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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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laufen und alle vier Jahre zwei olympische Medaillen zu holen? Der sich alles versagt, was das Leben zu bieten hat – Weib, Wein und Gesang –, um wie ein Vollidiot durch die tiefen finnischen Wälder oder über die kolumbianischen Hochebenen zu rennen? Herrgottnochmal, Mann! Was glaubst du, was Philip Marlowe sagen würde?«
    »Nein, nicht deshalb. Sondern weil er stürzte – oder umgeschmissen wurde – während des 10 000-Meter-Endlaufs in München 1972, wieder aufstand, fluchte und wieder loslief – und nicht nur das Hauptfeld einholte, sondern auch das Rennen gewann, nach einem souveränen Endspurt. Von dieser Eigenschaft hätte ich gern ein bißchen gehabt, manchmal.«
    »So, so«, sagte er fast irritiert. »Du verstehst zu argumentieren. Aber einige von euch hier – ihr glaubt, ihr wißt alles besser als wir – aber vergiß nicht: ohne uns und die Nato wärt ihr eine Provinz in der Äußeren Mongolei oder so was. Vergiß das nicht, Veum!«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte ich und nahm einen Schluck aus meinem Glas.
    Als Zeichen dafür, daß er nicht nachtragend war, hob er sein Glas. »Skål!« sagte er grinsend.
    »Was machst du eigentlich hier, um diese Zeit? Ist das dein zweites Büro?« Ich warf einen vielsagenden Blick auf die Flaschen an den Wänden.
    »Sicherheitschef bei einer Ölfirma zu sein, das ist kein Bürojob, Veum. Ich muß raus ins Revier. Hier erfährst du, was läuft. In Lokalen wie diesem – und in so einigen anderen.«
    »Was weißt du … Was weißt du über den Laden, den ein Kerl namens Ole Johnny betreibt?«
    »Ole Johnny? Nicht mehr, als daß es einer der Orte ist, wo man sich trifft. Leute, die ein paar Tausender verloren haben, werden schnell gesprächig. Es kann sich lohnen, auch solche Lokals zu besuchen. Außerdem – da wo ich herkomme, betrachtet man solcherlei Freizeitaktivitäten liberaler, als ihr das tut,«
    »An solchen Orten kann sich ein junger Specht ganz schöne Spielschulden anlachen, was?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Das glaub ich nicht. Das Risiko gehen sie nicht ein. Du spielst, solange du Bargeld hast – oder zur Not andere Wertgegenstände. Dann ist das Spiel vorbei, und du kannst dich bis zum Kragen vollaufen lassen oder die beneiden, die oben eine Nummer schieben, oder abhauen. Das Spiel ist vorbei.«
    »Vielleicht gibt es andere Orte, wo man sich Geld leihen kann?«
    »Natürlich. Die gibt es überall. Du kannst zum Skagenkai runtergehn und dir in kürzester Zeit 100 000 leihen – wenn du 200 000 hast, um die in der Woche drauf zurückzuzahlen.«
    »Hundert Prozent Zinsen die Woche?«
    »Tja, das variiert natürlich, aber so durchschnittlich – ja.«
    »Ich brauch was zu essen«, sagte ich und nahm mein Bierglas mit zu einem freien Tisch.
    »Hast du was dagegen, wenn ich mich anschließe?« fragte Jonsson.
    Ich zuckte mit den Schultern zum Zeichen dafür, daß er machen könne, was er wolle. Wir bestellten uns jeder ein Steak. Während wir auf das Essen warteten, sagte er: »Du hast nicht … Weil du danach fragst – hast du was rausgefunden über diesen – Samuelsen, was in diese Richtung geht?«
    »Kredithaie? Nein. Nein, ich hör mich nur um – wie die Verhältnisse sind. Es läuft offensichtlich so einiges hier in Stavanger, was vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre.«
    »Das gehört zusammen. Fortschritt, Wachstum und – Kriminalität. Der Rauschgiftkonsum ist Gott sei Dank gering, vorläufig, aber das kommt durch die strengen Reglementierungen auf den Bohrinseln. Nur die, die Verbindung zum Festland haben, nehmen ein bißchen, und das ist hauptsächlich Haschisch. Die Leute in den Staaten sind so was gewöhnt – für den Hausgebrauch. Und Gewohnheiten nimmt man mit – leider.«
    Die Steaks kamen und wir aßen.
    Ich sagte: »Sag mal, bei deinem Job da – arbeitest du mit der örtlichen Polizei zusammen?«
    Er kaute. »Oh, ja, das kommt vor.«
    »Wie sind sie?«
    »Das kommt drauf an, was du meinst. Die meisten sind ganz nett, aber was die Fähigkeiten angeht …« Er rümpfte die Nase. »Zu Hause in den Staaten würden die meisten einen Tritt in den Arsch kriegen. Die sind so knallhart wie Kindergartenonkels und so mutig wie meine Oma. Rechtschaffen, aber einfältig.«
    »Kennst du einen, der Bertelsen heißt?«
    »Bertelsen … Ein Bürokrat. Folgt Paragraphen von Punkt zu Punkt. Du kriegst keine einzige Auskunft mit weniger als drei Durchschlägen in dem Laden, sag ich dir.«
    »Das hört sich an, als würdest du den

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