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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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glücklich.
    »Na?« sagte Bertelsen. »Kannst du ihn einordnen?«
    »Ich hab ihn noch nie gesehen. Wer ist das?«
    Die kalten Augen antworteten nicht. Der Mund blieb geschlossen.
    »Lächel-Hermannsen?« fragte ich.
    Er streckte die Hand nach dem Foto aus, ohne zu antworten. Nachdem ich noch einmal darauf gesehen hatte, gab ich es ihm zurück.
    Er gab mir das andere Foto. Sie war jünger und hübscher als der Mann auf dem ersten Bild, und wenn man die Augen zukniff, hätte sie vielleicht sogar glücklich aussehen können. Es lag ein kleines Lächeln um den breiten Mund mit den vollen Lippen, aber das Lächeln hätte die Augen nie erreicht. Sie waren hell und grauweiß, wie Kieselsteine. Das Haar war blond, die Schultern waren nackt. Es war nichts auf dem Bild, das zeigte, was für Kleidung sie trug. Vielleicht hatte sie überhaupt nichts an, und vielleicht war das genau der Eindruck, den sie erwecken wollte.
    Das Gesicht war etwas zu breit und etwas zu flach, aber das konnte durch die grelle Beleuchtung so wirken. Es war ein schlechtes Foto, und sie mußten es ganz hinten in irgendeiner Schublade gefunden haben. Sogar auf der Kopie war deutlich ein Eselsohr zu erkennen.
    »Und?« sagte Bertelsen.
    »Ist das …?«
    »Kennst du sie?« fragte er knurrend.
    Ich schüttelte langsam den Kopf und sah lange auf das Bild.
    »Das tätest du aber gern, was? Sie ist dein Typ, stimmt’s? Genauso wie – die andere.«
    »Aber seid ihr so sicher, daß …«
    Auch der Standhafteste gerät ab und zu ins Schwanken. Er konnte es nicht lassen, ein bißchen zu prahlen. In nüchternem Ton sagte er: »Irene Jansen. Prostituierte. 28 Jahre alt. Wohnhaft in Stavanger seit einem halben Jahr. Wir haben ihre Wohnung untersucht. Sie ist leer. Es stellte sich heraus, daß niemand sie seit vorigem Mittwoch gesehen hat.« Er sah einen Augenblick auf, um sich zu versichern, daß ich begriffen hatte, worum es ging. »Wir ermitteln jetzt in Oslo.«
    »In Oslo?«
    »Da kommt sie her. Leute von der Kripozentrale überprüfen ihre Wohnung dort, versuchen, einen Arzt oder Zahnarzt zu finden, der bei der Identifizierung helfen kann …«
    »Zahnarzt? Ist das nicht ein bißchen – daneben? Ich meine … Oder habt ihr vielleicht den Kopf gefunden?«
    »Nein«, sagte er kalt. »Wir haben den Kopf nicht gefunden. Noch nicht. Aber in dem Augenblick, wo wir ihn finden, wird ihre Zahnarztakte von großem Nutzen sein. Zusätzlich zu den Informationen aus der Krankenakte. Wir planen ein wenig voraus in unserem Fach, verstehst du, Veum? – Ein wenig ,verstehst du?«
    »Und sie ist verschwunden – wie eine Seifenblase?«
    »Sie ist verschwunden wie – Arne Samuelsen. Und ebenso Lächel-Hermannsen.«
    »Verdammter Sauhaufen!«
    »Kurz gesagt: so ungefähr der einzige, der da ist, bist du. Und aus dir etwas rauszubekommen, ist ja unmöglich.«
    »Aber …«
    »Doch, wir haben eine Fahndung eingeleitet, nach allen dreien. Sogar international. Arne Samuelsen, Irene Jansen und Lächel-Hermannsen. Aber ich befürchte langsam, daß – tja.«
    Iversen platzte plötzlich dazwischen. »Lächel ist aber gesehen worden.«
    Ich drehte mich zu ihm herum. »Ja?«
    »Mehrere Zeugen haben ausgesagt, daß sie ihn getroffen hätten, besoffen, unten in der Stadt, in den letzten Tagen, und daß er …«
    Bertelsen unterbrach ihn schroff r »Das reicht, Iversen. Wir verteilen hier keine Bonbons. Heute nicht. Wir haben sowieso schon mehr als genug gesagt.« Ohne Überleitung sagte er plötzlich: »Hast du was von ihm gehört, Veum?«
    »Von wem?«
    »Von Arne Samuelsen.«
    »Wieso sollte ich? Er hat keine Ahnung, wer ich bin, hat keine Ahnung, daß ich hier bin, daß seine Mutter …«
    »Und wer hat dich dann gestern im Hotel angerufen?«
    Mir wurde heiß. »Gestern – im …«
    »Der Portier hat erzählt, du hättest einen Anruf bekommen – und daß es ein kleines Intermezzo gegeben hätte, oben in deinem Zimmer.«
    »Ich verstehe …«
    »Na endlich.«
    »Ich verstehe, daß ihr jedenfalls nicht auf der faulen Haut liegt. Aber warum interessiert ihr euch für mich? Irgendwem gefiel es nicht, daß ich in Stavanger bin. Das wart nicht zufällig ihr? Sie haben mich im Bad eingesperrt, als ich duschte, und nachdem ich wieder rausgekommen war, riefen sie mich an und baten mich, die Finger von der ganzen Sache zu lassen, und besonders von Arne Samuelsen. Das klang wirklich nach euch .«
    »Laß die Witzelei. Warum hast du uns das nicht eher erzählt? Warum hast du uns nicht

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