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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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lächelnd.
    »Ich bin allerdings nicht sicher, ob ich weg kann.«
    »Du bist dir also nicht sicher …«, sagte sie und ließ den Satz unbeendet. »Herr Ma erzählte mir, daß du eine junge Amerikanerin zu ihm gebracht hast.«
    »Sie ist vorübergehend meine Partnerin.«
    »Du scheinst viel von ihr zu halten, sagte Herr Ma.«
    »Ach Mutter. Ich muß mich eben um sie kümmern. Wenn ihr etwas zustößt, werde ich zur Rechenschaft gezogen.«
    »Du wirst es schon wissen, Sohn. Ich bin alt und hoffe nur, daß du endlich eine Familie gründest wie jeder andere auch.«
    »Dazu bin ich einfach zu beschäftigt, Mutter.«
    »Von deiner Arbeit verstehe ich nichts. Die Welt hat sich so sehr verändert. Aber eine Verbindung mit einer Amerikanerin kann nicht gut tun.«
    »Das steht doch gar nicht zur Debatte, Mutter. Da kannst du ganz beruhigt sein.«
    Dennoch war er irritiert. Normalerweise mischte seine Mutter sich nicht in seine Angelegenheiten, abgesehen davon, daß sie ständig denselben Konfuzius-Spruch im Munde führte: »Es gibt drei Arten, die Kindespflicht zu vernachlässigen; die schlimmste ist, ohne Nachkommen zu bleiben.« Sie schien mit Parteisekretär Li eine Allianz geschmiedet zu haben.
    Wer sich im Gebirge aufhält, kann die Berge nicht klar sehen, hatte Su Dongpo an einen buddhistischen Tempel im Lu-Gebirge geschrieben. Aber Oberinspektor Chen befand sich nicht in den Bergen, zumindest glaubte er das.
    Er redete nicht viel, während er seiner Mutter bei den Vorbereitungen für das Mittagessen half. Noch bevor er mit dem Aufwärmen der Gerichte aus dem Moscow Suburb fertig war, klingelte sein Handy.
    »Oberinspektor Chen, hier spricht Gu Haiguang.«
    »Was gibt es, Generalmanager Gu?«
    »Ich habe etwas für Sie. Vor ein paar Tagen war jemand aus Fujian hier. Ich bin mir nicht sicher, ob er zu den Fliegenden Äxten gehört. Auf jeden Fall hat er mit einigen Organisierten hier Kontakt aufgenommen und ist dann wieder verschwunden.«
    »Es war nicht dieser Jiao, der Besucher aus Hongkong, den Sie im Club erwähnten?«
    »Nein, mit Sicherheit nicht.«
    »Was hatte er denn in Shanghai zu tun?«
    »Er suchte jemanden.«
    »Womöglich die Frau, die ich Ihnen beschrieben habe?«
    »Dazu kann ich Ihnen momentan noch nichts Genaues sagen, Oberinspektor Chen, aber ich werde mich bemühen, es herauszufinden.«
    »Wann wurde dieser Mann aus Fujian zuletzt gesehen?«
    »Am Nachmittag des siebzehnten April. Da haben Leute ihn an einem kleinen Lokal in der Fuzhou Lu Teigtäschchen essen sehen. Ein Auto wartete auf ihn. Es war ein silberner Acura.«
    Das Datum paßte. Eine vielversprechende Entwicklung. Womöglich hatte die Sache mit dem Mord im Bund-Park zu tun, oder mit Wen. Vielleicht sogar mit beidem.
    »Gut gemacht, Generalmanager Gu. Wie heißt dieses Restaurant?«
    »Das weiß ich nicht. Dort machen sie eine besondere Art von Teigtäschchen – yanpi. Es ist nicht weit von der Buchhandlung für fremdsprachige Literatur.« Dann fügte er hinzu: »Und bitte nennen Sie mich Gu, Oberinspektor Chen.«
    »Danke Ihnen, Gu. Es dürfte nicht allzu viele silberne Acuras in der Stadt geben. Durch die Verkehrsüberwachung läßt sich das leicht nachprüfen. Jedenfalls bin ich Ihnen sehr dankbar für den Tip.«
    »Nicht der Rede wert. Meiling, Ihre Sekretärin, hat mich heute morgen angerufen. Vielleicht kommt sie vorbei und sieht sich hier mal um. Für einen Club wie den unseren sei ein Parkplatz unerläßlich, meinte sie.«
    »Freut mich, daß sie das so sieht.«
    »Sie hat mir auch von Ihnen erzählt, Oberinspektor Chen.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Jeder weiß, daß Sie bald Direktor der Verkehrsüberwachungsbehörde werden sollen. Aber bei Ihren Verbindungen auf höchster Ebene bedeutet Ihnen so eine Position vermutlich nicht viel.«
    Chen runzelte die Stirn, obgleich er einsah, warum Meiling Gu dies alles erzählt hatte. Immerhin hatte es funktioniert. Gu hatte herumtelefoniert, um diese Informationen für ihn zu beschaffen. Er beendete das Gespräch mit einer nachdrücklichen Einladung.
    »Sie müssen unbedingt wiederkommen, Oberinspektor Chen. Gestern sind Sie ja gleich gegangen. Wir müssen auf unsere Freundschaft trinken.«
    »Das werde ich«, versprach er.
    Seine Mutter mußte etwas bemerkt haben. »Ist alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Ja, Mutter, alles bestens. Ich muß nur noch ein Telefongespräch führen.«
    Er wählte Meilings Nummer und bat sie, das Kraftfahrzeugmelderegister nach silbernen Acuras durchzusehen. Sie

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