Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
für sie empfinden?«
»Nein … ja … ich weiß nicht«, erwiderte er lahm. Er sah seine romantischen Träume bezüglich Lilah in Rauch aufgehen. »Spielt keine Rolle.«
»Für sie schon. Man nimmt Menschen und deren Gefühle ernst, Max.«
Keine Fesseln, dachte er. Keine Falltüren. Nun ja, er war bereits durch die Falltür gefallen, und seine Gefühle waren die Schlinge um seinen Hals. Doch das war nicht der springende Punkt. »Ich mache mir nur Sorgen, dass sie allein unterwegs ist. Die Polizei hat bisher weder Hawkins noch Caufield gefangen.«
»Sie ist zum Dinner ausgegangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand im Restaurant auftaucht und von ihr die Smaragde verlangt, die sie gar nicht hat.« Suzanna tätschelte freundschaftlich seine Hand. »Kommen Sie, Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie etwas gegessen haben. Tante Cocos Zitronenhühnchen sollte jetzt fertig sein.«
Max stand das Abendessen durch und zwang sich, so zu tun, als hätte er Appetit, als würde ihn der leere Platz am Tisch nicht stören. Er besprach mit Amanda die Fortschritte bei der Liste der Diener, schlug Cocos Angebot aus, ihm aus den Karten zu lesen, und fühlte sich ganz allgemein elend. Fred saß zu seinen Füßen und profitierte von der gedrückten Stimmung, indem er die Hühnerstückchen verschlang, die Max ihm zusteckte.
Endlich zog er sich in sein Zimmer zurück und versuchte, sich auf sein Buch zu konzentrieren.
Zwei Stunden verstrichen. Drei. Es war schon nach Mitternacht, und er hatte Lilah nicht nach Hause kommen hören. Dabei hatte er seine Tür offen gelassen, um zu merken, wenn sie durch den Korridor ging.
Vielleicht war er zu sehr in seine Arbeit versunken gewesen. Leise ging er zu Lilahs Tür, klopfte gedämpft. Er fühlte sich unbehaglich, als er nach dem Türknauf griff. Er hatte die Nacht mit ihr verbracht, erinnerte er sich. Sie konnte kaum beleidigt sein, wenn er nach ihr sah.
Sie war es nicht. Sie war nicht einmal da. Das Bett war gemacht, ein altes Eisenbett mit Kopf- und Fußteil, das wahrscheinlich einst einem Dienstboten gehört hatte und in schimmerndem Weiß gestrichen war. Der Rest der Einrichtung war bunt. So bunt, dass es vor den Augen flimmerte.
Die Patchworkdecke war geschickt aus den unterschiedlichsten Stoffstückchen zusammengenäht. Darauf türmten sich Kissen in allen möglichen Formen und Größen. Max fand, dass dies ein Bett war, in dem man versinken und den Tag verschlafen konnte. Es passte zu Lilah.
Der Raum war riesig groß, wie die meisten in The Towers , doch Lilah hatte ihn voll geräumt und gemütlich gemacht. An den grau gestrichenen Wänden hingen Skizzen von Wildblumen. Die auffällige Signatur verriet ihm, dass Lilah sie gemalt hatte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass sie zeichnen konnte. Er wusste eine ganze Menge nicht über die Frau, die er liebte.
Ein Regal war mit Büchern voll gestellt, eine Bluse war sorglos über einen Queen Anne-Sessel geworfen, Ohrringe und glitzernde Armreifen lagen auf einem Hepplewhite-Tisch. Eine Schale mit glatten Ziersteinen stand neben einem Porzellanpinguin. Als er den Vogel hochhob, spielte er eine verjazzte Version von ›That’s Entertainment‹.
Sie hatte überall Kerzen, in eleganten Leuchtern aus Meissener Porzellan wie auch in einem kitschigen Einhorn. Er griff nach einem gerahmten Foto eines Paares, das lachend in die Kamera blickte. Ihre Eltern, dachte er. Lilahs Ähnlichkeit mit dem Mann, Suzannas Ähnlichkeit mit der Frau ließen keinen Zweifel daran.
Als der Kuckuck aus der Wanduhr sprang, zuckte Max zusammen. Es war halb eins. Wo, zum Teufel, war Lilah?
Er ging unruhig auf und ab, als sich die Tür endlich öffnete.
Sie sah … unglaublich aus. Ihr Haar war windzerzaust, ihr Gesicht gerötet. Das Kleid in leuchtenden Farben wirbelte in unzähligen Falten um ihre Beine. Lange bunte Perlengehänge tanzten an ihren Ohren. Sie hob eine Augenbraue und schloss die Tür.
»Nun«, sagte sie, »mach es dir bequem. Fühl dich wie zu Hause.«
»Wo, zum Teufel, warst du?« Die Frage schoss mit Frustration und Sorge durchsetzt hervor.
»Habe ich die Sperrstunde verpasst, Daddy?« Sie warf ihre perlenbesetzte Handtasche auf den Schreibtisch und wollte die Ohrclips abnehmen, als er sie herumwirbelte.
»Mach dich nicht über mich lustig. Ich habe mich zu Tode geängstigt. Du warst stundenlang weg.«
Sie riss sich los. »Es mag dich überraschen, Professor, aber ich gehe schon ziemlich lange abends aus.«
»Das ist jetzt
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