Die Frau mit dem Hund
er und machte eine weite Geste nach Westen, auf der anderen Seite die Salzwüste, die nicht einmal eine Klapperschlange zu durchqueren vermag, und an der dritten Seite liegt das Indianergebiet. Wir sind sieben Outlaws und planen einen Banküberfall in einer kleinen Stadt.
Du nicht, sagte er, du bist die Herrin der Geisterstadt. Du heiÃt Mike und lebst allein mit deinem GroÃvater in der verlassenen Goldgräberstadt hinter der Wüste, die wir schlieÃlich auf der Flucht vor den Soldaten halb tot und verdurstet gerade noch so erreichen. Du weiÃt, wo es Wasser gibt. Und du verdrehst allen Männern den Kopf.
Pola war verlegen. Sie sagte, dort ist kein Gebirge, sondern eine stillgelegte Fabrik, Chemie, Lacke, Farben, mit der Arbeitersiedlung am Tor A. Die Salzwüste im Osten ist der Wald, da müssen wir leider demnächst durch, mitsamt den Klapperschlangen, weil vor uns im Indianergebiet der Fluss liegt, und an dieser Stelle würde ich der Brücke nicht trauen. Schau dir bloà den Asphalt hier an. Der beste Weg führt durch den Wald.
Die Wüste muss man hinter sich bringen, sagte ÂTimon, dazu ist sie da. Das sagt Gregory Peck, als die Soldaten hinter ihnen her sind und sie wegen des Banküberfalls verfolgen, und da bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, sie müssen durch die Wüste.
Ja, sagte Pola, die Wüste muss man wohl hinter sich bringen. Hinter dem Wald kommen die Gleise, dahinter liegen die Villen. Ist aber noch sehr weit bis dahin.
An der Abbiegung blieb Zsazsa stehen und sah sich nach Pola und Timon um. Sie war jetzt einÂgeschüchtert, wedelte nicht mehr mit dem Schwanz, sondern hatte ihn zwischen die Beine geklemmt und schnüffelte äuÃerst wachsam, die Nase nah am Boden. Als Pola und Timon den Wald erreichten, setzte sie sich hin, reckte den Kopf zum Mond und fing durchdringend an zu heulen.
So sind sie, sagte Timon. Ein paar Jahrhunderte denkst du, sie sind ganz zahm, aber irgendwo in ihnen drinnen schlummert die ganze Zeit ein Wolf.
Aus der Ferne heulte ein Hund zurück.
Pola bekam eine Gänsehaut wegen des Mannes, dem sie damals auf dem Weg durch den Wald begegnet waren, in dem sie sich verirrt hatten. Er war ihr unheimlich gewesen mit dieser Ratte, die er auf seiner Schulter sitzen hatte und der er verrückte Reden hielt. Zsazsa hatte gewinselt, wie immer, wenn sie sich fürchtet, und Pola hatte gewusst, dass Angst nicht hilft, aber sie hatte den Kopf verloren und war  in den Wald gerannt, immer tiefer und tiefer ins Dickicht hinein.
*
Pola stellte mit Erleichterung fest, dass die Villa noch immer mit Brettern vernagelt war.
Am Morgen ging sie zu Isabella und Pinkus hinüber, um den ehemaligen Nachbarn zu sagen, dass sie wieder da war und gleich etwas Krach machen würde. Nicht dass sie einen Schreck bekämen.
Du solltest dich schonen in deinem Zustand, sagte Isabella und zeigte auf Polas Bauch. Pola sagte, so weit sind wir leider noch nicht.
In der Zwischenzeit sah sich Abramowski im Geräteschuppen nach brauchbarem Werkzeug um und sog dabei den Duft von all dem Grün und Gelb und Rot ein, dem bunten Herbstlaub, das er jetzt auch sehen konnte, nachdem die Sonne aufgegangen war, eine bleiche, grelle Sonne an einem kühlen Morgen inmitten eines verwilderten Parks, der die alte vernagelte Villa umgab. Eine Villa mit einem Erker.
Im Geräteschuppen lagen noch, wie Pola sie verlassen hatte, die zwei Matratzen, die sie aufeinandergelegt hatte, und ein Schlafsack, der für die warme Jahreszeit sicher genügt hatte, aber heute früh fühlte er sich feucht an, weil die Nächte kühler wurden.
Es wurde Zeit, dass sie die Villa aufbrachen.
Pola kam zurück und hatte Isabella und Pinkus dabei.
Zsazsa knurrte, als sie den Nachbarn sah, aber Pola sagte, na komm, meine Kleine, das ist Pinkus, den kennen wir gut, und nach einer Weile beruhigte der Hund sich wieder.
Dann wollen wir den Kasten also mal knacken, sagte Pinkus, als er Abramowski die Hand gab; in der anderen hatte er einen Werkzeugkasten, und Isabella hielt zwei Brecheisen hoch.
An der alten Villa war wilder Wein hochgeklettert bis zum Dach, im Park standen Kastanien, ein mächtiger Walnussbaum, eine Buche und zwei Akazien, im Hintergrund wuchs ein gewaltiges Rhododendronmassiv vor ein paar dunklen Tannen, und auf dem früheren Rasen waren junge Bäume entstanden, kleine Birken und Pappeln; überall wucherten Gräser, Rispen,
Weitere Kostenlose Bücher