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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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verständnisvolle Sekretärin. Er traf sich mit ihr an der schlecht beleuchteten Hintertür des Shanghaier Schriftstellerverbands, und sie gingen die paar Schritte zum hell erleuchteten Eingang des Clubs hinüber.
    Mit Genugtuung registrierte er, daß sie an diesem Abend Kontaktlinsen trug. Ohne ihre silberumrandete Brille wirkte sie gleich viel weiblicher. Sie hatte ein neues Kleid an, dessen enge Taille ihre gute Figur zur Geltung brachte. Er fühlte sich an das alte Sprichwort erinnert: »Ein Buddha aus Ton muß reich vergoldet sein, und eine Frau gut gekleidet.« Sie bewegte sich ungezwungen in der modischen Menge und wirkte keineswegs wie die pflichtbewußte Sekretärin, hatte aber sofort ihre Visitenkarten parat, als sie Gu vorgestellt wurde.
    »Oh, Sie machen mich ganz verlegen«, rief Gu. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie beide heute abend meine Gäste sein würden.«
    »Meiling ist eine vielbeschäftigte Frau«, erklärte Chen. Das war nicht der Moment, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was Gu von ihm dachte. Erst kam er mit einer Amerikanerin, dann mit seiner früheren Sekretärin. Vielleicht trug das ja dazu bei, daß Gu Vertrauen zu ihm faßte. »Heute abend war sie zufällig frei, deshalb nutze ich die Gelegenheit, sie Ihnen vorzustellen.«
    »Direktor Chen setzt sich persönlich für Ihr Parkplatzproblem ein«, sagte Meiling.
    »Dafür bin ich Ihnen zutiefst dankbar, Oberinspektor Chen.«
    Als sie einen aufwendig ausgestatteten Raum im vierten Stock betraten, reihten sich K-Mädel in schwarzen Hot pants und schwarzen Sandalen an der Tür auf, als empfingen sie das Kaiserpaar. Ihre weißen Schultern leuchteten vor der safrangelben Wand.
    Offenbar hatte Gu keine Bedenken mehr, Chen auch die andere Seite seines Geschäfts zu zeigen. Das große Karaoke-Zimmer war noch eleganter möbliert als das, in dem Chen bei seinem letzten Besuch gewesen war. Ein Schlafzimmer mit großem Doppelbett schloß sich daran an.
    »Diese Suite ist meinen Freunden vorbehalten«, sagte Gu. »Ein Anruf genügt, und sie steht zu Ihrer Verfügung, egal ob Sie allein oder in Begleitung kommen.«
    Das war deutlich. Chen bemerkte das Lächeln, das um Meilings Lippen spielte. Sie hatte verstanden, saß aber sittsam auf dem großen, mehrteiligen Sofa.
    Auf ein Kopfnicken von Gu betrat eine schlanke junge Frau den Raum. »Beginnen wir mit einem Appetithappen«, sagte Gu. »Sie heißt Weiße Wolke, die beste Sängerin des Clubs, zudem eine Studentin der Fudan-Universität. Sie tritt nur vor ausgesuchtem Publikum auf. Wählen Sie, was Sie gern hören möchten, Oberinspektor Chen.«
    Weiße Wolke trug ein Stückchen dudou- Seidevon der Größe eines Taschentuchs um die Brust gewickelt, das mit dünnen Trägerchen über dem Rücken befestigt war. Ihre Hot pants waren aus gazeartigem, ziemlich durchsichtigem Stoff. Mit dem Mikrophon in der Hand verneigte sie sich vor Chen.
    Er wählte ein Stück mit dem Titel »Meeresrhythmus«.
    Weiße Wolke hatte eine herrliche Stimme, die durch ihre nasale Singweise noch interessanter wurde. Sie schleuderte die Sandalen von sich und bewegte sich wollüstig zu den anschwellenden und abebbenden Klängen der Musik. Bei den ersten Takten des nächsten Stücks mit dem Titel »Weinender Sand« streckte sie die Hand nach Chen aus. Als er zögerte, beugte sie sich über ihn und zog ihn hoch. »Möchten Sie nicht mit mir tanzen?«
    »Es ist mir eine Ehre.«
    Sie führte ihn in die Mitte des Raums. Er hatte die für seine Position vorgeschriebenen Tanzstunden im Präsidium absolviert, war aber nicht in Übung. Um so erstaunter war er, mit welcher Leichtigkeit sie ihn dirigierte. Mit lässiger, sinnlicher Eleganz glitt sie auf bloßen Füßen über den Parkettboden.
    »Dein Kleid ist wie eine Wolke, dein Gesicht gleicht einer Blume.« Er versuchte, ihr ein Kompliment zu machen, bereute es aber, sobald ihm die Worte entschlüpft waren. Seine Hand lag auf ihrem nackten Rücken, der sich »jadeglatt« anfühlte, auch dies ein lyrisches Zitat. Angesichts ihrer Aufmachung wirkte die Erwähnung eines Kleides eher wie ein schlechter Witz.
    »Es ehrt mich, daß Sie mich mit der kaiserlichen Konkubine Yang vergleichen.«
    Also kannte sie den Ursprung dieser Zeilen. Sie machte ihrer Alma mater alle Ehre. Er versuchte, sie auf Abstand zu halten, aber sie schmiegte sich an ihn und schien in seinen Armen zu schmelzen. Dabei machte sie aus ihrer Leidenschaftlichkeit keinen Hehl. Er konnte ihre spitzen Brüste durch den

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