Die Frau mit dem Muttermal - Roman
noch zwei der vorher fünf Gesichter herausfinden konnte. Beide wohnten südlich von Maardam, der eine sogar in Südafrika.
Als Ibrahim Jebardahaddan das Gebäude mit zittrigen Beinen verließ, stellte Moreno fest, dass sie ihn jetzt zum ersten Mal mit Brille sah, und man war sich einig darüber, dass auch die »Restaurantspur«, zumindest im Augenblick, sich als Sackgasse erwies.
Die neuerlichen Gespräche mit den Männern aus der Stabsgruppe hatten nichts Neues ergeben. Keiner konnte sich daran erinnern, dass Karel Innings während der Militärzeit mit Malik und Maasleitner befreundet gewesen war. Er war ein ganz beliebter, extrovertierter und angenehmer junger Mann gewesen, ohne engere Verbindungen zu Malik oder Maasleitner. Einige aus der Gruppe hatten die Aussage verweigert – aus irgendwelchen unklaren Gründen, wie die Kollegen vor Ort meinten. Andere hatten sich jede Form von Schutz oder Bewachung verbeten, und drei hatte man ganz einfach nicht erreichen können, da sie auf Reisen waren.
Die gemeinschaftliche Verbindung zwischen den drei Opfern beschränkte sich also auf die Bankaktivitäten im Juni 1976, die von Heinemann entdeckt worden waren, aber ähnliche Transaktionen anderer Gruppenmitglieder im gleichen Zeitraum hatte er noch nicht aufspüren können.
»Verzwickter, als man sich das denkt«, erklärte er, als er bei der Lagebesprechung am Freitag seinen Bericht ablieferte. »Im Prinzip braucht man für jedes neue Konto, das man sehen will, wieder eine neue Genehmigung.«
»Ja, ja«, seufzte der Hauptkommissar. »Wir wissen ja, wessen Interessen die schützen. Und wo stehen wir jetzt? Was meint Reinhart?«
»Wir treten auf der Stelle«, sagte Reinhart. »Seit dem Mord an Innings sind neun Tage vergangen. Eine Woche, seit sie aus Deijkstraa verschwunden ist … jedenfalls hat sie genügend Zeit gehabt, sich wieder zu verstecken.«
»Ich glaube, ihr Auftrag ist erledigt«, sagte Rooth.
»Das glaube ich nicht«, widersprach Reinhart.
»Wir könnten ja auf die von Münsters Liste unser besonderes Augenmerk werfen«, schlug deBries vor. »Ich meine die, die nördlich von hier wohnen.«
»Glaubst du, das ist den Aufwand wert?«, fragte der Hauptkommissar.
»Nein, zum Teufel«, erklärte Reinhart. »Das Einzige, worauf wir uns im Augenblick einstellen können, ist ein langes, freies Wochenende.«
»Gibt es jemanden, der gegen Kommissar Reinharts Vorschlag etwas einzuwenden hat?«, fragte der Hauptkommissar müde, woraufhin sich eine Grabesstille über die Ermittlungsleitung legte. »Nun gut«, sagte Van Veeteren. »Wenn nichts Besonderes geschieht, sehen wir uns am Montagmorgen um neun Uhr wieder. Vergesst nicht, dass wir noch über 2000 unbearbeitete Hinweise liegen haben.«
Als der Hauptkommissar ein paar Stunden später seine Schritte zum »Verein« in der Styckargasse lenkte, stieß er in der Tür auf den Geschäftsführer, der einen maßlos betrunkenen Arzt in den Armen hielt.
»Ich musste ihn rausschmeißen«, erklärte er. »Er singt und heult und belästigt die Damen.«
Van Veeteren nickte und half ihm, den Arzt die Treppe hinauf zum wartenden Taxi zu bugsieren. Immer ist irgendwas, dachte er resigniert. Sie luden ihre Last auf dem Rücksitz ab.
»Wohin soll er?«, fragte der Fahrer und schaute skeptisch drein. Urwitz wandte sich Van Veeteren zu.
»Kennst du ihn?« »Nur flüchtig«, erwiderte Van Veeteren und zuckte mit den Achseln.
»Er behauptet, seine Frau habe ihren Liebhaber zu Besuch, und deshalb könne er nicht nach Hause. Ob das stimmen kann?«
»Keine Ahnung«, entgegnete der Hauptkommissar. »Und falls er überhaupt eine Frau hat, ist es jedenfalls keine gute Idee, ihn so oder so nach Hause zu schicken.«
Der Geschäftsführer nickte, und der Fahrer sah noch skeptischer drein.
»Entscheiden Sie sich, oder holen Sie ihn wieder raus«, erklärte er.
»Fahren Sie zum Polizeirevier von Zwille«, erklärte Van Veeteren. »Grüßen Sie von V. V. und sagen Sie, dass sie nett zu ihm sein und ihn ausschlafen lassen sollen.«
»V. V.?«, fragte der Fahrer.
»Ja«, bestätigte Van Veeteren, und das Taxi fuhr davon.
»O tempora, o mores«, seufzte Urwitz und begleitete Van Veeteren hinunter ins Gewölbe.
»Du siehst etwas finster aus«, stellte Mahler fest, als der Hauptkommissar sich an den Tisch gesetzt hatte. »Hast du angefangen zu fasten?«
»Ich lebe das ganze Jahr asketisch«, erklärte Van Veeteren. »Eine Partie gefällig?«
»Natürlich«, nickte Mahler
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