Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
uns jemand dabei in die Quere kommt.«
»Das reicht jetzt.« Coco nutzte die eingetretene Stille aus. »Da Amanda Max bereits überprüft hat … obwohl das ein wenig unhöflich war …«
»Vernünftig«, widersprach Amanda.
»Unhöflich«, verbesserte Lilah.
Der Streit wäre wohl erneut losgegangen, hätte Suzanna nicht abgewunken. »Was immer es war, es ist vorbei. Wir sollten uns anhören, was Amanda herausgefunden hat.«
»Wie ich bereits sagte …« Amanda warf einen Blick zu Lilah, »habe ich ein paar Anrufe getätigt. Der Dekan der Cornell University spricht sehr lobend über Max. Wenn ich mich recht erinnere, waren die Worte ›brillant‹ und ›hingebungsvoll‹. Er gilt als einer der führenden Experten für amerikanische Geschichte, graduierte mit zwanzig, magna cum laude, und machte seinen Doktor mit fünfundzwanzig.«
»Ein Eierkopf«, meinte Lilah mit einem beruhigenden Lächeln, als Max sich unbehaglich auf seinem Sitz bewegte.
»Unser Dr. Quartermain«, fuhr Amanda fort, »kommt aus Indiana, ist Single und hat keine Vorstrafen. Er ist seit acht Jahren im Kollegium der Cornell University und hat etliche viel beachtete Artikel veröffentlicht. In akademischen Kreisen wird er als ›Wunderkind‹ betrachtet, ernsthaft, verantwortungsbewusst, mit unbegrenztem Potenzial.« Amanda spürte seine Verlegenheit und sprach sanfter weiter. »Tut mir leid, Max, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Nicht bei meiner Familie. Das war mir wichtig.«
»Es tut uns allen leid.« Suzanna lächelte ihn an. »Wir hatten einige sehr unruhige Monate.«
»Ich verstehe das.« Und sie wussten sicher nicht, wie sehr er den Begriff ›Wunderkind‹, verabscheute. »Wenn mein akademisches Profil Sie erleichtert, soll es mir recht sein.«
»Da ist noch etwas«, fuhr Suzanna fort. »Das alles erklärt nicht, was Sie im Meer taten, als man Sie fand.«
Max sammelte seine Gedanken. Es fiel ihm jetzt leicht, sich zu erinnern. »Ich habe an den Papieren gearbeitet, als ein Sturm aufkam. Ich wollte an Deck, und dabei hörte ich Caufield mit Kapitän Hawkins sprechen.« Er schilderte, was er unfreiwillig belauscht hatte.
»Sie sind während eines Sturms über Bord gesprungen?«, fragte Lilah ungläubig.
»Es war nicht sehr klug.«
»Es war sehr mutig«, verbesserte sie ihn.
»Nicht, wenn man bedenkt, dass er auf mich schoss.« Max strich über den Verband an seiner Schläfe.
»Ihre Beschreibung passt nicht auf Ellis Caufield.« Amanda trommelte wieder mit den Fingern auf die Tischplatte, während sie alles durchdachte. »Livingston, der Mann, der die Papiere stahl, war dunkelhaarig und ungefähr dreißig.«
»Dann hat er also seine Haare gefärbt.« Lilah hob die Hände.
Ein kaltes Lächeln breitete sich auf Sloans Gesicht aus. »Hoffentlich taucht der Mistkerl wieder hier auf, damit ich ihn in die Finger bekomme.«
»Damit wir alle ihn in die Finger bekommen«, korrigierte ihn C. C. »Die Frage ist nur, was wir jetzt machen.«
Sie begannen einen neuen Streit, in dessen Verlauf Trent seiner Frau erklärte, sie würde gar nichts machen, während Amanda ihn erinnerte, dass dies ein Problem der Calhouns wäre, und Sloan hitzig einwarf, sie solle sich da heraushalten. Coco fand, es sei nun an der Zeit für Brandy, und wurde ignoriert.
»Er hält mich für tot«, murmelte Max leise und mehr zu sich selbst. »Also fühlt er sich sicher. Wahrscheinlich ist er noch immer auf derselben Yacht in der Nähe, auf der ›Windrider‹.«
»Dann geben wir die Informationen an die Polizei weiter.« Trent blickte in die Runde und nickte. »Und wir sehen uns selbst ein wenig um. Die Ladys kennen die Insel genauso gut wie dieses Haus. Wenn er hier ist, finden wir ihn.«
»Ich freue mich schon darauf.« Sloan blickte hinüber zu Max und verließ sich auf seinen Instinkt. »Machen Sie mit, Quartermain?« Überrascht blinzelte Max, ehe er lächelte. »Ja, sicher.«
Ich habe mir Christians Cottage angeschaut. Vielleicht war es riskant, weil mich Bekannte beobachten konnten, aber ich wollte unbedingt sehen, wo er lebt, wie er lebt und welche Gegenstände er um sich hat.
Es ist ein kleines Haus nahe am Wasser, ein viereckiges hölzernes Cottage, dessen Räume voll sind mit Gemälden und dem Geruch von Terpentin. Über der Küche befindet sich ein ausgebauter Dachboden, den er als Atelier nutzt. Auf mich wirkte es wie ein Puppenhaus mit seinen hübschen Fenstern und den niedrigen Decken. Alte Laubbäume spenden Schatten, und an der
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