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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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Homosexualität) angeboren ist, verfallen viele in die Widernatürlichkeiten des griechischen Zeitalters. Die Männerliebe ist viel weiter verbreitet, als sich die meisten von uns träumen lassen; darüber könnten die geheimen Akten mancher Polizeibureaus erschreckende Tatsachen veröffentlichen . Aber auch unter den Frauen leben die Widernatürlichkeiten des alten Griechenland in stärkerem Maße wieder auf. Die lesbische Liebe, der Sapphismus, soll unter den verheirateten Frauen in Paris ziemlich verbreitet sein und, nach Taxel, unter den vornehmen Pariser Damen sogar in enormem Maße. In Berlin soll ein Viertel der Prostituierten Tribadie treiben, aber auch in den Kreisen unserer vornehmen Frauenwelt fehlt es nicht an Jüngerinnen der Sappho.
     
    Eine andere unnatürliche Befriedigung des Geschlechtstriebs ist das Notzuchtsverbrechen an Kindern, die sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht haben. So wurden in Deutschland wegen Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit verurteilt im Jahre 1895 10.239, 1905 13.432, 1906 13.557 Personen. Darunter auf Grund des § 174 (unzüchtige Handlungen mit Kindern) im Jahre 1902 58, 1907 72 Personen, und auf Grund des § 176" Absatz 3 (unzüchtige Handlungen mit Personen unter 14 Jahren) im Jahre 1902 4.090, 1906 4.548, 1907 4.397. In Italien belief sich die Zahl der Verbrechen wider der Sittlichkeit 1887 bis 1889 auf 4.590, 1903 auf 8.461 oder 19,44 und 25,67 auf 100.000 Einwohner. Die gleiche Tatsache ist in Österreich konstatiert worden. "Das starke Emporschnellen der Sittlichkeitsdelikte im Zeitraum 1880 bis 1890 – sagt mit vollem Recht H. Herz – zeigt, daß die wirtschaftliche Struktur der Gegenwart mit der Erhöhung der Ledigkeitsziffer und ihrer Bedingtheit durch die Wanderungen im Lande nicht zum geringsten Teile die Ursache der schlechten moralischen Verhältnisse geworden ist" .
     
    Die "liberalen Berufe", zu denen wesentlich Angehörige der höheren Klassen gehören, stellen in Deutschland zirka 5,6 Prozent zu den kriminellen Verbrechen, aber zu den Notzuchtsverbrechen an Kindern zirka 13 Prozent. Dieser Prozentsatz würde noch höher sein, hätte man in jenen Kreisen nicht reichliche Mittel, das Verbrechen zu verheimlichen. Die schreckenerregenden Enthüllungen, die in den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die "Pall Mall Gazette" über den Mißbrauch von Kindern in England brachte, zeigten, was für Zustände auf diesem Gebiet vorhanden sind.
     
    Über die venerischen Krankheiten und ihre Zunahme geben die folgenden Zahlen Aufschluß über die in den Krankenhäusern des Deutschen Reiches zugegangenen Fälle venerischer Krankheiten:
     
                          Tripper   Syphilis
     
    1877 – 1879  23.344   67.750
     
    1880 – 1882  28.700   79.220
     
    1883 – 1885  30.038   65.980
     
    1886 – 1888  32.275   53.664
     
    1889 – 1891  41.381   60.793
     
    1892 – 1894  50.541   78.093
     
    1895 – 1897  53.587   74.092
     
    1898 – 1901  83.374   101.225
     
    1902 – 1904  68.350   76.678
     
    Wenn wir den durchschnittlichen Jahresbetrag nehmen so ist er im Zeitraum von 25 Jahren von 7.781 (Tripper) und 22.583 (Syphilis) auf 22.750 und 25.559 gestiegen. Die Bevölkerungszahl hat nur um 25 Prozent zugenommen, die Zahl der Tripperkranken aber um 182 und die Zahl der Syphilitiker um 19 Prozent!
     
    Wir haben noch eine Statistik, die sich zwar nicht über viele Jahre erstreckt, sondern nur einen einzigen Tag herausgreift und angibt, wie viele Patienten am 30. April 1900 wegen Tripper, Schanker und Syphilis in ärztlicher Behandlung standen. Diese Statistik ist vom preußischen Kultusministerium veranlaßt. Ein Fragebogen war an sämtliche Ärzte Preußens gerichtet. Obwohl von diesen nur 63,5 Prozent geantwortet haben, ergab diese Anfrage, daß am 30. April 1900 in Preußen nahezu 41.000 Geschlechtskranke in ärztlicher Behandlung standen. 11.000 von diesen waren mit frischer Syphilis behaftet. In Berlin allein fanden sich an diesem Tage 11.600 Geschlechtskranke, darunter 3.000 frische Syphilitiker. Auf je 100.000 erwachsene Einwohner standen in ärztlicher Behandlung:
     
                                                                        Männer   Frauen
     
    In Berlin                                                     

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