Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
beschäftigt.«
»Das ist eine gute Idee.« Suzanna kam an den Tisch zurück. »Was halten Sie davon?«
Max überlegte. Obwohl er nichts von Tarotkarten hielt, wollte er Cocos Empfindungen nicht verletzen. Außerdem klang der Plan vernünftig und bot gleichzeitig eine Möglichkeit, sich bei ihnen zu revanchieren und seinen Aufenthalt in Bar Harbor für einige weitere Wochen zu rechtfertigen.
»Ich möchte gern etwas tun. Während die Polizei Caufield sucht, könnte ich mich auf Bianca und die Smaragde konzentrieren.«
»Na bitte.« Coco lehnte sich zurück. »Ich wusste es.«
»Ich hatte vor, in der öffentlichen Bibliothek und im Zeitungsarchiv zu recherchieren und mit einigen älteren Einwohnern zu sprechen, aber Caufield verwarf diese Idee.« Je mehr Max darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Vorstellung, auf eigene Faust zu arbeiten. »Er behauptete, er wollte, dass alles aus seinen Papieren und seinen eigenen Quellen kommt. Ganz klar, er konnte mir nicht freie Hand lassen.«
»Jetzt haben Sie freie Hand«, warf Lilah ein. »Aber ich glaube nicht, dass Sie die Halskette in einer Bibliothek aufstöbern werden.«
»Aber ich könnte ein Foto oder eine Beschreibung davon finden.«
Lilah lächelte bloß. »Ich habe Ihnen bereits eine gegeben.«
Er hielt auch nicht viel von Träumen und Visionen und zuckte die Schultern. »Trotzdem könnte ich etwas Greifbares entdecken. Und ich werde bestimmt etwas mehr über Fergus und Bianca Calhoun herausfinden.«
»Schätze, das wird Sie ziemlich beschäftigen.« Ohne über sein mangelndes Vertrauen in ihre mystischen Fähigkeiten beleidigt zu sein, stand Lilah auf. »Sie brauchen einen Wagen. Bringen Sie mich doch zur Arbeit und nehmen Sie meinen.«
Nicht erfreut über Lilahs Zweifel an seinen Qualitäten als Wissenschaftler, verbrachte Max Stunden in der Bibliothek. Wie üblich fühlte er sich dort heimisch, zwischen Stapeln von Büchern, mitten in dieser murmelnden Stille, ein Notizbuch neben sich. Für ihn war Forschung wie eine Berufung – vielleicht nicht so aufregend, wie auf einem weißen Schlachtross einherzureiten. Es ging um ein Geheimnis, das gelüftet werden musste, auch wenn die Anhaltspunkte weniger abenteuerlich waren als eine rauchende Waffe oder eine blutige Spur.
Aber mit Geduld, Intelligenz und Geschick war er ein Ritter oder ein Detektiv, der sich sorgfältig an die Antwort herantastete.
Sein Vater war bitter enttäuscht gewesen, weil es Max immer wieder an solche Orte gezogen hatte. Selbst als Junge hatte er die geistige Ertüchtigung der körperlichen vorgezogen. Er hatte nicht die Fackel aufgenommen, um seinem Vater auf dem glorreichen Ruhmesweg auf das Footballfeld zu folgen. Er hatte auch keine neuen Trophäen für das Regal erworben.
Mangelndes Interesse und zahlreiche Krankheiten in der Jugend hatten ihn im Sport scheitern lassen. Er hatte die Jagd verabscheut, und auf dem letzten Ausflug, zu dem ihn sein Vater gezwungen hatte, hatte er den üblichen Asthmaanfall bekommen, anstatt einen Bock zu erlegen.
Selbst jetzt noch nach Jahren hörte er die geringschätzig klingende Stimme seines Vaters, die vom Flur in das Krankenhauszimmer gedrungen war. »Der verdammte Junge ist ein Weichling. Begreife ich nicht. Jedes Mal, wenn ich einen Mann aus ihm machen will, fängt er wie eine alte Frau zu keuchen an.«
Er hatte das Asthma überwunden. Er hatte sogar etwas aus sich gemacht, obwohl sein Vater ihn nicht als ›Mann‹ ansehen würde. Und wenn er sich auch nie vollständig ebenbürtig gefühlt hatte, so konnte er sich doch zumindest sachkundig fühlen.
Er schüttelte diese Stimmung ab und widmete sich wieder seinen Aufgaben. Er fand tatsächlich Fergus und Bianca. Wertvolle kleine Informationen waren in den verschiedensten Quellen verteilt. In der vertrauten Umgebung einer Bibliothek machte Max sich ungezählte Notizen und merkte, wie seine Erregung wuchs.
Er erfuhr, dass Fergus Calhoun ein Selfmademan gewesen war, ein irischer Einwanderer, der durch Härte und Cleverness zu Wohlstand und Einfluss gelangt war. Er landete 1888 in New York, jung, arm, und wie so viele, die nach Ellis Island kamen, auf der Suche nach seinem Glück. Innerhalb von fünfzehn Jahren hatte er ein Imperium errichtet. Und er hatte es genossen, damit zu prahlen.
Vielleicht um den armen Jungen zu begraben, der er gewesen war, hatte er sich mit Überfluss umgeben und seinen Weg in die Gesellschaft mit Wohlstand und Willenskraft erzwungen. In gesellschaftlich
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