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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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Jahreszugang an venerischen Krankheiten pro Tausend der durchschnittlichen Kopfstärke für 1903/04 in Preußen 19,6, in Österreich-Ungarn 60,3, in Frankreich 27,1, in Italien 85,2, in England 125, in Belgien 28,3, in den Niederlanden 31,4, in Rußland 40,5, in Dänemark 45. Besonders hoch ist der Krankenzugang an venerischen Krankheiten in der Marine: in der deutschen betrug er für 1905/06 an Bord im Ausland 113,6 pro Tausend, in den heimischen Gewässern 58,8, am Lande 57,8 und in der englischen im Jahre 1905 121,55, 1906 121,94.
     
    Wir sehen also, wie infolge unserer sozialen Zustände Laster, Ausschweifungen, Vergehen und Verbrechen aller Art erzeugt werden und zunehmen. Die ganze Gesellschaft kommt in einen Zustand der Unruhe, unter dem die Frauen am meisten leiden.
     
    Die Frauen fehlen dieses immer mehr und suchen Abhilfe. Sie verlangen in erster Linie ökonomische Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die Frau soll wie der Mann zu allen Tätigkeiten zugelassen werden, zu denen sich ihre Kräfte und Fähigkeiten eignen; sie verlangen insbesondere auch die Zulassung zu den mit dem Namen der "liberalen Berufe" bezeichneten Gewerben. Sind diese Bestrebungen berechtigt? Sind sie ausführbar? Helfen sie? Das sind die Fragen, deren Beantwortung sich aufdrängt.
     
Dreizehntes Kapitel - Die Erwerbsstellung der Frau
 
1. Entwicklung und Verbreitung der Frauenarbeit
 
    Das Streben der Frau nach selbständigem Erwerb und persönlicher Unabhängigkeit wird bis zu einem gewissen Grade von der bürgerlichen Gesellschaft als berechtigt anerkannt, ähnlich wie das Bestreben der Arbeiter nach freier Bewegung. Der Hauptgrund für dieses Entgegenkommen liegt in dem Klasseninteresse der Bourgeoisie. Die Bourgeoisie braucht die volle Freigabe der männlichen und weiblichen Arbeitskräfte, um die Produktion aufs höchste entwickeln zu können. In dem Maße, wie Maschinerie und Technik sich vervollkommnen, der Arbeitsprozeß in immer mehr Einzelverrichtungen sich teilt und geringere technische Ausbildung und Kraft erfordert, andererseits die Konkurrenz der Industriellen untereinander und der Konkurrenzkampf ganzer Produktionsgebiete – Land gegen Land, Erdteil gegen Erdteil – sich steigert, wird die Arbeitskraft der Frau immer mehr gesucht.
     
    Die speziellen Ursachen, die zu dieser stets steigenden Anwendung der Frau in einer stets steigenden Anzahl von Erwerbszweigen führen, sind schon oben ausführlicher dargelegt worden. Die Frau findet neben dem Manne oder an seiner Stelle auch immer häufiger Beschäftigung, weil ihre materiellen Forderungen geringer sind als jene des Mannes. Ein aus ihrer Natur als Geschlechtswesen hervorgehender Umstand zwingt sie, sich billiger anzubieten; sie ist durchschnittlich öfter als der Mann körperlichen Störungen unterworfen, die eine Unterbrechung der Arbeit herbeiführen und bei der Kombination und Organisation der Arbeitskräfte, die in der Großindustrie besteht, leicht Arbeitsunterbrechungen erzeugen. Schwangerschaft und Wochenbett verlängern solche Pausen . Der Unternehmer nutzt diesen Umstand aus und findet für die Unannehmlichkeiten , die er aus solchen Störungen hat, einen doppelten Ersatz in der Zahlung erheblich geringerer Löhne . Auch ist die Frau an den Ort ihres Aufenthaltes oder dessen nächste Umgebung gebunden; sie kann nicht, wie in den meisten Fällen der Männer, ihren Aufenthaltsort wechseln.
     
    Weiter hat die Arbeit, namentlich der verheirateten Frauen – wie aus dem Zitat auf  aus Marx' "Kapital" zu ersehen ist –, noch ihren besonderen Anreiz für den Unternehmer. Als Arbeiterin ist die verheiratete Frau "viel aufmerksamer und gelehriger" als die unverheiratete; die Rücksicht auf ihre Kinder nötigt sie zur äußersten Anstrengung ihrer Kräfte, um den notwendigsten Lebensunterhalt zu erwerben, und so läßt sie sich manches bieten, was sich die unverheiratete Frau nicht bieten läßt und erst recht nicht der Arbeiter. Im allgemeinen wagt die Arbeiterin noch selten, sich mit ihren Arbeitsgenossen zur Erlangung besserer Arbeitsbedingungen zu verbinden. Auch das erhöht in den Augen des Unternehmers ihren Wert; oft bildet sie sogar in seinen Händen einen guten Trumpf gegen widerspenstige männliche Arbeiter; sie besitzt ferner größere Geduld, gewandtere Fingerfertigkeit, einen entwickelteren Geschmackssinn, Eigenschaften, die sie für eine Menge Arbeiten geschickter machen als den Mann.
     
    Diese weiblichen Tugenden weiß der

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