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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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gehabt! Eine Sekunde später, und der Laster hätte sie beide zermalmt. Max fröstelte, ging wieder hinein und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er presste die kalte Flasche an seine Wange und stöhnte. Obwohl er nur allzu gern bei Anouk geblieben wäre und enttäuscht gewesen war, als sie ihn weggeschickt hatte, konnte er sie andererseits auch gut verstehen. Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie beunruhigt und aus dem Gleichgewicht gebracht, so dass sie im Moment vermutlich all ihre Kraft benötigte, um wieder mit sich ins Reine zu kommen. Auch aus diesem Grund wäre er viel lieber geblieben, hätte sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut werden und er immer für sie da sein würde. Hinter Max’ Stirn begann es unvermittelt heftig zu pochen, und er griff nach seiner Arzttasche.
    »Tabletten nie mit Alkohol«, deklamierte er, würgte zwei Aspirin mit einem großen Schluck Bier hinunter und humpelte dann in sein Schlafzimmer. Anouk hatte recht, morgen war auch noch ein Tag.

    »Ich gehe jetzt.« Ihre Großtante stand am Fuß der Treppe und wühlte in ihrer Handtasche. »Monsieur van der Hulst begleitet mich zum Friseur. Ich konnte ihn dazu überreden, sich ebenfalls die Haare schneiden zu lassen. Wir werden gegen Mittag zurück sein.«
    Anouk trat aus dem Bad und linste übers Treppengeländer. Sie trug nur ein Pyjamaoberteil und wollte sich dem Belgier nicht halb nackt zeigen.
    »Alles klar. Viel Spaß!«, rief sie und hörte kurz darauf, wie die Haustür ins Schloss fiel.
    Es war Samstag. Statt des morgendlichen Verkehrslärms, der während der Woche schon in aller Früh einsetzte, waren zwitschernde Vogelstimmen zu hören. Anouk stöhnte. Ihre gesamte linke Körperhälfte befand sich in Aufruhr. Sie ging ins Bad zurück, tupfte Wundsalbe auf die zahlreichen Abschürfungen und versuchte, in ihre Shorts zu schlüpfen. Heute Abend würde eine weitere Theaterprobe stattfinden. Und zwar in voller Montur im Schlosshof. Sie dachte an das Bild, das in Max’ Praxis stand, und an die Frau, die darauf abgebildet war. Anouk hatte plötzlich das dringliche, wenn auch absurd erscheinende Gefühl, dass die Dargestellte auf sie wartete. Es war, als wäre sie der Dame etwas schuldig und dürfte keine Zeit verlieren, ihre Verpflichtung ihr gegenüber nachzukommen.
    »Wer traut schon Gefühlen?«, murmelte Anouk und schüttelte den Kopf.
    Sie blickte auf ihr Handy, das weder einen eingegangenen Anruf noch eine Kurzmitteilung anzeigte. Dabei hatte sie so sehr auf eine Nachricht von Max gehofft. Doch nach den gestrigen Erlebnissen war sein Schweigen nur allzu verständlich. Wegen ihr wäre er beinahe umgekommen, und danach hatte sie ihn auch noch frühzeitig nach Hause geschickt und damit offensichtlich tief verletzt, obwohl sie im Grunde doch nichts anderes wollte, als von ihm geliebt zu werden. Aber hatte sie auch das Recht dazu? Konnte sie von ihm erwarten, dass er eine so kapriziöse, unberechenbare und völlig aus dem Tritt geratene Person wie sie liebte? Eine, die sich zudem schuldig gemacht und das Leben eines anderen Menschen auf dem Gewissen hatte? Anouk biss sich auf die Lippen. Vielleicht hatte sich Max in dieser Nacht die gleichen Fragen gestellt, war zum gleichen Ergebnis gekommen und rief deshalb nicht an.
    »Ist eh besser so!«, seufzte Anouk kläglich und verließ das Haus.

    In dem Computergeschäft, das kaum größer als ein doppeltüriger Schrank war, stand ein junger Mann hinter dem Tresen und malträtierte ein Mobiltelefon. Als Anouk eintrat, blickte er auf.
    »Grüezi!«, krähte er und strahlte Anouk hingerissen an. Er knallte das Gerät in eine Schublade und zeigte eine Reihe schiefer Zähne.
    »Ich brauche ein Laptop inklusive Internetzugang. Am besten sofort. Ist das möglich?«
    In der nächsten Viertelstunde überschlug sich der Verkäufer förmlich dabei, ihr die Vorzüge dieses und jenes Notebooks darzulegen. Anouk entschloss sich schließlich für ein handliches Model mit Tragtasche; kaufte einen dieser ominösen kleinen Stecker, der es ihr ermöglichte, im Internet zu surfen, und befand sich knapp zwanzig Minuten später wieder auf dem Gehsteig.
    »Möchten Sie sofort damit arbeiten?«
    Anouk drehte sich um. Der Verkäufer war ihr gefolgt und stand nun mit geröteten Wangen im Türrahmen.
    »Ja«, beantwortete Anouk seine Frage, »das hatte ich eigentlich vor.«
    Der junge Mann trat näher und drückte ihr einen Akku in die Hand.
    »Hier, ein Geschenk des Hauses. Der neue

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