Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
»Nein, ich vergesse es nicht. Ich kann es nicht vergessen. Aber ich würde lieber Lumpen tragen und hungern, als mit anzusehen, dass du meine Kinder dermaßen verletzt. Ich werde nicht erlauben, dass du ihnen diesen Hund wegnimmst und ihn töten lässt.«
»Erlauben?« Er war nicht mehr blass, sondern rot vor Wut. »Nun bist du diejenige, die ihren Platz verlässt, Bianca. Ist es ein Wunder, dass die Kinder sich offen gegen mich stellen, bei einer solchen Mutter?«
»Sie wollen deine Liebe, deine Aufmerksamkeit.« Ich schrie jetzt. »Genau, wie ich sie wollte. Aber du liebst nichts außer deinem Geld und deiner Position.«
Wie bitter wir danach stritten! Ich kann nicht wiederholen, was er mich hieß. Er schleuderte das Glas gegen die Wand. Das Kristall zerbrach genau wie seine Beherrschung. Wildheit flackerte in seinen Augen, als er seine Hände um meinen Hals legte. Ich fürchtete um mein Leben, hatte entsetzliche Angst um meine Kinder. Er stieß mich beiseite, sodass ich in einen Sessel fiel. Heftig atmend starrte er auf mich herunter.
Sehr langsam und nur mit großer Mühe fasste er sich. Die zornige Farbe wich aus seinen Wangen. »Ich sehe jetzt, dass ich mit dir zu großzügig war«, sagte er. »Von nun an wird sich das ändern. Denke nicht, dass du so weitermachen kannst, wie es dir beliebt. Wir streichen unsere Pläne für den Abend. Ich habe etwas Geschäftliches in Boston zu erledigen. Während ich dort bin, werde ich mich nach einer Gouvernante umsehen. Es wird Zeit, dass die Kinder Respekt lernen sowie die Beachtung ihrer Stellung. Durch dich und ihre Nanny wurden sie verwöhnt und eigenwillig.« Er holte seine Uhr aus der Tasche. »Ich reise heute Abend ab und bleibe zwei Tage weg. Wenn ich zurückkehre, erwarte ich, dass du dich an deine Pflichten erinnert hast. Wenn sich der Köter bei meiner Rückkehr noch im Haus befindet, wirst du zusammen mit den Kindern bestraft. Habe ich mich klar ausgedrückt, Bianca?«
»Ja.« Meine Stimme zitterte. »Völlig klar.«
»Hervorragend. Dann also in zwei Tagen.«
Er verließ den Salon. Ich bewegte mich eine Stunde lang nicht. Ich hörte, wie Fergus’ Kutsche vorfuhr. Hörte, wie er den Dienern Befehle erteilte. In dieser Zeit hatte sich mein Kopf geklärt, und ich wusste, was ich tun musste.
7. K APITEL
»Verdammt, was für einen Sinn hat es, in diesen Papieren zu wühlen?« Hawkins ging in dem sonnendurchfluteten Zimmer des gemieteten Hauses auf und ab. Er war nie ein besonders geduldiger Mann gewesen und benutzte lieber seine Fäuste oder eine Waffe als sein Gehirn. Sein Partner, der sich jetzt Robert Marshall nannte, saß an einem Schreibtisch und arbeitete sich sorgfältig durch die Papiere, die er vor einem Monat in The Towers gestohlen hatte. Er hatte sich die Haare in einem unauffälligen Braun gefärbt und einen Bart wachsen lassen, den er genauso färbte.
Dennoch, hätte Max Quartermain ihn gesehen, hätte er ihn Ellis Caufield genannt. Welchen Namen er auch benutzte, welche Verkleidung er auch wählte, er war ein Dieb, dessen skrupelloser Geist sich auf die Calhoun-Smaragde konzentriert hatte.
»Die ganze Sache stinkt«, erklärte Hawkins.
»Genieße die Landschaft.« Caufield duldete seinen Partner, weil er ihn noch brauchte. Hatten sie erst einmal die Smaragde gefunden … nun, das war eine andere Sache. »Noch bevor der Sommer um ist, werde ich die Steine in meinen Händen halten.« Er betrachtete seine Finger. Sie waren schmal und weiß und geschickt. Er konnte förmlich die glitzernden grünen Steine in seinen Handflächen sehen. »Sie werden mir gehören.«
»Uns«, verbesserte Hawkins.
Caufield blickte lächelnd auf. »Natürlich, uns.«
Nach dem Abendessen widmete Max sich wieder seinen Unterlagen, bis er die Zeit für reif hielt, um den nächsten Schritt zu tun.
Er fand Amanda in ihrem Zimmer, wo sie ihre eigenen Listen durchging, die sie für ihre Hochzeit erstellt hatte, die in drei Wochen stattfinden würde.
»Tut mir leid, wenn ich störe.«
»Das ist schon in Ordnung.« Amanda rückte ihre Brille zurecht und lächelte. »Ich habe hier alles unter Kontrolle, meine Nerven ausgenommen.« Sie schob ihre Papiere beiseite. »Ich wäre ja für Durchbrennen gewesen, aber Tante Coco hätte mich ermordet.«
»Hochzeiten machen wohl viel Arbeit.«
»Selbst die Planung einer kleinen Familienfeier ist wie die Ausarbeitung einer Großoffensive. Oder wie im Zirkus«, fügte sie lachend hinzu. »Man jongliert mit Fotografen,
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