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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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passieren können. Er, der einst auch landverschickt gewesen war, fühlte sich verpflichtet, der armen Frau zu helfen, auch wenn er nicht wußte, wie er das anstellen sollte.
    Gleich nachdem er mit seiner Wäsche fertig war, traf Pan im Hotel ein. Er war Anfang Vierzig, hochgewachsen und schlank wie ein Bambusstecken. Die Augen hinter der gerahmten Brille wirkten klug, und auch was er sagte, zeugte von Intelligenz. Er gab präzise Auskunft und verlor sich nicht in Details.
    Das Gespräch brachte zwar keine neuen Informationen, zeichnete aber ein klares Bild von Wens Jahren als Fabrikarbeiterin. Wen war eine seiner besten Kräfte gewesen. Auch in der Fabrik war sie immer für sich geblieben. Pan sah den Grund dafür allerdings nicht in ihrer Herkunft oder in den Vorurteilen ihrer Kollegen; er meinte, Wen sei zu stolz gewesen.
    »Das ist interessant«, sagte Yu. Offenbar hatte sie Probleme, Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen. In solchen Fällen kapselten sich die Leute oft ab. »Hat sie denn nicht versucht, ihre Situation zu verbessern?«
    »Sie hat einfach Pech gehabt. Sie war zu jung, als sie Feng in die Arme lief, und als Feng dann in Ungnade fiel, war es zu spät«, erklärte Pan und strich sich über das Kinn. ›»Der Himmel ist hoch und der Kaiser ist weit.‹ Wer schert sich schon um eine gebildete Jugendliche in irgendeinem Kaff? Aber Sie hätten sie sehen sollen, als sie hier ankam. Die war eine echte Wucht!«
    »Sie mochten sie.«
    »Nein, keine Chance. Mein Vater war Landbesitzer. Da konnte ich mir in den frühen Siebzigern keine Hoffnungen machen.«
    »Ja, ich weiß, wie das mit dem Familienhintergrund war damals in der Kulturrevolution.« Yu nickte nachdenklich.
    Yu wußte auch, daß er selbst von dieser Politik eher profitiert hatte. Immer war er mittelmäßig gewesen – ein mittelmäßiger Schüler, ein mittelmäßiger gebildeter Jugendlicher und ein mittelmäßiger Polizeibeamter. Bei Peiqin war das anders. Begabt und hübsch, wie die Figuren im Traum der roten Kammer, hätte sie vermutlich nie seinen Weg gekreuzt, wenn sie ihr Familienhintergrund nicht behindert, sie sozusagen auf seine Ebene hinuntergezogen hätte. Einmal hatte er dieses Thema ihr gegenüber angesprochen, doch sie hatte ihn sofort mit dem Einwurf unterbrochen, daß sie sich keinen besseren Ehemann hätte wünschen können.
    »Als ich 1979 Direktor dieser Fabrik wurde«, fuhr Pan fort, »zählte Wen tatsächlich zu den armen und unteren Mittelbauern, nicht nur was den Klassenstatus, sondern auch was ihr Aussehen betraf. Niemand hatte auch nur das geringste Mitleid mit Feng. Aber sie tat mir leid. Ich bot ihr einen Arbeitsplatz in der Fabrik an.«
    »Sie waren also der einzige, der ihr geholfen hat. Das war gut. Hat sie mit Ihnen über ihre Situation gesprochen?«
    »Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Manche Leute fuhren ihr Unglück ständig im Munde, wie Schwägerin Xianglin in Lu Xuns Geschichte Neujahrsopfer. So eine war Wen nicht. Sie zog es vor, ihre Wunden im stillen zu lecken.«
    »Haben Sie versucht, ihr auf andere Weise zu helfen?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Hauptwachtmeister Yu.«
    »Ich will auf gar nichts hinaus. Wie war das mit ihrer Heimarbeit?«
    »Eigentlich dürfen Werkteile und Chemikalien nicht mit nach Hause genommen werden. Aber sie war so arm. Ein paar zusätzliche Yuan waren eine große Hilfe für sie. Weil sie meine beste Arbeiterin war, habe ich eine Ausnahme gemacht.«
    »Wann haben Sie erfahren, daß sie ihrem Mann in die Vereinigten Staaten folgen wollte?«
    »Vor ungefähr einem Monat. Sie bat mich um eine Bestätigung, daß sie verheiratet sei. Die brauchte sie für ihren Paßantrag. Als ich sie nach ihren Zukunftsplänen fragte, konnte sie sich nicht länger beherrschen. Erst da habe ich erfahren, daß sie schwanger ist.« Nach einer Pause fügte Pan hinzu: »Es hat mich gewundert, daß Feng das so schnell geschafft hat. Normalerweise dauert es Jahre, bis die Leute ihre Familien nachholen können. Daher habe ich im Dorf herumgefragt und erfahren, daß er sich auf einen Handel eingelassen hat …«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür.
    Hauptwachtmeister Yu stand auf, um zu öffnen, aber es war niemand draußen. Auf dem Boden stand ein Tablett mit zugedeckten Speisen und einer Karte: »Genießen Sie unsere Spezialitäten.«
    »Dieses Hotel hat ja wirklich einen tadellosen Service! Bleiben Sie doch zum Essen, Direktor Pan. Wir können uns währenddessen weiter

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