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Die Frau im gepunkteten Kleid

Die Frau im gepunkteten Kleid

Titel: Die Frau im gepunkteten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beryl Bainbridge
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das immer nur kurz eingeblendete Bild auf den Fernsehschirmen. Rose nahm all ihren Mut zusammen und fragte den Mann hinter dem Schalter, ob sie das Plakat haben könne. Sie fand, das wäre ein schönes Geschenk für Polly und Bernard.
    »In meinem Land sind alle sehr erpicht darauf, dass Mr Ray vor Gericht kommt«, erklärte sie. »Ich werde es im Unterhaus aufhängen.«

    Es dauerte eine Weile, bis ihre Bitte verstanden wurde, man hielt sie für eine Ausländerin, aber nachdem sie behauptet hatte, sie sei eine enge Verwandte des englischen Premierministers, bekam sie die Erlaubnis und wanderte mit dem zusammengerollten Poster unter dem Arm hinaus.
    Im Lauf des Nachmittags kamen sie in den Yellowstone Park. Rose kannte ihn aus dem Erdkundeunterricht. Es gab dort zahlreiche heiße Quellen, die Schlamm spuckten, eine davon, Old Faithful, schoss jeden Tag pünktlich um halb sechs Uhr siebzig Fuß hoch in die Luft. Man konnte die Uhr danach stellen. Manche Mammutbäume waren eine Million Jahre alt und eine Meile hoch, und bei einem war der Stamm so weit geborsten, dass ein Auto hindurchfahren konnte. Der Campingplatz hatte Toiletten mit komischen Schildern, »Jack – Jim« für die Männer, »Joan – Jill« für die Frauen, und bunte Lichterketten zwischen den Bäumen.
    Sie parkten auf der kleinsten Stellfläche, weit weg von den riesigen Lastern und Wohnwagen, den »Rest-U-Easy« und »Komfy Kampers«, denn Harold sagte, die würden nachts ihre Generatoren anwerfen, und das wäre ihm zu laut. Als er mit seinen täglichen Faxen anfing, den Lieferwagen auskehrte und die zerquetschten Fliegen von der Windschutzscheibe wusch, versuchte sie zu helfen, indem sie die Zeitungen vom Fahrersitz einsammelte. Er sagte, sie solle das lassen, er komme schon zurecht.

    Sie saß auf einem kleinen Grashügel in der Nähe, als sich ein großer, rotgesichtiger Mann näherte. »Hi, Kollegen«, rief er, »ich hoff, ihr seid nicht zu erschöpft.« Nein, sei er nicht, sagte Harold.
    »Gott sei Dank«, sagte der Mann. »Meine Frau hat Geburtstag, und ich hab vor, ihr einen netten Abend zu machen. Würd mich riesig freuen, wenn ihr beide kommen tätet, du und deine Tochter.«
    »Das ist sehr freundlich…«, begann Harold mit der Absicht, die Einladung abzulehnen. Der Mann achtete nicht darauf. »Ich könnte natürlich Hilfe brauchen«, fuhr er fort. »Es muss alles Mögliche aufgebaut werden – wenn ihr so nett wärt.« Widerstrebend nickte Harold. Er besaß nicht den Mut, sich zu drücken.
    Eine knappe Stunde lang baute er Tische auf, indem er Holzbretter auf Kisten legte, dann machte er sich wieder ans Putzen. Rose blieb länger, pflückte noch Wildblumen und stopfte sie in Marmeladegläser. Der rotgesichtige Mann dankte ihr. Sein Lächeln war warm, sein Blick kalt.
    Nichts geschah, bis es dunkel wurde. Harold konnte mit dem Essen nicht so lange warten und briet sich auf dem Petroleumkocher zwei Eier. Er wirkte verhärmt. Rose schlüpfte in einen Rock mit Blumenmuster und eine Bluse, die ihrer Mutter gehört hatte. Harold wies sie auf ein Mottenloch am Kragen hin.
    Der rotgesichtige Mann hieß Hayland. Er stand offenbar auf vertrautem Fuß mit Gott, denn er bat
ihn immer wieder, er möge sich um den Fleischspieß überm Feuer kümmern. Seine Frau hatte riesige Brüste und wurde Kesse Katie genannt. Angesichts der Aufmerksamkeit, die Hayland ihrem Hintern angedeihen ließ, und all des Getätschels und Gestreichels hielt Harold es für ausgeschlossen, dass die beiden verheiratet waren. Rose wusste, dass er diesmal recht hatte. Niemals hatte sie erlebt, dass der Vater die Mutter so »kess« angefasst hatte.
    Trotz der vielen Tische versammelten sich nicht mehr als zwei Dutzend Leute unter den Lichterketten. Hayland war sichtlich enttäuscht. Immer wieder wanderte er unter die Bäume und rief: »Her mit euch, her mit euch! Alle sind willkommen!« Und er trank viel.
    Ein Mann in einer Baseballmütze hatte sich Harold angeschlossen. Sie hockten auf umgestürzten Eimern außerhalb des Feuerscheins, Bierdosen in der Hand, ins Gespräch vertieft. Ein Junge mit einem ersten Schnurrbartanflug fragte Rose nach den Beatles. Stockend entschuldigte er sich immer wieder dafür, dass er sie belästige – aber ob sie ihnen jemals begegnet sei? Sie antwortete, soviel sie wisse, hätten zwei von ihnen damals die Kunstschule bei ihr um die Ecke besucht, aber nein, tatsächlich gesehen habe sie sie nie. Seine Mutter mischte sich ein; auch sie war

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