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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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niemanden in Shanghai, mit dem Ihre Schwester hätte Kontakt aufnehmen können?«
    »Allenfalls Zhu Xiaoying.«
    »Haben Sie Zhus Adresse?« fragte Chen. »Und die Adressen anderer Klassenkameraden wie Su Shengyi und Qiao Xiaodong?«
    Lihua holte ein Adreßbuch und schrieb ein paar Zeichen auf ein Blatt Papier. »Fünf von ihnen habe ich hier drin. Was Bai Bing betrifft, bin ich mir nicht sicher. Er wohnte nur vorübergehend dort. Er zieht ständig um, verkauft gefälschte Markenartikel in Shanghai und anderswo. Und von Liu Qing habe ich keine Adresse, aber die werden Sie leicht rauskriegen.«
    »Noch eine Frage. Warum hat sie nach der Kulturrevolution nicht versucht, nach Shanghai zurückzukommen?«
    »Das hat sie in ihren Briefen nie erwähnt.« Seine Stimme schwankte leicht. Diesmal fuhr er sich mit der Hand über den Mund. »Zhu kann Ihnen vielleicht mehr dazu sagen. Sie selbst ist Anfang der achtziger Jahre zurückgekommen.«
    Als sie aufstanden, sagte Lihua zögernd: »Ich bin noch immer ganz verwirrt, Oberinspektor Chen.«
    »Verstehe. Haben Sie noch Fragen?«
    »Heutzutage gehen so viele Leute ins Ausland – legal oder illegal. Vor allem Leute aus Fujian. Ich habe schon so manches davon gehört. Was macht den Fall meiner Schwester so wichtig für Sie?«
    »Die Situation ist ziemlich kompliziert«, sagte Chen und schrieb seine Handy-Nummer auf eine Visitenkarte. »Sagen wir so. Ihre sichere Ankunft dort drüben ist sowohl im Interesse Chinas wie auch der Vereinigten Staaten. Womöglich sucht eine Geheimgesellschaft aus Fujian nach ihr. Sie können sich vorstellen, was passiert, wenn diese Leute sie finden. Also sagen Sie uns sofort Bescheid, falls sich Ihre Schwester bei Ihnen meldet.«
    »Das werde ich, Oberinspektor Chen.«
     

9
     
    A UCH AN H AUPTWACHTMEISTER Y US drittem Tag in Fujian gab es kaum Erfolge zu verzeichnen. Bei genauerem Hinsehen jedoch konnte Fengs Anruf neue Hinweise liefern. Die Befragung von Wens Nachbarn ließ es ausgeschlossen erscheinen, daß sie sich in der unmittelbaren Umgebung versteckt hielt. Sie hatte weder Freunde noch Verwandte in der Gegend, und die ihres Mannes hatten sich längst von ihm distanziert. Einige Dorfbewohner zeigten unverhohlene Feindseligkeit und weigerten sich, über die Fengs Auskunft zu geben. Es war also kaum anzunehmen, daß Wen Liping sich tagelang hier verbergen konnte.
    Eine Abreise war gleichermaßen unwahrscheinlich. Sie war am fraglichen Abend weder in dem einzigen Bus, der das Dorf anfuhr, gesehen worden, noch in einer der Linien, die im Radius von achtzig Kilometern verkehrten. Yu hatte genaue Erkundigungen bei der Verkehrszentrale eingezogen. Ein Taxi würde sich dem Dorf nur dann nähern, wenn es mehrere Stunden zuvor angefordert worden wäre, aber über eine solche Bestellung lagen keine Unterlagen vor.
    Doch es gab noch andere Möglichkeiten. Wen konnte das Dorf verlassen haben und entführt worden sein, bevor sie einen Bus erreichen konnte. Wäre dies der Fall, dann müßte die örtliche Polizei direkt gegen die Gangster vorgehen; andernfalls könnte Wen nicht mehr rechtzeitig oder überhaupt nicht gefunden werden.
    Hauptwachtmeister Yu hatte mit Dienststellenleiter Hong mögliche Aktionen gegen die Geheimgesellschaft durchgesprochen, hatte von ihm sogar eine Liste einschlägig bekannter Banditen erhalten, doch alle dort Aufgeführten waren entweder untergetaucht oder hatten die Gegend bereits verlassen. Yu schlug Verhaftungen auf der unteren Ebene der Triadenhierarchie vor, doch Hong hielt dagegen, daß nur die Bandenbosse über relevante Informationen verfügten. Gegen diese vorzugehen sei allein Sache der Provinzpolizei. Vom Dienstgrad her war Hong Oberinspektor Chen übergeordnet. Hauptwachtmeister Yu stand also mit dieser nutzlosen Liste da und mußte zur Kenntnis nehmen, daß die örtliche Polizei sich nicht sonderlich ins Zeug legte, schon gar nicht für einen Kollegen aus Shanghai. Eine düstere Vermutung sagte ihm, daß noch etwas anderes hinter dieser Unwilligkeit stecken konnte.
    Trotz seines Verdachts mußte Yu tun, was er im Grunde für sinnlos hielt, nämlich weitere Personen befragen, die über keinerlei brauchbare Informationen verfügten. Genauso würde es Oberinspektor Chen in Shanghai ergehen.
    Auf seiner Liste stand für den heutigen Nachmittag eine Verabredung mit Pan, dem Direktor der Kommunefabrik, doch dieser rief Yu bereits um neun Uhr morgens an.
    »Ich habe heute nachmittag eine Geschäftsbesprechung. Können wir

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