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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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meinen Oberarm und zerrt mich zum Gefrierraum. ­Widerstand ist zwecklos. Ein Teil meines Gehirns sagt mir, dass ich jetzt sterben werde. Der andere weigert sich, das zu akzeptieren.
    Wir stehen hinter Ziegenbart, der langsam das Rad an der Tür dreht. Er tritt zur Seite, und die Tür schwingt auf. Dahinter ist es stockfinster.
    »Da sollte eigentlich Licht sein«, murmelt Johnny. Verunsichert starrt er in die Dunkelheit.
    Der Gefrierraum scheint außerdem leer zu sein.
    Grob schubst er mich vorwärts. »Er ist irgendwo da drinnen. Geh und such ihn.«
    Die Worte sind noch nicht ganz draußen, als aus der Tiefe ein Brüllen ertönt. Parnell stürmt mit etwas bewaffnet heraus, das wie eine Turnierlanze aussieht. Seine linke Hand hält die vordere Hälfte, das andere Ende klemmt unter seiner Achsel und wird vom Oberarm an den Brustkorb gepresst. Er rast vorwärts und rammt die Lanze gegen Johnnys Brust. Sie durchbohrt ihn nicht, sondern bricht in der Mitte durch. Die Wucht des Aufpralls reicht aus, um Johnny aus dem Gleichgewicht zu werfen und den Griff um meinen Arm zu lockern. Ich befreie mich und stoße ihn in die Richtung, in die Parnells Lanze ihn geschleudert hat. Er fällt schwer zu Boden. Ich höre den Sturz mehr, als dass ich ihn sehe. Ich laufe quer durch den Raum und stürze mich auf den Tisch, schnappe mir den Colt. In schneller Abfolge spanne ich mit dem Daumen den Hahn, ziehe den Lauf zurück und wirble herum, als der kleinere Russe mich gerade angreifen will. Ich schieße.
    Die Kugel erwischt ihn in der Schulter. Er bleibt stehen, legt eine Hand auf die Wunde, nimmt sie wieder weg, sieht das Blut, funkelt mich mit mörderischem Hass in den Augen an und setzt wieder zum Angriff an. Diesmal erwische ich seine Hüfte. Er schreit auf und geht zu Boden.
    Der Lärm des Schusses wirft ein Echo und verblasst dann.
    »Leg die Kanone hin«, sagt Johnny ruhig. Er steht wieder.
    Der große Russe hat Parnell in einem einarmigen Schwitzkasten. In der anderen Hand hält er eine Waffe, die genau auf mich gerichtet ist.
    Parnell ist kreidebleich. So schlaff, wie er im Griff des Russen hängt, muss ich annehmen, dass er mit seiner Kraft am Ende ist. Er stand wahrscheinlich kurz vor der Unterkühlung, als er seinen Angriff startete.
    »Los, Pirio. Her mit der Kanone«, befiehlt Johnny. Mit ausgestrecktem Arm und geöffneter Handfläche kommt er langsam auf mich zu. In ein paar Sekunden wird er bei mir sein.
    Parnells Körper mag zwar geschwächt sein, aber seine Stimme ist laut und fest. »Gib sie ihm nicht«, sagt er. Seine seltsame Waffe liegt auf dem Boden vor ihm, in zwei Teile zerbrochen. Es ist keine Waffe, erkenne ich jetzt, sondern der Stoßzahn eines Narwals.
    »Komm schon. Leg sie brav da hin«, drängt Johnny und kommt ohne erkennbare Angst näher. Als spräche er mit einem kleinen Mädchen.
    Ich hebe den Colt, ziele sorgfältig und drücke ab.
    Die Kugel trifft ihn in den Hals und hinterlässt ein Loch, das sich sofort mit Blut füllt. Johnny sinkt auf die Knie und legt beide Hände über die Einschussstelle. Er gibt gurgelnde Laute von sich, beginnt auf den kurzen Säulen seiner Oberschenkel zu schwanken. Es sieht aus, als würde er sich selbst erwürgen.
    Das Krachen eines Schusses zerreißt die Luft. Vage bin ich mir bewusst, dass diese Kugel für mich bestimmt ist. Aber ich sehe schockiert und entsetzt zu, wie Johnny stirbt, und es dauerte einige Augenblicke – in denen alles sehr langsam, sehr plastisch, surreal und wie vom Schicksal bestimmt (von einem schmerzlichen und unwiderruflichen Schicksal) zu geschehen scheint –, bis ich begreife, dass ich nicht getroffen wurde. Höchstwahrscheinlich hat Parnell den Russen irgendwie aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Ich halte die Waffe mit beiden Händen und schieße auf die rechte Seite des Russen, so weit wie möglich von Parnell weg.
    Die Kugel trifft den Russen irgendwo. Parnell befreit sich. Er brüllt: »Hinter dir!«, und ich mache schnell einen Schritt zur Seite. Die Hand des untersetzten Mannes hängt dort in der Luft, wo er mein Fußgelenk packen wollte. Er hat sich auf Ellbogen herangerobbt und eine breite Blutspur hinterlassen.
    Johnny rollt sich auf dem Rücken hin und her und umklammert immer noch seinen Hals. Blut spritzt stoßweise aus dem Loch und zwischen seinen Fingern durch. Ich starre ihn verständnislos an, bin unfähig, zu denken oder zu handeln.
    Parnell ist jetzt neben mir. Er nimmt meine Hand und zieht mich aus dem

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