Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
schmal. »Wollen Sie Emotionen sehen?«
Abgesehen von seinem Verstand, billigte er sich auch eine gewisse Menschenkenntnis zu. Vorsichtig wich er zurück. »Ich glaube nicht.«
»Fein. Dann schlage ich vor, Sie sollten auf Ihre Ausdrucksweise achten und nachdenken, bevor Sie mir raten, mich aus etwas herauszuhalten, das hundertprozentig meine Sache ist!« Sie schob sich an ihm vorbei und ging auf die Stimmen zu, die am Besucherzentrum erklangen.
»Verdammt, ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt.«
»Ich habe nicht die Absicht, mir etwas zustoßen zu lassen. Ich habe eine sehr niedrige Schmerzschwelle. Aber ich werde auch nicht herumsitzen und die Hände in den Schoß legen, während jemand Pläne schmiedet, um etwas zu stehlen, das mir gehört.«
»Die Polizei …«
»War bisher eine verdammt schlechte Hilfe«, fauchte sie. »Wissen Sie, dass Interpol schon seit fünfzehn Jahren nach Livingston, oder wie immer er sich nennt, fahndet? Niemand konnte ihn aufspüren, nachdem er auf Amanda geschossen und unsere Papiere gestohlen hatte. Wenn Caufield und Livingston ein und dieselbe Person sind, bleibt es an uns hängen, unser Eigentum zu schützen.«
»Selbst wenn das bedeutet, dass man Ihnen den Schädel einschlägt?«
Sie warf einen Blick über ihre Schulter. »Ich kümmere mich um meinen Schädel, und Sie kümmern sich um den Ihren, Professor.«
»Ich bin kein Genie«, murmelte er und entlockte ihr ein Lächeln.
Die Verzweiflung auf seinem Gesicht besänftigte Lilahs Temperament. Sie wich von dem markierten Pfad ab. »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Max, aber sie ist fehl am Platz. Warten Sie hier draußen. Setzen Sie sich auf die Mauer. Ich muss noch meine Sachen aus dem Pavillon holen.«
Lilah ließ Max mit seinen Gedanken allein. Er wollte sie doch nur beschützen. Was war daran falsch? Er sorgte sich um sie. Immerhin hatte sie ihm das Leben gerettet. Mit finsterer Miene hockte Max auf der Steinmauer. Leute strömten in das Gebäude oder kamen heraus. Kinder protestierten, während ihre Eltern sie zu den parkenden Autos zogen oder trugen. Pärchen wanderten Händchen haltend umher, während andere interessiert in den Prospekten blätterten. Er sah eine Menge Haut, die von der Sonne krebsrot gebraten worden war.
Max betrachtete seine eigenen Unterarme und war überrascht, dass sie gebräunt waren. Die Dinge veränderten sich. Er bekam eine Sonnenbräune. Er hatte keinen Stundenplan, und er war Teil eines Geheimnisses und hatte mit einer unglaublich sexy wirkenden Frau zu tun.
»Na …« Lilah schob den Riemen ihrer Tasche über die Schulter. »Sie sehen sehr zufrieden drein.«
Er blickte zu ihr auf und lächelte. »Tatsächlich?«
»Wie eine Katze, die noch Federn an der Schnauze hat. Wollen Sie mich nicht aufklären?«
»Na schön. Kommen Sie her.« Er stand auf, zog sie mit einer geschmeidigen Bewegung an sich und verschloss ihren Mund mit dem seinen. Alle seine aufregend neuen Gefühle flossen in diesen Kuss. Wenn der Kuss tiefer ausfiel als erwartet, verstärkte das nur den Genuss der Entdeckung. Wenn durch den Kuss die an ihnen vorbeilaufenden Touristen verschwanden, unterstrich das nur den Neubeginn.
Es war mehr Glück als Lust, was Lilah bei ihm spürte. Es verwirrte sie. Aber vielleicht lag es auch an der Art, wie sein Mund über ihre Lippen strich, dass sich ihre klaren Gedanken vernebelten. Der vorangegangene Ärger war bereits verflogen. Jetzt wusste sie nur, dass es sich wundervoll anfühlte, hier mitten auf der sonnigen Terrasse zu stehen und sein Herz an dem ihren schlagen zu fühlen.
Als sich sein Mund von ihrem löste, stieß sie einen langen, behaglichen Seufzer aus und öffnete langsam die Augen. Max grinste sie an, und angesichts seiner offenkundigen Begeisterung musste sie zurücklächeln. Weil sie sich nicht sicher war, was sie mit den zärtlichen Gefühlen anfangen sollte, die er ihr entlockte, tätschelte sie seine Wange.
»Nicht, dass ich mich beschwere, aber wofür war das?«, fragte sie.
»Mir war einfach danach.«
»Ein ausgezeichneter erster Schritt.«
Lachend schlang er seinen Arm um ihre Schultern, während sie zum Parkplatz gingen. »Du hast den aufregendsten Mund, den ich jemals gekostet habe.«
Er bemerkte nicht, wie sich ein düsterer Schleier über ihre Augen senkte. Hätte er es gesehen, hätte sie es nicht erklären können. Es lief doch immer auf Sex hinaus, und sie bemühte sich, die vage Enttäuschung abzuschütteln. Männer sahen sie für
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