Die Frau mit dem roten Herzen
Beziehung zwischen Ihnen. Aber was werden andere Leute darüber denken?«
»Liu sagt, es kümmere ihn nicht, was andere denken«, erwiderte Wen mit so tief hängendem Kopf, daß man hätte meinen können, ihr Hals wäre gebrochen. »Warum sollte ich mir dann Gedanken machen?«
»Sie haben sich also entschieden, bei Liu zu bleiben?«
»Was meinen Sie damit, Oberinspektor Chen?«
»Ich frage, wie Ihre Zukunftspläne aussehen.«
»Ich möchte meinen Sohn allein erziehen.«
»Und wo werden Sie wohnen? Lius Frau weiß wohl bisher nichts von Ihrer Anwesenheit, oder? Aber Shanghai ist nicht weit. Sie könnte jederzeit hier auftauchen. Was wird sie von dieser Regelung halten?«
»Ich werde nicht lange bleiben. Liu wird für die nächsten Monate eine Wohnung für mich mieten. Sobald das Baby da ist, werde ich gehen.«
»Solange die Bande hinter Ihnen her ist, wüßte ich keinen sicheren Aufenthaltsort für Sie. Egal ob in Fujian oder in Shanghai, die werden Sie finden.«
»Ich werde hier in der Gegend bleiben. Liu könnte mir Arbeit besorgen«, sagte Wen. »Er kennt so viele Leute in Suzhou. Ich bin sicher, daß er eine Lösung finden wird, Oberinspektor Chen.«
»Die Triade wird Sie finden.« Er zündete sich eine Zigarette an, drückte sie aber nach dem ersten Zug wieder aus. »Es ist bloß eine Frage der Zeit.«
»Niemand weiß etwas über mich. Die Leute kennen nicht einmal meinen richtigen Namen. Liu hat überall verbreitet, daß ich seine Cousine bin.«
»Das ist eine Angelegenheit von nationalem Interesse«, sagte Chen. »Ich muß einen Bericht für das Präsidium schreiben. Und früher oder später wird die Triade eine Kopie dieses Berichts in die Hände bekommen.«
»Das verstehe ich nicht, Oberinspektor Chen.«
»Es könnte auch Verbindungen zwischen der Polizei in Fujian und den Banditen geben, wie Sie ja schon bemerkt haben.«
Er registrierte die Verwunderung auf Catherine Rohns Gesicht. Parteisekretär Li hatte darauf bestanden, daß sich die durchlässige Stelle auf amerikanischer Seite befand. Chen würde Lis Reaktion in Betracht ziehen müssen – und die ihre. Aber das hatte Zeit.
»Dann können Sie also nichts für mich tun?«
»Wenn ich ehrlich bin, muß ich Ihnen sagen, daß wir nicht für Ihre Sicherheit garantieren können. Sie wissen nur zu gut, wie unberechenbar diese Kriminellen sind. Im großen und ganzen stimmt Liu mit meiner Einschätzung der Lage überein. Abgesehen davon wird höchstwahrscheinlich auch Liu Schwierigkeiten bekommen, sobald die Banditen Sie gefunden haben. Und Sie wissen ja, wozu diese Leute fähig sind.«
»Dann meinen Sie also, ich soll wegen Liu das Land verlassen, Oberinspektor Chen?« sagte Wen langsam und blickte zu ihm auf.
»Als Polizeibeamter lautet meine Antwort: ja. Nicht nur die Fliegenden Äxte, sondern auch die offiziellen Stellen werden ihm Ärger machen.«
»Es ist eine Entscheidung«, mischte Catherine sich ein, »die im Interesse unserer beiden Länder liegt.«
»Liu kann weder gegen die Triaden, noch gegen die Regierung etwas ausrichten. Er wird immer den kürzeren ziehen«, sagte Chen. »Außerdem würde seine Frau ihm nie verzeihen, wenn er wegen einer anderen alles aufgäbe.«
»Sie brauchen nicht weiterzusprechen.« Wen erhob sich. Ihr Blick zeigte Entschlossenheit.
»Liu möchte nicht, daß Sie gehen, denn er ist um Ihr Wohl besorgt«, fuhr Chen fort. »Das gilt auch für mich. Ich werde mit Inspektor Rohn in Kontakt bleiben. Feng wird Sie nicht mehr quälen können, wie er es bisher getan hat. Wenn es etwas gibt, das Inspektor Rohn für Sie tun kann, dann werde ich das veranlassen.«
»Ja, ich will mein Bestes tun, um Ihnen zu helfen.« Catherine ergriff Wens Hand. »Vertrauen Sie mir.«
»Gut, ich werde gehen«, sagte Wen tonlos. »Aber Sie, Oberinspektor Chen, müssen dafür sogen, daß Liu nichts zustößt.«
»Das verspreche ich Ihnen«, sagte er. »Genosse Liu hat uns einen großen Dienst erwiesen, indem er Sie geschützt hat. Ihm wird nichts passieren.«
»Und ich werde ein spezielles Postfach für Sie einrichten lassen«, sagte Catherine. »Sie dürfen keine offizielle Postverbindung haben, aber Sie können an diese Nummer schreiben, und wir werden Ihre Briefe weiterleiten, an Liu oder an wen auch immer. Und Sie werden seine Post erhalten können.«
»Da ist noch etwas. Ich muß noch einmal nach Fujian zurück, bevor ich China verlasse.«
»Warum?«
»Ich habe in der Eile einige Papiere dort zurückgelassen. Und die
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