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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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weiteres noch in Fujian sein, aber es ist wohl wahrscheinlicher, daß sie die Provinz verlassen hat.«
    Er meinte, im Hintergrund eine Lokomotive pfeifen zu hören. »Wo sind Sie, Inspektor Rohn?«
    »Auf dem Shanghaier Bahnhof. Können Sie mich hier treffen? Nach Hauptwachtmeister Yus Angaben gibt es einen Zug, der am sechsten April um zwei Uhr nachts von Fuzhou Richtung Shanghai abfuhr. Die Fahrkarten waren natürlich schon lange vorher ausverkauft, aber der Verkäufer erinnert sich, daß unter denjenigen, die ihn nach einem Not-Fahrschein gefragt haben, auch eine Frau war. Yu meinte, wir sollten uns hier bei der Eisenbahnverwaltung erkundigen. Da bin ich jetzt, aber ich bin nicht autorisiert, Fragen zu stellen.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Die Recherchen auf dem Bahnhof dauerten länger als gedacht. Der Zug aus Fujian traf erst am späten Nachmittag auf dem Shanghaier Bahnhof ein. Sie mußten über eine Stunde warten, um den Zugbegleiter sprechen zu können. Drei Fahrgäste ohne Karte waren in Fujian in den frühen Morgenstunden des sechsten April eingestiegen. Die Fahrpreise, die sie bezahlten, ließen vermuten, daß zwei von ihnen nach Shanghai wollten. Der Dritte stieg offenbar vorher aus. Der Schaffner erinnerte sich, daß eine Frau darunter war, denn die beiden anderen waren Geschäftsleute, die sich die ganze Fahrt über unterhalten hatten. Die Frau war still neben einer der Türen gehockt. Der Schaffner hatte nicht registriert, wo sie ausgestiegen war.
    Dieser Hinweis brachte sie also auch nicht weiter. Keiner wußte, wann die Frau den Zug verlassen hatte und ob es tatsächlich Wen gewesen war.
     

21
     
    S PÄTER BETRAT Oberinspektor Chen mit Meiling, seiner früheren Sekretärin bei der Städtischen Verkehrsüberwachungsbehörde, den Dynasty Karaoke Club. Anlaß ihres Besuchs war ein Anruf von Herrn Ma, dem Kräuterarzt.
    Ma hatte ihn mit Hintergrundinformationen über Gu versorgt. Gu war in einer Familie mittlerer Parteikader aufgewachsen. Sein Vater hatte mehr als zwanzig Jahre lang eine staatliche Reifenfabrik geleitet. Nach dem Ausbruch der Kulturrevolution war der altgediente Fabrikdirektor als sogenannter »Kap-Wegler« diskriminiert und mit einem großen Plakat um den Hals durch die Straßen getrieben worden, auf dem sein Name rot durchgestrichen war. In einer speziellen Kaderschule war er durch harte körperliche Arbeit umerzogen worden und kehrte nach dem Ende der Kulturrevolution mit einem verkrüppelten Bein nach Hause zurück, ein Schatten seines ehemaligen bolschewistischen Selbst und ein Fremder für seinen Sohn. Dieser hatte mittlerweile seine Erziehung auf den Straßen genossen und war entschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen. Er ging Mitte der achtziger Jahre im Rahmen eines Sprachprogramms nach Japan, wo er, statt zu studieren, in allen möglichen Branchen arbeitete. Nach drei Jahren kehrte er mit einem kleinen Kapital in die junge chinesische Marktwirtschaft zurück und mauserte sich bald zum erfolgreichen Unternehmer, eine Klasse, die sein Vater zu bekämpfen gelernt hatte. Schließlich streckte er seine Fühler im Karaoke-Geschäft aus und erwarb sich durch eine großzügige Spende an die Blauen eine Ehrenmitgliedschaft in der Triade, die diesen Geschäftszweig in Shanghai kontrollierte. Im Dynasty hatte er regelmäßig Gelegenheit, die führenden Köpfe verschiedener Triaden zu bewirten.
    Gus Kontakt zu Herrn Ma ging auf seine K-Mädel zurück, die eine Meldung bei den Behörden zu gewärtigen hatten, falls sie sich wegen Geschlechtskrankheiten an staatliche Krankenhäuser wandten. Herr Ma hatte sich bereit erklärt zu helfen, allerdings unter der Bedingung, daß Gu die Mädchen nicht für intime Dienstleistungen einsetzte, bis sie wirklich geheilt waren.
    »Gu ist nicht von der ganz üblen Sorte. Immerhin kümmert er sich um seine Mädchen. Gestern hat er sich bei mir nach Ihnen erkundigt, Oberinspektor. Warum, weiß ich nicht. Diese Leute sind unberechenbar und können gefährlich werden. Ich möchte nicht, daß Ihnen etwas zustößt«, schloß Herr Ma. »Ich persönlich halte nichts von Konfrontation. Das Weiche besiegt am Ende das Harte. Heutzutage gibt es nicht mehr viele anständige Polizisten.«
    Chen war überzeugt, daß Gu Informationen zurückhielt. Vielleicht würde man mit etwas mehr Druck weiterkommen. Meilings Position in der Verkehrsüberwachung konnte da hilfreich sein. Sie war ohne weitere Fragen bereit, ihn in den Club zu begleiten – eine wahrhaft

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