, also wechsle ich das Thema.
    »Erzähl mir mehr von deiner Familie.«
    »Gut.« Clare wird wieder locker, sie lächelt. »Also, meine Familie lebt in Michigan, in der Nähe einer kleinen Stadt am See namens South Haven. Unser Haus liegt außerhalb der Stadtgrenze, um genau zu sein. Ursprünglich gehörte es den Eltern meiner Mutter, Grandpa und Grandma Meagram. Er starb schon vor meiner Geburt, und sie hat bis zu ihrem Tod bei uns gelebt. Ich war siebzehn. Mein Grandpa war Anwalt, und mein Dad ist auch Anwalt. Mein Dad lernte Mom kennen, als er anfing, bei meinem Grandpa zu arbeiten.«
    »Dann hat er die Tochter des Chefs geheiratet.«
    »Richtig. Um ehrlich zu sein, manchmal frage ich mich, ob er nicht eigentlich das Haus des Chefs geheiratet hat. Meine Mom war ein Einzelkind, und das Haus ist ein wahres Schmuckstück, es kommt in vielen Büchern über das Arts & Crafts Movement vor.«
    »Hat es einen Namen? Von wem wurde es erbaut?«
    »Es heißt Meadowlark House und wurde 1896 von Peter Wyns erbaut.«
    »Mann. Ich kenne es von Bildern. Ist es nicht für einen der Hendersons gebaut worden?«
    »Ja. Es war ein Hochzeitsgeschenk für Mary Henderson und Dieter Bascombe. Zwei Jahre, nachdem sie eingezogen waren, haben sie sich scheiden lassen und das Haus verkauft.«
    »Vornehmer Schuppen.«
    »Ich stamme aus einer vornehmen Familie. Worauf sie übrigens auch Wert legt.«
    »Geschwister?«
    »Mark ist zweiundzwanzig und beendet in Harvard gerade seine Vorbereitungskurse fürs Jurastudium. Alicia ist siebzehn und mit der Highschool fast fertig. Sie spielt Cello.« Ich höre eine Vorliebe für die Schwester heraus und vagen Groll auf den Bruder. »Von deinem Bruder scheinst du keine besonders hohe Meinung zu haben.«
    »Mark ist genau wie Dad. Beide wollen sie immer gewinnen und reden so lange auf dich ein, bis du aufgibst.«
    »Ich beneide jeden, der Geschwister hat, auch wenn er sie nicht besonders gern mag.«
    »Dann bist du Einzelkind?«
    »Ja. Ich dachte, du weißt alles über mich?«
    »Eigentlich weiß ich alles und gar nichts. Ich weiß, wie du nackt aussiehst, aber bis heute Nachmittag kannte ich nicht deinen Nachnamen. Ich wusste, du lebst in Chicago, aber ich weiß nichts über deine Familie, außer dass deine Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, als du sechs warst. Ich weiß, dass du dich in Kunst gut auskennst und fließend Französisch und Deutsch sprichst. Aber ich hatte keine Ahnung, dass du Bibliothekar bist. Du hast es mir unmöglich gemacht, dich in der Gegenwart zu treffen; du hast gesagt, es passiert, wenn es passieren soll, und da sitzen wir.«
    »Da sitzen wir«, bestätige ich. »Jedenfalls komme ich nicht aus einer vornehmen Familie, meine Eltern sind Musiker: Mein Vater ist Richard DeTamble, meine Mutter war Annette Lyn Robinson.«
    »Ach, die Sängerin!«
    »Genau. Und er ist Geiger. Er spielt im Chicago Symphony Orchestra. Aber er hatte nie den Erfolg wie sie. Wirklich schade, denn mein Vater ist ein begnadeter Geiger. Nach Moms Tod ist er nur noch auf der Stelle getreten.« Die Rechnung kommt. Keiner von uns hat viel gegessen, aber was mich betrifft, interessiert mich Essen im Augenblick überhaupt nicht. Als Clare zu ihrer Handtasche greift, sehe ich sie an und schüttle den Kopf. Ich zahle, und wir verlassen das Restaurant, stehen in der Clark Street. Es ist ein schöner Herbstabend. Clare trägt ein raffiniertes blaues Strickteil mit einem Pelzbesatz; ich habe vergessen, mir einen Mantel mitzunehmen und friere.
    »Wo wohnst du?«, fragt Clare.
    Oje. »Ungefähr zwei Blocks von hier, aber meine Wohnung ist winzig und gerade nicht vorzeigbar. Und du?«
    »In Roscoe Village, Hoyne Avenue. Aber ich habe eine Mitbewohnerin.«
    »Wenn du mit zu mir kommst, musst du die Augen schließen und bis tausend zählen. Deine Mitbewohnerin ist nicht zufällig sehr apathisch und taub?«
    »Schön wär’s. Ich bringe nie jemanden mit. Charisse würde sich auf dich stürzen und dir Bambussplitter unter die Fingernägel stecken, bis sie alles von dir weiß.«
    »Ich sehne mich danach, von jemand namens Charisse gefoltert zu werden, aber ich merke, dass du meine Vorliebe nicht teilst. Nehmen wir meinen Salon.« Wir gehen die Clark Street entlang in Richtung Norden. Unterwegs hole ich bei Clark Street Liquors eine Flasche Wein. Clare ist verblüfft.
    »Ich dachte, du darfst nicht trinken.«
    »Ach

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