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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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mit dem Rücken zur Schlafzimmertür stand … Also – es machte einfach peng.«
    »Und dann?«
    »Wenn Frau Eliassen nicht gewesen wäre …«
    »Haben Sie irgendwas gesehen von diesen Leuten?«
    »Nein. Frau Eliassen sagt …«
    »Wir werden mit ihr reden«, unterbrach er mich unwirsch. Dann beugte er sich vor. »Was ist Ihrer Meinung nach passiert, Veum?«
    Ich starrte ihn an. »Das …«
    »Ich frage nicht, weil ich es selbst nicht verstehe. Aber es könnte interessant sein, Ihre Meinung zu hören.«
    »Es ist augenscheinlich irgendwas passiert auf diesem Fest. Aber ich kann mir nicht denken … Das einzige, was ich … Es liegt eine Frau im Kühlschrank. Ohne Kopf. Wenn sie an dem Abend getötet wurde, dann deutet alles darauf hin, daß es diese – Irene ist. Sie konnten an dem Abend nicht die ganze Leiche wegschaffen. Samuelsen wußte aus Erfahrung, wie gut Frau Eliassen aufpaßte. Also haben sie nur – den Kopf mitgenommen.«
    »Sie?«
    »Ja, oder er, oder …«
    »Sie implizieren mit anderen Worten, daß dieser Arne Samuelsen mitschuldig ist an …«
    »Wenn ich einmal einen Satz zu Ende bringen könnte! Wär das möglich? Ich impliziere überhaupt nichts, abgesehen davon, daß jemand, einer oder mehrere, den Kopf mitgenommen hat, um eine Identifizierung zu verhindern, jedenfalls kurzfristig. Und dann planten sie, später wiederzukommen und den Rest zu holen. Sie knickten sie zusammen und preßten sie – da hinein. Es ist zum Kotzen!«
    Johansen nickte zustimmend. »Makaber.«
    Bertelsen sagte: »Aber trotz allem nicht sonderlich problematisch. Es ist ein geräumiger Kühlschrank. Wir sollten die Festteilnehmer zusammensammeln und sie durch den Wolf drehen. Das dürfte nicht schwierig sein. Dann werden wir schon die Geschichte aus ihnen herauskriegen.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Und Sie können uns also keine Hinweise geben – was diesen Samuelsen angeht?«
    »Nein, sonst wäre ich nicht hier. Aber vielleicht – wenn ihr es im Lokal von diesem Ole Johnny versucht.«
    »Aha. Wir werden mal sehen.« Mit einer Ahnung von Temperament in der Stimme fügte er hinzu: »Glauben Sie bloß nicht, Sie hätten uns was Neues erzählt, Veum. Wir wissen alles über dieses Lokal, aber so, wie die Situation in Stavanger im Augenblick ist, ist es einfacher für uns, wenn solche Leute weiterbestehen, als wenn sich alles im Verborgenen abspielte. So wissen wir, welche Lokale wir im Auge behalten müssen, und wenn es sie nicht gäbe … Dann hätten wir den ganzen Pöbel auf den Straßen. Das ist tatsächlich eine Methode, um die Kriminalität unter Kontrolle zu behalten.« Um jede weitere Debatte zu unterbinden, erhob er sich. »Wo können wir Sie erreichen, Veum?«
    Ich sagte, in welchem Hotel ich wohnte. »Aber ich muß seine Mutter unterrichten, vielleicht fahre ich also nach Bergen zurück, sobald ich …«
    »Nicht, bevor wir noch einmal miteinander geredet haben. Sie bleiben auf jeden Fall bis morgen.«
    »Bezahlen Sie in dem Fall den Aufenthalt?«
    Er starrte mich an. Dann verließ er wortlos den Raum.
    Johansen war auch aufgestanden. Er hob resigniert die Arme. »Was soll man sagen?« sagte er.
    Ich erhob mich schwerfällig. »Tja.«
    Er sah aus, als würde er gern etwas fragen. Aber er sagte nichts. Ich ging zur Tür, vorsichtig, vielleicht aus Angst, er würde mich zurückhalten.
    Aber niemand hinderte mich daran, zu gehen. Ich ging die Treppe auf schwachen Beinen hinunter, hinaus in die kalte Luft, die steile Straße entlang im Schatten der großen Brücke und um die Ecke, bevor ich die großen, nassen Schneeflocken im Gesicht spürte, den Wind, der um meine Waden tobte, und die Alltagsgeräusche langsam wieder in meinen Kopf eindrangen.

19
    Der Novembernebel trieb grauweiß von Westen herein. Ich ging den Kai entlang in Richtung Vågen, den Weg zurück zum Hotel. Der erste Schock war überwunden; die Gedanken begannen, sich zu sammeln.
    Ich war nach Stavanger gekommen, um einen Mann zu finden, der Arne Samuelsen hieß. Statt dessen hatte ich eine Frau ohne Kopf in einem Kühlschrank gefunden. Wer war diese Frau? Was war mit ihr passiert? Und wann war es passiert? An diesem schicksalhaften Mittwoch, an dem Arne Samuelsen zuletzt gesehen wurde? War er der Hauptverantwortliche für das, was geschehen war – und war er deshalb nirgends zu finden? Und die anderen Festgäste? Wer waren sie?
    Das waren viele Fragen, und ich durfte nicht einmal eine von ihnen stellen.
    Ich blieb am Kai stehen. Das Wasser

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