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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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Gedichtsammlung.«
    »Die kann Hauptwachtmeister Yu mit nach Shanghai bringen«, entgegnete Chen.
    »Und ich muß das Grab meines Sohnes besuchen«, sagte Wen in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ein letztes Mal.«
    Chen zögerte. »Ich fürchte, dafür bleibt keine Zeit mehr.«
    »Sie will sich von ihrem Sohn verabschieden«, unterbrach Catherine. »Das ist der verständliche Wunsch einer Mutter.«
    Er wollte nicht zu kaltherzig erscheinen, obgleich ihm das Ganze etwas sentimental vorkam. Er enthielt sich eines weiteren Kommentars; die schiere Unvernunft ihres Ansinnens erstaunte ihn.
     

31
     
    »U ND WOHIN JETZT ?« fragte Catherine Rohn, als sie im Taxi saßen.
    »In die Polizeidirektion Suzhou. Ich habe den Leitenden Polizeidirektor bereits verständigt. Hätte Wen sich zum Bleiben entschieden, dann hätte Liu sie womöglich verschwinden lassen. Ich mußte ein paar Polizisten vor dem Haus postieren. Außerdem wollte ich sie schützen.«
    »Dann trauen Sie also auch keinem Dichterkollegen?«
    Auf diese Frage ging er nicht ein. »Am besten, wir verlassen Suzhou so schnell wie möglich. Kennen Sie das Sprichwort, daß eine lange Nacht viele Träume bringen kann?
    »Nein.«
    »Bei Ihnen sagt man wohl ›Es bleibt immer ‘ne Lücke zwischen Tasse und Lippe‹. Wenn wir unbedingt nach Fujian müssen, dann möchte ich Wen noch heute dorthin bringen. Diese Banditen sind zu allem fähig. Aber um an Tickets für den nächstmöglichen Zug oder Flug zu kommen, brauchen wir die Hilfe der örtlichen Dienststelle.«
    »Wen hat mir viel über ihr Leben erzählt, als Sie mit Liu oben waren. Sie kann einem schrecklich leid tun. Nur deshalb habe ich Ihren Wunsch unterstützt, Oberinspektor Chen.«
    »Verstehe«, war alles, was er erwiderte. Auf einmal fühlte er sich sehr müde und war für den Rest der Fahrt eher schweigsam.
    Kaum hatten sie die Polizeidirektion Suzhou betreten, kam der Leitende Polizeidirektor Fan Baohong auf sie zugestürzt. »Sie hätten uns früher über Ihren Besuch unterrichten sollen, Oberinspektor Chen.«
    »Wir sind erst gestern hier eingetroffen, Direktor Fan. Das ist Inspektor Catherine Rohn vom U.S. Marshals Service.«
    »Willkommen in Suzhou, Inspektor Rohn.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Direktor Fan.«
    »Es muß ein wichtiger Fall sein, der Sie beide nach Suzhou führt. Wir werden Sie nach Kräften unterstützen.«
    »Es ist ein brisanter, internationaler Fall, deshalb kann ich Ihnen leider keine Einzelheiten nennen«, erwiderte Chen. »Sind Ihre Leute noch vor Lius Anwesen postiert?«
    »Ja, Oberinspektor Chen.«
    »Dann lassen Sie sie dort. Und ich muß Sie noch um einen weiteren Gefallen bitten. Wir benötigen dringend drei Tickets, um nach Fuzhou zu kommen, per Bahn oder per Flugzeug.«
    »Honghua«, rief Fan einer jungen Polizistin zu, die draußen an der Anmeldung saß. »Suchen Sie uns die schnellste Verbindung nach Fuzhou heraus.«
    »Wir sind sehr dankbar für Ihre Unterstützung, Direktor Fan«, sagte Catherine.
    »Und jetzt gehen wir besser in mein Büro. Da ist es bequemer«, sagte Fan.
    »Bitte keine Umstände«, wehrte Chen ab. »Wir müssen bald aufbrechen. Je weniger Leute von der Sache erfahren, desto besser.«
    »Verstehe, Oberinspektor Chen. Ich werde kein Wort darüber verlieren.«
    »Entschuldigen Sie, Direktor Fan.« Die junge Polizistin erschien in der Tür. »Hier sind die gewünschten Informationen für Sie. Es gibt keinen Direktflug nach Fuzhou. Unsere Gäste müßten erst nach Shanghai zurück. Von dort geht ein Flug um halb vier Uhr nachmittags. Es gibt aber auch den Schnellzug, der Suzhou heute abend um halb zwölf verläßt. Die Fahrt dauert etwa zwölf Stunden.«
    »Wir nehmen den Zug«, sagte Chen.
    »Aber die Schlafwagen der Polsterklasse sind alle ausgebucht. Wir können nur noch Plätze in der harten Klasse bekommen.«
    »Sagen Sie der Eisenbahndirektion, daß wir unbedingt Polsterklasse brauchen«, sagte Fan. »Wenn nötig, sollen sie einen zusätzlichen Wagen anhängen.«
    »Aber das muß doch nicht sein, Direktor Fan«, sagte Catherine. »Die harte Klasse ist eine interessante Erfahrung für mich. Im Grunde ist mir das viel lieber.«
    »Inspektor Rohn möchte das wahre China kennenlernen«, erklärte Chen. »Dort wird sie von ganz normalen chinesischen Reisenden umgeben sein. Es bleibt dabei. Drei Fahrkarten.«
    »Na schön, wenn Inspektor Rohn darauf besteht.«
    »Geben Sie den Leuten vor Lius Haus folgende Anweisung: Liu wird heute abend

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