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Die Frau im gepunkteten Kleid

Die Frau im gepunkteten Kleid

Titel: Die Frau im gepunkteten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beryl Bainbridge
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über den derzeitigen Aufenthaltsort der Demokraten als Fury. Er berichtete, dass er bei J. F. Kennedys Wahlkampf eine maßgebliche Rolle gespielt habe und an den Ermittlungen nach seinem Tod beteiligt gewesen sei.
    »Ermordung«, unterbrach ihn Harold.
    »Ich kannte die Familie Kennedy ziemlich gut«, prahlte Silver. »Ich habe zweimal bei ihnen gewohnt, einmal in Boston und ein zweites Mal in ihrem Haus in Palm Beach. Dieses ganz besondere Wochenende werde ich nicht so leicht vergessen … es hätte mein letztes sein können. Keiner von uns wusste es zu diesem Zeitpunkt, aber draußen hockte ein Kerl in einem Auto, das mit Dynamit vollgepackt war. Am Sonntagmorgen  – wir wollten gerade in die Kirche gehen – ging Jack hinaus auf den Balkon, gefolgt von Jackie und den Kindern. Daraufhin fuhr der Kerl weg. Als er gefasst wurde, sagte er, er habe es sich anders überlegt, weil er Kindern nicht gerne Leid zufüge. Er landete in einer Nervenklinik. Als man Rose Kennedy erzählte, was er vorgehabt hatte, zuckte sie mit keiner Wimper.«
    »Rose«, wiederholte Rose erregt.
    »Sie ist eine eiskalte Frau, eine Frau, die keinem ihrer Kinder jemals Zuneigung gezeigt hat … deshalb wurde Jack so ein Schürzenjäger. Er brauchte die Aufmerksamkeit der Frauen, und er kannte keinen schnelleren Weg dorthin als Sex.«
    »Die hatte es auch nicht leicht«, verteidigte Fury sie, »sie hatte noch acht andere Kinder … eines davon
geistig zurückgeblieben … und dieses Ekel von Ehemann.«
    Silver räumte ein, dass sie in ihrem Leben wenig zu lachen gehabt habe, da Joe senior ein harter Knochen sei, besessen von Geld und Macht. Obwohl ein erbitterter Kriegsgegner, war er stolz gewesen, als sein Junge sich freiwillig gemeldet hatte, um Bombenangriffe zu fliegen. »Wahrscheinlich dachte er, dies beweise, dass die Kennedys nicht feige waren. Aber als Joe junior abgeschossen wurde, hat ihn das fast umgebracht. Vor allem die Schuldgefühle. Er hat es sich niemals verziehen – aber Roosevelt auch nicht; dem warf er vor, er habe sich von einem Haufen niederträchtiger Juden und Kommunisten beeinflussen lassen. Ich war dabei, als er Truman angriff, weil der ›diesen verkrüppelten Hurensohn, den Mörder meines Jungen‹ unterstützte. Ich erinnere mich genau, denn das Sonnenlicht fiel durchs Fenster, und Joes Kopf war von einem Heiligenschein umrahmt. Er knurrte, wenn er Roosevelt wäre, würde er Selbstmord begehen.«
    »Hubert Humphrey hat letztes Jahr denselben Fehler begangen«, sagte Fury. »Denk an das Foto, auf dem er diesem Monstrum von Lester Maddox den Arm um die Schulter legt.«
    »Humphrey liebt die Menschen wie ein Alkoholiker den Schnaps«, bemerkte Harold. Obwohl Rose nicht wusste, von wem die Rede war, fand sie das ziemlich witzig.

    »Weder der alte Joe noch Rose vergossen eine Träne, als sie erfuhren, dass Jack erschossen worden war«, sagte Silver. »Und sie fragten auch nicht nach Einzelheiten. Aber zu diesem Zeitpunkt war der alte Joe geistig schon völlig weggetreten.«
    »Ich hätte auch nicht nachgefragt«, sagte Rose. »Besser, es bleibt im Dunkeln.«
    »Zumindest wurde der Kerl, der Jack getötet hat, schnell geschnappt«, sagte Fury.
    »Es war natürlich Glück«, gab Mr Silver zu, »dass Oswald erkannt wurde, als er ins Kino ging.«
    »Und noch mehr Glück«, blaffte Harold, »dass Jack Ruby schon mit einem Schießeisen bereitstand.«
    Schweigen. Rose merkte, dass alle am Tisch, besonders Fury, unangenehm berührt waren. Philopsona fürchtete, dass ihr Hähnchen nicht genug gewürdigt wurde, und schilderte, wie leicht es sei, ein Leben auszulöschen.
    »Sie kommen an und gackern«, sagte sie, »und wenn man sie packt, ducken sie sich und verstummen, sie erstarren regelrecht. Sie wissen verdammt genau, was passiert.«
    »Anders als JFK«, sagte Harold, worauf Silver auf den Tisch hieb und einen Toast ankündigte. »Auf Robert Kennedy!« brüllte er, »der bald der große Führer eines großen Landes sein wird!«
    Harold erhob sein Glas nicht.
    Nach dem Lunch lud Fury seine Gäste zu einem Ritt ein. »Wenn er Ihnen einen Galopp vorschlägt«,
warnte Silver Rose, »ziehen Sie die Zügel einfach fest an. Wenn das Pferd nicht gehorcht, lassen Sie sich runtergleiten.«
    Er selbst ritt nicht mit, denn er hatte vor fünf Jahren einen Schädelbruch erlitten, als er beim Sprung über ein Tor abgeworfen worden war. Das komme davon, erklärte er, dass er auf einem Hof aufgewachsen sei und sich Tieren

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