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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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wir sie.« Reinhart beugte sich über den Schreibtisch und studierte die Aufnahmen einer Frau in dunkler Baskenmütze und hellem Mantel; ein Foto im Profil, das andere fast direkt von vorn … offenbar waren sie mit ganz kurzem Zeitabstand gemacht, der Fotograf hatte nur seine Position gewechselt … sie stand an einem Grab und schien das, was auf dem rauen, etwas moosbedeckten Stein stand, zu entziffern. Leicht vorgebeugt und eine Hand ausgestreckt, um eine Ranke zur Seite zu schieben …
    »Stimmt«, sagte Reinhart. »Natürlich ist sie das.«
    Van Veeteren riss den Telefonhörer an sich und rief Klempje an.
    »Ist Klaarentoft schon raus?«
    »Nein.«
    »Halte ihn auf, wenn er vorbeikommt, und schicke ihn zu mir hoch«, befahl er und legte auf.
    Zwei Minuten später stand Klaarentoft in voller Größe wieder in der Tür.
    »Prima«, sagte Van Veeteren. »Vergrößerungen von den beiden hier, kannst du die machen?«
    Klaarentoft nahm die Fotos und schaute sie an.
    »Natürlich«, sagte er. »Ist das …«
    »Ja?«
    »Ist sie das? Maria Adler?«
    »Da kannst du ein Ei drauf backen«, sagte Reinhart.

    »Ich finde, sie hat gar nichts Mystisches an sich.«
    »Gute Spürnase«, sagte Reinhart, nachdem Klaarentoft wieder verschwunden war.
    »Ja«, sagte Van Veeteren. »Er hat auch zwölf Fotos vom Pfarrer gemacht. Hoffentlich schnappen wir sie jetzt.«
     
    »Endlich«, seufzte Reinhart, als er hinter Winnifred Lynch in die Badewanne sank. »Was für ein teuflischer Tag. Was hast du gemacht?«
    »Ein Buch gelesen«, erwiderte Winnifred Lynch.
    »Was für eins?«, fragte Reinhart.
    Sie lachte.
    »Wie läuft es? Ich vermute, dass ihr sie noch nicht gefunden habt?«
    »Nein«, bestätigte Reinhart. »Über 1300 Hinweise, aber wir wissen nicht, wo sie ist und wer sie ist. Scheiße, dabei habe ich gedacht, wir würden es heute schaffen.«
    »Hm«, sagte Winnifred Lynch und lehnte sich an seine Brust. »Es reicht ja schon eine Perücke … auch keine neuen Anhaltspunkte?«
    »Vermutlich im Norden«, sagte Reinhart. »Sie kann einen Zug genommen haben. Morgen werden wir mit einem Typen reden, der glaubt, mit ihr im selben Abteil gesessen zu haben … hat gerade angerufen, als ich loswollte.«
    »Und – werden es noch mehr, was meinst du?«
    Reinhart zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Wir sind uns ja noch nicht mal über das Motiv im Klaren.«
    Sie dachte nach.
    »Du erinnerst dich daran, dass ich gesagt habe, es wäre eine Frau.«
    »Ja, ja«, nickte Reinhart leicht irritiert.
    »Eine gekränkte Frau.«
    »Ja.«
    Sie strich langsam mit ihrem Finger über seinen Schenkel.

    »Es gibt viele Möglichkeiten, eine Frau zu kränken, aber eine ist unfehlbar.«
    »Vergewaltigung?«
    »Ja.«
    »Sie war höchstens zehn, als die ihre Stabsschule beendet haben«, erklärte Reinhart. »Sie kann nicht älter als vierzig sein, oder was denkst du?«
    »Nein, allerhöchstens«, bestätigte Winnifred Lynch. »Äh, aber irgend so was gibt’s da im Hintergrund.«
    »Gut möglich«, sagte Reinhart. »Kannst du nicht genauer in deine Kristallkugel gucken und mir sagen, wo sie sich versteckt hält? Nein, jetzt lassen wir das eine Weile. Was für ein Buch hast du gelesen?«
    »La vie devant soi« , sagte Winnifred Lynch.
    »Emile Ajar?«
    »Ja.«
    »Ich glaube, ich brauche ein Kind.«
    Reinhart lehnte seinen Kopf gegen die Kacheln und schloss die Augen. Mit einem Mal merkte er, wie zwei vollkommen unvereinbare Bilder in seinem Gehirn vorbeisausten, aber das ging so schnell, dass er ihre Botschaften gar nicht mitbekam. Wenn sie denn welche mit sich führten.
    »Darf ich dir eins geben?«, fragte er.
    »Wenn du unbedingt willst«, antwortete sie.
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    »Doch«, sagte Münster. »Sie kann den Zug genommen haben.«
    Er wirkte ziemlich überzeugt.
    »Gut«, bestätigte Van Veeteren. »Und wohin ist sie dann gefahren?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Leider«, antwortete er. »Er ist in Rheinau ausgestiegen,
und da saß sie noch drinnen, also … jedenfalls weiter als Rheinau.«
    »Es muss doch noch mehr Leute geben, die sie gesehen haben?« , überlegte Reinhart.
    »Sollte man meinen. Zumindest sagt Pfeffenholtz, dass noch eine Person im selben Abteil gesessen hat.«
    »Pfeffenholtz?«
    »Ja, so heißt er. Aber es gab noch jemanden während der ganzen Fahrt von Maardam an. Ein Skinhead. Und der ist offensichtlich noch länger drin geblieben.«
    »Ach, du Scheiße«, sagte Reinhart.
    »Dunkle Brille, Walkman und Comicheft«, erklärte

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