Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
fertig ist.«
Eva rief über Bellas Panik hinweg: »Wo sind Ihre Kinder?«
»Bei meiner Mutter«, sagte Bella, die aufgesprungen war und in großen Schritten vom Bett zur Tür ging.
»Rufen Sie ein paar Männer zusammen. Sie sollen sich hier treffen.«
»Ich halte nichts von Selbstjustiz«, sagte Bella.
»Das ist keine Selbstjustiz, das sind Ihre Freunde und Ihre Familie, die Sie und Ihre Kinder beschützen. Stellen Sie sich vor, wie es ist, ohne ihn im Haus zu leben. Na los, schließen Sie die Augen und stellen Sie es sich vor.«
Bella schloss die Augen so lange, dass Eva schon dachte, sie sei eingeschlafen.
Dann nahm Bella ihr Handy und drückte auf Kurzwahl.
Als Brian mit sechs Flaschen Cava, einer Kiste Carling Black Label, einer Kiste Rosé und zwei Riesentüten Chips für die Silvesterfeier vom Spirituosenhändler zurückkam, fand er zu seiner Überraschung eine Gruppe von Männern vor, die auf der Treppe saßen und im Flur an der Wand lehnten.
Er nickte und sagte: »Tut mir leid, Sie sind zu früh, die Party hat noch nicht angefangen.«
Ein Mann in gefüttertem Karohemd und schlammigen Gummistiefeln, sagte: »Wir sollen meiner Schwester helfen, ihren Mann rauszuschmeißen.«
Brian sagte: »Silvester? Armer Kerl. Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«
Ein jüngerer Mann, der die Fäuste ballte und öffnete, sagte: »Das Arschloch hat’s verdient. Am Altar hätte ich ihm am liebsten den Kopf abgerissen.«
Ein anderer sagte: »Die Kinder haben Angst vor ihm. Aber sie wollte ihn nie verlassen, weil er gedroht hat, sich umzubringen. Schön wär’s.«
Ein älterer Mann mit müden Augen saß auf der Treppe und sagte: »Als er mich gefragt hat, ob er meine Tochter heiraten darf, hätte ich ihn in die verdammte Gärfuttergrube werfen sollen.« Er sah Brian an, einen Mann, von dem er annahm, er sei etwa im gleichen Alter, wie er selbst, und fragte: »Haben Sie eine Tochter?«
Brian sagte: »Allerdings. Sie ist siebzehn.«
»Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass Ihre Tochter regelmäßig verprügelt wird?«
Brian stellte die Kiste Wein ab, zupfte sich am Bart und dachte nach.
Schließlich sagte er: »Ich würde ihn fesseln und knebeln, in meinen Kofferraum packen, zu einem Steinbruch in der Nähe fahren, ihn mit Nylonschnur an einen losen Felsen binden und auf das Krachen warten. Problem gelöst.«
Ein nervös wirkender Mann sagte: »Das können Sie nicht machen. Wo wären wir, wenn wir hingehen und jeden umbringen würden, der uns nicht passt?«
Brian konterte: »Dieser Mann hat mich gefragt, was ich tun würde, und ich habe es ihm gesagt. Wie auch immer, ich muss eine Party vorbereiten. Aber wenn Sie die Koordinaten des Steinbruchs brauchen …«
Der ältere Mann sagte: »Danke, aber ich glaube, so weit wird es nicht kommen. Wenn doch, haben wir eine Gärfuttergrube hinterm Haus, und Schweine, die immer hungrig sind.«
»Tja, ich wünsche Ihnen alles Gute. Guten Rutsch«, sagte Brian. Er wankte mit dem Alkohol in die Küche und packte alles auf den Küchentisch. Titania polierte schon die Gläser.
Brian sagte: »Jedes Mal, wenn ich meine eigene Haustür öffne, werde ich mit anderer Leute Dramen konfrontiert.«
Oben telefonierte Bella mit ihrem Mann. Er schrie so laut, dass Eva halb befürchtete, das Telefon könnte explodieren. Bellas Stimme bebte. Sie sagte: »Kenneth, meine Familie ist bei mir. Wir sind gleich um die Ecke. Wir kommen jetzt nach Hause.« Sie legte auf und sagte zu Eva: »Das kann ich ihm nicht antun.«
Eva sagte: »Die Männer kommen damit durch, weil sie wissen, dass wir Mitleid mit ihnen haben. Sie nutzen unsere Schwäche aus. Wenn Sie es jetzt durchziehen, kann er schon um zehn aus dem Haus sein.«
»Aber wo soll er denn hin?«, jammerte Bella.
»Lebt seine Mutter noch?«, fragte Eva.
Bella nickt und sagte: »Sie wohnt nur fünf Meilen von hier, aber er besucht sie nie.«
»Na, dann wäre das doch eine reizende Silvesterüberraschung.«
Eva sah vom Fenster aus, wie die sieben Männer und Bella sich auf dem Bürgersteig besprachen.
Entschlossen gingen sie die Straße hinunter zu Bellas Haus.
38
Das Läuten der Kirchenglocken und die explodierenden Feuerwerkskörper verrieten Eva, dass Mitternacht war. Unten hörte sie Korken knallen und Brians dröhnende Stimme: »Frohes neues Jahr!«
Sie dachte an all die vergangenen Silvesterfeiern. Sie hatte sich immer mehr davon versprochen. Hatte vergeblich darauf gewartet, dass etwas Besonderes, etwas Magisches
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