Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
187 187 185 172
Uneheliche Stadt 398 395 385 374 333
Land 319 332 336 336 306
"Es ist charakteristisch und für den engen Zusammenhang zwischen Prostitution und der traurigen Lage der Dienstboten und des ländlichen Gesindes ein entscheidender Beweis, daß von 94.779 unehelich Geborenen im Jahre 1906 nach dem Erwerbszweig ihrer Mütter beruflich zugehörig waren: zu den häuslichen Dienstboten 21.164, zu dem ländlichen Gesinde 18.869, also zusammen 40.033 oder 42 Prozent. Faßt man ländliches Gesinde und ländliche Taglöhnerinnen und Arbeiterinnen zusammen, so stellt sich deren Beteiligung auf 30 Prozent, während die Abhängigen in Industrie und Handwerk mit 14 Prozent (13.460) beteiligt sind" .
Die Differenz in den Todesfällen zwischen ehelichen und unehelichen Kindern macht sich namentlich im ersten Lebensmonat bemerkbar; in diesem ist durchschnittlich die Sterblichkeit der unehelich Geborenen dreimal so groß als die der ehelich Geborenen. Mangelnde Pflege während der Schwangerschaft, schwächliche Geburt und schlechte Pflege nach derselben sind die einfachen Ursachen. Die berüchtigte "Engelmacherei" und die Mißhandlungen helfen die Opfer vermehren. Auch die Zahl der totgeborenen Kinder ist bei den unehelich geborenen größer als bei den ehelichen, hauptsächlich wohl durch die Versuche eines Teiles der Mütter, schon während der Schwangerschaft den Tod des Kindes herbeizuführen. Dazu kommen noch die Kindesmorde, die sich der Kenntnis entziehen, weil das getötete Kind unter den Totgeborenen verborgen wird. "Den 205 Kindesmorden, welche die gerichtlichen Dokumente in Frankreich aufführen, sind sonach – meint Bertillon – noch wenigstens 1.500 angebliche Totgeburten hinzuzuzählen und 1.400 Fälle absichtlicher Tötung durch Aushungerung" .
Es kamen auf 100 Geborene Totgeborene:
In den Jahren Ehelich Unehelich
Deutschland 1891 – 1900 3,15 4,25
Preußen 1900 – 1902 3,02 4,41
Sachsen 1891 – 1900 3,31 4,24
Bayern 1891 – 1900 2,98 3,61
Württemberg 1891 – 1900 3,30 3,48
Baden 1891 – 1900 2,62 3,35
Österreich 1895 – 1900 2,64 3,86
Schweiz 1897 – 1903 3,40 6,14
Frankreich 1891 – 1895 4,40 7,54
Niederlande 1891 – 1900 4,38 8,13
Dänemark 1893 – 1894 2,40 3,20
Schweden 1891 – 1895 2,46 3,30
Norwegen 1891 – 1900 2,47 4,06
Finnland 1891 – 1900 2,54 4,43
Italien 1891 – 1896 3,89 5,16
Die Überlebenden rächen sich an der Gesellschaft für die ihnen widerfahrene Mißhandlung, indem sie einen ungewöhnlich großen Prozentsatz zu den Verbrechern aller Grade stellen.
5. Verbrechen gegen die Sittlichkeit und Geschlechtskrankheiten
Ein anderes Übel, das sich häufig zeigt, muß ebenfalls noch kurz berührt werden. Ein Übermaß geschlechtlicher Genüsse ist weit schädlicher als ein Zuwenig. Auch ein durch Übermaß mißhandelter Organismus geht zugrunde. Impotenz, Unfruchtbarkeit, Rückenmarksleiden, Blödsinn, geistige Schwäche und andere Krankheiten sind die Folge. Maßhalten im Geschlechtsverkehr ist ebenso nötig wie im Essen und Trinken und anderen menschlichen Bedürfnissen. Aber Maßhalten erscheint namentlich der im Überfluß lebenden Jugend schwer. Daher die große Zahl "jugendlicher Greise" in den höheren Gesellschaftschichten. Die Zahl junger und alter Roués ist groß, und sie haben, weil durch Übermaß abgestumpft und übersättigt, ein Bedürfnis nach besonderen Reizungen. Auch abgesehen von jenen, welchen die Liebe zum eigenen Geschlecht (die
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