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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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Verarbeitungsbereich des Schiffes, weiter eine Treppe hinauf, hinaus aufs Deck, über das ein kalter Wind fegt. Das Schiff ist zehnmal größer, als ich dachte. Wir laufen zur Reling. Es ist am Pier angedockt, aber eine Gangway ist nirgends zu sehen – keine Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Natürlich muss es eine Möglichkeit geben, aber im Moment ist mir gerade nicht danach, jemanden nach dem Weg zu fragen. Am Ende des Piers führt eine Leiter ins Wasser. Ich erkenne die niedrigen Gebäude des Conley Terminals und weit hinten im Westen die vom Nebel verhüllte Skyline von Boston. Ich schnappe mir Parnell und ziehe ihn hinter mir her. Wir erreichen das flache, offene Heck des Schiffs, wo normalerweise die Netze eingeholt werden und der Fang abgeladen wird. Parnell versteht, was wir tun werden. In seinen Augen ist keine Angst. Wir halten uns an den Händen fest und springen.

Kapitel 32
    D ie schweren Vorhänge mit den Quasten sind akkurat zugezogen, damit sie das helle Sonnenlicht aussperren. Ein säuerlicher Geruch hängt im Raum. Schmutzige Bettlaken, auf dem Tablett servierte Mahlzeiten, seit Stunden nicht angerührt. Milosa selbst ungewaschen. Nur eine Lampe brennt – eine Tiffany auf dem Nachttisch, kunstvoll und magisch, mit einem bernsteinfarbenen Schirm. An den Wänden Landschaftsgemälde in Öl mit vergoldeten Rahmen. Die Bilder – meist flache, unbewohnte Berge unter einem schweren, gescheckten Himmel – üben eine erstickende, melancholische Faszination aus.
    Ich will die Vorhänge öffnen, doch er winkt mich zurück. »Kein Licht«, sagt er.
    »Frische Luft?«
    »Nein, nein. Wann bist du zurückgekommen?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Du hättest direkt kommen sollen.«
    Heißt das, sein Zustand verschlechtert sich rapide? Ich bringe es nicht fertig zu fragen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragt er.
    »Es war ganz anders, als ich erwartet habe. Viel schlimmer.«
    Er schnaubt verächtlich. »Das ist es immer.«
    Er sitzt in seinem übergroßen Bett, mit Kissen im Rücken, die an einem massiven antiken Kopfbrett lehnen. Es ist das Bett, das er mit meiner Mutter geteilt hat und in dem Maureen nur kurz geschlafen hat, bis seine um sich schlagenden Glieder, wie sie sagt, sie in eines der Nachbarzimmer vertrieben haben. Er hat sich nicht in die Mitte verlagert, sondern schläft immer noch auf seiner Hälfte, obwohl seit vielen Jahren niemand mehr auf der anderen Seite lag.
    Ich stehe am Fußende des Bettes. Es gibt keinen Stuhl, um sich zu setzen.
    »Komm«, sagt er und klopft auf die Matratze. »Ich bin im Moment nicht gefährlich.«
    Ich habe noch nie zuvor auf Milosas Seite des Bettes gesessen. Ich setze mich nur halb.
    »Erzähl mir, was passiert ist. Eine gute Geschichte könnte ich gebrauchen«, sagt er. Sorgfältig faltet er das Laken über die Decke, streicht es glatt und verwandelt sich in ein salonfähigeres Publikum.
    »Am Ende könntest du stolz auf mich sein.« Ich fasse es nicht, dass ich so etwas Zärtliches zu Milosa Kasparov gesagt habe.
    »Das werde ich dann selbst beurteilen.«
    Es ist eine Erleichterung, alles rauszulassen. Und genau das mache ich. Anfang, Mitte und Ende. Martin jedoch lasse ich aus, und auch Roger und die kleine braune Flasche, die in meiner Tasche steckt, als wäre sie nur eine kleine braune Flasche.
    »War’s das?«, sagt er, als ich am Ende angelangt bin.
    »Genügt das nicht?«
    »Den wichtigsten Teil hast du vergessen!«
    »Was meinst du damit?«
    »Was ist mit dem Schiff?«
    »Welches Schiff?«
    »Das Schiff, das die Molly Jones versenkt hat!«, brüllt er.
    »Oh, das. Ich bin ziemlich sicher, dass es das russische Fang- und Verarbeitungsschiff Kapitan Jolkow war, im Besitz von Jewgeni Petrenko. Es ist das größte verfluchte Schiff, das ich je gesehen habe, so eine Art Kreuzfahrtschiff. Mit einem dunkelgrauen Anstrich, genau wie ich dachte. Petrenko hat es benutzt, um die Stoßzähne der Narwale in europäische Häfen zu transportieren. Als Ned Rizzo aus der Jagd aussteigen wollte, hat Dustin Hall versucht, sein Schweigen mit einem Hummerboot zu erkaufen, was Petrenko allerdings nicht genügte. Er wollte Rizzo tot sehen. Also hat er die Molly Jones mit der Kapitan Jolkow gerammt. Und dann mussten Hall und John Oster die Sache vertuschen.«
    »Er muss ein Ortungsgerät auf dem Hummerboot angebracht haben«, sagt Milosa mit der selbstgefälligen Autorität eines alten Ränkeschmieds.
    »Ja, vermutlich. Die genauen Einzelheiten werden wir nie erfahren.«
    Ein

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