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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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verkaufen. Und seit seine Locken ab waren, konnte er jeden Laden betreten, ohne dass der Ladenbesitzer den Finger an der Alarmanlage hatte.
    Er zwang sich, nicht an Eva zu denken, die er seit einer gefühlten Ewigkeit nicht gesehen hatte.
    Er und Eva hatten nie zusammen an einem Tisch gesessen und eine Mahlzeit geteilt. Sie hatten nie miteinander getanzt. Er wusste nicht einmal, welches ihr Lieblingssong war, und nun würde er es nie erfahren.
    Ruby war froh, dass sie Stanley zum Reden hatte. Sie erzählte ihm von Evas zunehmender Überspanntheit, dem Singen und Gedichtaufsagen und Listenschreiben. Außerdem vertraute sie ihm an, dass Eva ihre Tür verrammeln lassen wollte, bis auf eine Öffnung, durch die Essen und Trinken gereicht werden konnten.
    Stanley sagte: »Ich will Sie nicht beunruhigen, Ruby, aber das klingt ziemlich irre.«
    Peter hatte die Tür verrammelt, während Eva ihm die Nägel reichte. Als Ruby vom Tee bei Stanley zurückkam, war die Arbeit erledigt.
    Jetzt gibt es für Eva nichts mehr zu tun, als ihre Erinnerungen zu ordnen und abzuwarten, wer sie am Leben hält.
    Ein einziger Lichtstrahl gelangt noch in Evas Zimmer. Er dringt durch das schlecht vernagelte Fenster. Er fällt auf die gegenüberliegende Wand. Eva liegt im Bett und betrachtet die Intensität des Lichts. Kurz bevor die Sonne untergeht, zieht das Licht eine bonbonfarbene Show ab. Orange, Rosa und Gelb. Der Lichtstrahl ist für sie überlebenswichtig. Sie hat selbst für die Ritze gesorgt und jetzt hat sie Angst, dass sie ihr genommen wird.
    Sie möchte ein Baby sein und von vorn anfangen. Die Geschichten, die Ruby über ihre Kindheit erzählt, lassen ahnen, dass es eine trostlose Zeit war: Wenn sie schrie, wurde sie ans Ende des Gartens geschoben. Sie hört noch Rubys Stimme, als die Zwillinge klein waren. »Nimm sie nicht hoch, wenn sie weinen, du verhätschelst sie nur. Sie müssen von Anfang an lernen, wer der Boss ist.«
    Wenn Eva versuchte, die Zwillinge zu knuddeln, versteiften sich ihre kleinen Körper und zwei Augenpaare starrten sie an, ohne auch nur den Anflug eines Lächelns.

67
    In der Welt da draußen verkündete die Sun in ihrer Schlagzeile: »EVA HUNGERT SICH ZU TODE!« Und in der Titelstory hieß es:
    Mrs. Julie Eppingham, 39, meint: »Als ich sie das letzte Mal sah, habe ich mich richtig erschrocken. Sie ist ganz offensichtlich magersüchtig. Aber sie will nicht mit mir reden, und mein neues Baby guckt sie nicht mal an. Sie braucht ganz offensichtlich ärztliche Hilfe.«
    Auf dem Weg durch das Wartezimmer der Praxis entdeckte Schwester Spears eine Ausgabe der Sun, die ein Patient liegengelassen hatte. Sie nahm die Zeitung und las die Titelseite. Ihre erste Sorge galt ihrem Job. Sie hätte Mrs. Biber häufiger besuchen und sie auf wundgelegene Stellen und Muskelschwund – und ihren Geisteszustand – untersuchen sollen.
    Sie fuhr zur Bowling Green Road und las im Auto noch mal Evas ganze Karteikarte.
    Sandy Lake klopfte mit ihrer gesunden Hand ans Fahrerfenster. Die andere steckte in einem Gips. Noch hatte niemand etwas drauf geschrieben. William schrieb grundsätzlich nicht auf Gips.
    Sie fragte: »Ist Eva krank?«
    Schwester Spears kurbelte das Fenster runter und sagte: »Ich darf keine Informationen über meine Patienten preisgeben.«
    Sie kurbelte das Fenster wieder hoch, doch Sandy Lake kannte keine Scham und fragte ungeniert weiter. Schwester Spears fühlte sich von der Frau mit der albernen Strickmütze eingeschüchtert. Als sie einen Polizisten sah, war sie erleichtert. Sie drückte die Hupe, und Wachtmeister Hawk kam betont gemächlich auf den Wagen zu.
    Er beugte sich zum Fahrerfenster hinunter, und Schwester Spears bat ihn, sie zu Nummer 15 zu eskortieren.
    Sandy Lake bestand darauf, Schwester Spears zu begleiten.
    Wachtmeister Hawk sagte zu ihr: »Sie sollen doch fünfhundert Meter Abstand halten.«
    Sandy sagte: »Bald werde ich sowieso nicht mehr hier sein. William und ich werden ein Haus besetzen.«
    Schwester Spears sagte: »Wie schrecklich.«
    »Wieso? Es ist mein Haus.«
    Wachtmeister Hawk sah Schwester Spears an und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    Schwester Spears blaffte: »So weit war ich auch schon.«
    Oben, in der Finsternis ihres Schlafzimmers, war Eva fast am Ende ihres sanften Fitnessprogramms angelangt, das sie vor fünfunddreißig Jahren in den Sportstunden gelernt hatte. Eva hasste jeden Unterricht, der mit Gemeinschaftsduschen einherging. Es verblüffte sie, dass manche

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