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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Raum – meins.
    Johansen kam aus der Küche, so bleich, daß die Bartstoppeln wie Asche auf seiner Haut wirkten. »Scheiße, verdammte«, sagte er zu Fredriksen. »Geh rein und sieh’s dir an.«
    Fredriksen sah widerwillig zu mir. Dann folgte er der Aufforderung.
    Die Polizisten standen murmelnd in kleinen Grüppchen. Keiner sah aus, als wolle er etwas tun. Frau Eliassen hatte sich selbst Kaffee eingeschenkt und hatte die Tasse mit Untertasse auf dem Schoß. Ich holte ein Taschentuch hervor und begann, mir die Haare abzutrocknen. Erst jetzt fiel mir auf, daß mein Hemd um den Hals herum und über den Schultern naß war.
    Die drei Männer kamen aus der Küche zurück. Fredriksen sah seekrank aus. Bertelsens Lippen waren noch ein wenig schmaler. Dem kleinen Kerl mit der schwarzen Tasche vibrierte schwach der Schnauzer, aber seine Stimme war ruhig und scheinbar unberührt. Er sagte: »Es ist eine Frau. Viel mehr kann ich vorläufig nicht sagen.«
    »Eine Frau!« schrie Frau Eliassen auf. »Im Kühlschrank!«
    Bertelsen sah sie mit seinen kalten Augen an. »Ja, und wir können Probleme bekommen, sie zu identifizieren.«
    »Was soll – das heißen?« fragte ich.
    Bertelsen richtete den Blick auf mich. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Es war ganz still geworden im Raum. Alle sahen Bertelsen an, aber Bertelsen sah immer noch mich an.
    »Weil«, sagte er, »weil der Kopf fehlt.«
    Mit einem leisen Seufzer fiel Frau Eliassen im Sessel zur Seite und glitt mit einem Geräusch auf den Boden – ungefähr wie wenn ein Vogel von einem Baum auffliegt, sehr weit entfernt.

18
    Jemand hatte Frau Eliassen hinuntergetragen, Fredriksen war mitgegangen, um zu notieren, was sie eventuell sagen würde. Der Arzt war verschwunden, nachdem er den Termin für eine vorläufige Obduktion noch im Laufe des Tages abgesprochen hatte. Bertelsen und Johansen saßen auf den beiden anderen Stühlen.
    Bertelsen sagte: »Und wer sind Sie nun?«
    Ich stellte mich vor und sagte, was ich war.
    Johansen pfiff lautlos durch gespitzte Lippen. Bertelsen bekam einen Gesichtsausdruck, als hätte er auf etwas Verdorbenes gebissen. Er sagte streng: »Und was haben Sie hier gemacht?«
    »Ich suche nach dem Mann, der hier wohnt. Arne Samuelsen.« Ich erzählte ihm schnell von Frau Samuelsen und ihren Sorgen um den Sohn in Stavanger.
    »Und wann sollte er wieder auf der Plattform sein?« Ich zählte es rasch an den Fingern ab. »Wenn ich mich nicht irre – Freitag.«
    »Und heute ist Mittwoch.« Zu Johansen sagte er: »Wir schicken eine Fahndung raus.« Johansen nickte und notierte. »Haben Sie ein Bild von ihm?«
    Ich reichte ihm das Bild, das mir Frau Samuelsen gegeben hatte. »Ich hoffe, ich kann es wiederhaben. Seine Mutter …«
    »Selbstverständlich. Aber Sie werden es nicht mehr brauchen. Sie sind fertig mit dem Fall, Veum – jedenfalls bis auf weiteres.«
    »Das ist mir klar. Aber ich kann vielleicht noch ein bißchen erzählen.«
    Er sah mich abwartend an.
    »Ich weiß nicht viel mehr, als was Frau Eliassen mir erzählt hat, sie wird es wohl bestätigen.« Dann erzählte ich ihm von dem Fest, das hier am Mittwoch der vorigen Woche stattgefunden hatte, und daß die einzige, die Frau Eliassen hatte identifizieren können, Laura – äh – Ludvigsen war.
    »Lüstgen?« unterbrach er mich mit einem schiefen Grinsen.
    »Ja, so wird sie wohl genannt.« Ich erzählte, daß ich diese Laura – äh – Lüstgen besucht hatte, und daß sie mir die Namen von zwei weiteren Personen genannt hatte, Lächel-Hermannsen und den einer Frau, die sie nur Irene nannte. »Die einzige andere Frau in der Runde«, schloß ich.
    Johansen wandte den Blick automatisch zur Küche. Niemand hatte bis jetzt den Versuch gemacht, die Frau wegzubringen. Bertelsen starrte mich unverwandt an. Er sagte: »Und dann – kamen Sie hierher zurück. Warum?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich wollte mich ein bißchen gründlicher umsehen, versuchen, Spuren zu finden – einen Anhaltspunkt dafür, wo ich weiter nach Arne Samuelsen suchen könnte.«
    »Und? Fanden Sie etwas?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wurde …« Ich machte eine resignierte Bewegung.
    »Ja? Sie wurden – überrascht?«
    »Ja. Sie müssen schon vorher hiergewesen sein. Frau Eliassen sagte, sie sei einkaufen gewesen. Sonst hört sie immer alles. Sie müssen gehört haben, daß ich kam, und sich in dem hinteren Zimmer versteckt haben – dem kleinen Schlafzimmer. Als ich die Küche durchsuchte und

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