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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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sie hatte es vorgezogen, sich ihrem nächsten Opfer weiter zu nähern. Um sozusagen eine bessere Ausgangsposition zu haben. Malik, Maasleitner und Innings hatten ja alle drei in vorteilhafter Nähe von Deijkstraa gewohnt
    – zwei im Ort selbst, der Dritte nicht allzu weit entfernt. Wenn man also davon ausging, dass Frau Adler noch weitere Personen auf ihrer Liste hatte und diese Leute aus der Gruppe waren, die an anderen Orten im Land (oder natürlich auch im Ausland) lebten, ja, dann gab es gute Gründe, sich eine neue Basis für die weiteren Operationen zu suchen.
    Van Veeteren biss in ein Butterbrot. Wenn es überhaupt andere denkbare Varianten als diese drei gab, dann fielen sie ihm zumindest im Augenblick nicht ein. Dass Nummer zwei an und für sich weder Nummer eins noch Nummer drei ausschloss, war ihm natürlich klar. Was jedoch am wahrscheinlichsten war, konnte er beim besten Willen nicht sagen.
    Vielleicht war sie fertig mit dem Morden.
    Vielleicht hatte sie ihre Verfolger gerochen.
    Vielleicht war sie auf dem Weg zu Nummer vier.
    Viertel nach acht war er sowohl mit dem Frühstück als auch mit der Zeitung fertig. Nachdem er den blassen, nicht besonders unheilschwangeren Himmel eine Weile durch die Balkontür betrachtet hatte, beschloss er, dieses Mal zu Fuß zum Polizeipräsidium zu gehen.
    Es wurde sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Das Bild der gesuchten Frau, die den Namen Maria Adler benutzte, war bis zur Mittagszeit in jede Ecke und jeden Winkel des Landes gedrungen, und die einzigen Menschen, die vermeiden konnten, es zu betrachten, waren wahrscheinlich die Blinden und diejenigen, die noch ihren Samstagsrausch ausschliefen.

    Jedenfalls beurteilte Kommissar Reinhart die Lage in dieser Form.
    Bereits gegen elf Uhr hatte die Zahl der eingegangenen Hinweise die 500er-Grenze überschritten, und eine gute Stunde später war sie bereits um das Doppelte angestiegen. In der Telefonzentrale der Polizei waren vier Personen damit beschäftigt, die Anrufe entgegenzunehmen.
    Noch weitere drei Frauen mit Namen Maria Adler hatten sich gemeldet. Natürlich hatte keine von ihnen das Geringste mit den Morden zu tun. Eine arme Bürgermeistersfrau in Frigge hieß zwar ganz anders, aber sie ähnelte offensichtlich haargenau dem Bild in der Zeitung – sie war von vier unterschiedlichen Leuten ihres Ortes erkannt worden und hatte selbst weinend im dortigen Polizeirevier und im Präsidium in Maardam angerufen. Der Bürgermeister wollte Anzeige erstatten. Aber der überwiegende Teil aller Anrufe kam von Menschen um das Deijkstraaviertel herum. Sie alle gaben an – was sicher auch den Tatsachen entsprach –, im Laufe des Monats, den die angebliche Frau Adler bei Frau Klausner gewohnt hatte, sie an unterschiedlichen Orten angetroffen zu haben. Im Supermarkt. Auf dem Postamt. Auf der Straße. An der Bushaltestelle … und so weiter. Aber auch wenn die Mehrzahl dieser Beobachtungen vermutlich richtig war, waren sie natürlich für die weitere Ermittlungsarbeit nur von sehr geringem Interesse.
    Um 12 Uhr mittags war die Polizei noch nicht viel weitergekommen. Maria Adler war von zwei Zeugen gegen sechs Uhr am Freitagabend am Bahnhof gesehen worden. Falls diese beiden Angaben stimmten, musste sie einen Zug genommen haben, der um 18.03 abfuhr, und kurz nach halb eins beschloss Van Veeteren, der Presse eine weitere Information zukommen zu lassen – einen Aufruf an alle, die diesen Zug genommen hatten, sich zu melden.
    Ein paar Stunden später hatte sich wirklich eine Handvoll Reisender im Polizeipräsidium gemeldet, aber kaum mit irgendwelchen
weiterführenden Hinweisen. Eher mit einer ganzen Reihe unwichtiger Details und Vermutungen, weshalb es Grund gab, die Zugspur (wie Reinhart sie genannt hatte) als doch nicht so richtig heiß zu würdigen.
    Um drei Uhr machte sich eine gewisse Erschöpfung bemerkbar. Man saß – und hatte den ganzen Tag gesessen – in zwei Zimmern, dem von Van Veeteren und dem von Münster, die nebeneinander lagen, und die Papierhaufen und die Anzahl der schmutzigen Kaffeebecher waren in den letzten sechs Stunden ununterbrochen angewachsen.
    »Scheiße aber auch«, sagte Reinhart. »Hier ist die Alte wieder  – die sie in Bossingen, Linzhuisen und Oosterbrügge gesehen hat. Jetzt ist sie in der Kirche in Loewingen wieder auf sie gestoßen.«
    »Wir bräuchten eine bessere Karte«, meinte deBries. »Mit Fähnchen und so. Ich glaube beispielsweise, es waren mehrere Hinweise aus

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