Die Frau im Kühlschrank
ist?«
»Ich …«
»Von wo aus hast du angerufen?«
»Angerufen?«
Er antwortete nicht, sondern drückte wütend auf ein paar Knöpfe seiner Sprechanlage, »Iversen. Lauritzen. Reinkommen.« Das war ein Befehl. Abbott und Costello standen im Laufe einer halben Minute auf der Matte.
Bertelsen zeigte auf zwei Stühle an der Wand. »Setzt euch da hin. Setzt euch hin und seht euch diesen Typen an. So sieht ein verdammter Lügner aus. Paßt auf!«
Sie saßen richtig in einer Reihe da: Bertelsens bleiches Schreibtischgesicht links, Iversen asketisches Bettelmönchsantlitz in der Mitte, Lauritzens überfressene Cherubvisage rechts.
Bertelsen sagte: »Also frag ich noch einmal, Veum. Von wo aus hast du angerufen?«
Ich sah langsam von einem Gesicht zum anderen. Ich begann zu schwitzen. Ihre Gesichter gefielen mir nicht. Sie sahen aus, als wüßten sie etwas, das ich nicht wußte. Aber vielleicht kam es mir nur so vor. Ich sagte: »Wer von euch ist mein Anwalt?«
Bertelsen sagte: »Du brauchst doch wohl keinen Anwalt, um eine gepflegte Unterhaltung zu führen, Veum?«
Ich sah ihn an. Ich spürte die Furchen in meiner Stirn wie verspannte Muskelstränge. »Das hier wirkt eher wie ein Verhör, nicht wie eine Unterhaltung, und wenn es eine gepflegte Unterhaltung sein soll – dann bedeutet das Wort gepflegt in Stavanger was anderes als in Bergen – oder vielleicht innerhalb dieser Wände was anderes als draußen.«
Die drei Polizisten zeigten drei verschiedene Augenausdrücke.
Lauritzen sah aus, als hätte er meiner Gedankenkette nicht ganz folgen können. Sein Blick war verwirrt. Iversen sah vollkommen gleichgültig drein, als dächte er an Forellenangeln oder Zündkerzen oder Gebrauchsanweisungen für das Auswechseln von Farbbändern. Bertelsen sah mich eiskalt an und sagte: »Wenn du keine Unterhaltung führen willst, dann nehmen wir dich in Gewahrsam, und dann kannst du morgen mit deinem Anwalt reden, wenn du willst.«
»Ich …«
»Erzähl Veum, was wir gehört haben«, sagte Bertelsen, ohne jemanden anzusehen. »Damit er begreift, daß wir keine Witze machen.«
Iversen sagte: »Ein Zeuge hat gesagt, daß er eine Person beobachtet hat, deren Beschreibung auf Veum paßt, als sie den Hof verließ, wo die Wohnung der Toten liegt.«
Nun war es an mir, so auszusehen, als hätte ich nicht alles begriffen. Ich wandte mich direkt an Iversen. »Könntest du das bitte noch einmal sagen und an ein paar Stellen einen Punkt einfügen? Das war etwas zu umständlich für mich.«
»Umständlich?« kläffte Bertelsen. »Wir haben nicht den ganzen Tag, Veum. Wir wollen dieser Sache auf den Grund kommen, und wir haben schon zwei Fahndungen laufen. Wir haben verdammt noch mal keine Zeit, hier zu sitzen und mit dir stundenlang Blödsinn zu reden! Und jetzt raus mit der Sprache – sonst sperr ich dich ein – und du wirst die vierundzwanzig Stunden bis zur letzten Minute absitzen, das garantiere ich dir!« Er hielt eine Sekunde die Luft an, ehe er fortfuhr: »Laura Ludvigsen ist tot, und das weißt du nur zu gut. Du hast selbst angerufen und uns auf die Leiche aufmerksam gemacht. Du bist nicht nur beobachtet worden, als du den Tatort verlassen hast – wenn du die Tonbandaufnahme von deinem Anruf hören willst, spielen wir sie dir gern vor. Wir nehmen alle Gespräche im Haus auf Band auf, eine gute Angewohnheit, wie sich ab und zu herausstellt.« Ohne Luft zu holen ging es weiter. »Es gibt absolut keinen Grund, anzunehmen, daß Laura Ludvigsen eines natürlichen Todes gestorben sei. Mit anderen Worten: Wo hast du die Nacht verbracht, Veum? Und jetzt will ich eine Antwort haben!«
Das war ein solider Knock-out. Ich hing schon in den Seilen und hatte große Schwierigkeiten, den Blick zu konzentrieren. »Bei – einer Frau, einer Frau, die – Elsa heißt.«
»Elsa, und weiter?«
Ermattet sah ich ihn an. »Das weiß ich tatsächlich nicht.«
»Mit anderen Worten: eine beginnende Freundschaft? Erzähl uns, wo sie wohnt.«
Ich erzählte es.
»In welchem der Hochhäuser?«
»In dem direkt an der Eisenzeitsiedlung.«
Bertelsen sah Lauritzen an, der aufsprang. »Check das«, sagte er, und dann waren wir nur noch drei.
Ich bereute jetzt, daß ich nicht bei Elsa angerufen hatte. Bertelsen wandte sich sofort wieder mir zu. »Und du hast die ganze Nacht bei – dieser Elsa verbracht?«
»Ja.«
»Ab wann und wie lange?«
»Wir sind rausgefahren – vom Hotel – gestern abend, so gegen sieben, halb acht. Und ich bin heute
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