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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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stoppte Anouk. Sie beugte sich vornüber, stützte ihre Hände auf die Knie und versuchte, ruhig zu atmen. Die kleine Halle war mit einem weiß-roten Absperrband abgeriegelt. Über dem Loch, das Max in die Fliesen geschlagen hatte, lag eine Betonplatte. Die Feuerwehr hatte tatsächlich anrücken müssen, um Bernhardines sterbliche Überreste zu bergen. Sie lagen jetzt in der Aufbahrungshalle des Friedhofes; heute Nachmittag würde das Begräbnis stattfinden. Nur Max, Tati, der Priester und sie wussten davon. Und natürlich die Polizei, die ihnen die Erlaubnis zur Bestattung erteilt hatte.
    In einem geheimen Raum in Ruflis Villa hatte man Bernhardines Porträt sichergestellt. Das Schmuckstück am Hals des Skeletts, das tatsächlich identisch mit demjenigen auf dem Gemälde war, und ihre gemeinsame Aussage bezüglich der Kirchenregister hatten den Behörden zur Identifizierung ausgereicht. Vermutlich war die Seenger Polizei sogar froh darüber, dass die Aufregung um die gefundenen Gebeine endlich abebbte und wieder Normalität einkehrte.
    Der Nachfolger des Kurators hatte versprochen, das Porträt nach dem Reinigen sofort in die Ahnengalerie des Schlosses zu überführen, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und noch eine weitere Überraschung hatte die Polizei in Ruflis Haus erwartet. Sie fand dort ein zweites Bild von Bernhardine, auf dem sie mit ihren Kindern abgebildet war. Wiederum in ihrem roten Kleid, die Haare jedoch züchtig unter einer Perücke verborgen, ein kleines Mädchen an der Hand, daneben zwei Knaben in einer Wiege. Anouk brannte darauf, auch dieses Gemälde bald in der Ahnengalerie von Hallwyl in Augenschein nehmen zu können. Bis jetzt kannte sie es lediglich vom Hörensagen. Allem Anschein nach hatte der Maler zwei Bilder gleichzeitig angefertigt. Eines für die Öffentlichkeit und ein intimeres, das sicher nur für Bernhardine bestimmt gewesen war und das Anouk und Max entdeckt hatten. Gemalt von ihrem Liebhaber. Nein, Anouk schüttelte den Kopf: Gemalt von ihrem Liebsten. Beide Bilder trugen keine Signatur; die Identität des Malers würde man deshalb wohl nie herausfinden können. Vielleicht war es besser so, denn es bezeugte Bernhardines ganz private Geschichte, die niemanden etwas anging.
    Als Anouk nach einer halben Stunde wieder zu Hause eintraf, stand Valerie am Herd und bereitete das Frühstück vor, während Max am Jammern war.
    »Hör ihm einfach nicht zu, Tati!«, sagte Anouk und schnappte ihm das Glas Orangensaft, nach dem er gerade greifen wollte, vor der Nase weg. »Einen größeren Glückspilz als ihn trifft man nicht so schnell … oder einen schlechteren Schützen als Rufli.«
    Max schnaubte. »Ich kann dir ja mal aufzählen, was für Komplikationen nach einem Durchschuss so auftreten können«, raunzte er.
    Sie verdrehte die Augen. »Jeder Arzt ist ein Hypochonder. Ich gehe duschen. Für mich bitte Rühreier, liebste aller Großtanten.«
    Sie drückte Valerie einen Kuss auf die Wange.
    »Und ich?« Max spitzte die Lippen.
    »Du kommst später dran.«
    »Drohung oder Versprechen?«
    Anouk lachte. »Das kannst du dir aussuchen.«

    »›Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!‹
    So ruhe nun in Frieden, Bernhardine Amalia von Hallwyl, geborene von Diesbach-von Morlot. Es war eine lange Reise, es war eine lange Zeit. Der Herr behüte dich, er behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in alle Ewigkeit. Amen.«
    »Amen«, murmelte Anouk und wischte sich über die Augen.
    Max gab ihr einen leichten Schubs. »Geht’s?«
    Sie nickte und lächelte. »Dabei habe ich sie doch gar nicht gekannt.«
    »Doch, ein bisschen schon«, entgegnete er. »Und sie hat dich schließlich auserwählt – unter all den Morlot-Frauen. Sie muss dir also eine Menge zugetraut haben. Genau wie ich«, fügte er hinzu.
    »Liebes?« Ihre Großtante rückte einen unförmigen Hut zurecht. »Sag«, wisperte sie, »wer ist noch mal gestorben?«
    »Bernhardine, Tati … die Frau im roten Kleid, von der wir dir erzählt haben. Die Mutter des …« Sie brach ab. »Eine alte Freundin.«
    Ihre Großtante nickte. »Ah, so. Tut mir leid. Aber so ist das Leben halt. Geburt und Tod. Eine ewige Abfolge.«
    Anouk verdrehte die Augen, und Max schmunzelte. Der Pfarrer warf eine Schaufel Erde in das Grab und trat

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