Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
»Ich wurde von einem Südstaaten-Gentleman aufgehalten, der Informationen über die Flora für seine Geografieklasse wollte, und ihn zufriedenzustellen hat leider ein wenig länger gedauert, als ich erwartet hatte.«
»Hoffentlich war er kahlköpfig und fett.«
Sie schaffte es nicht ganz zu lachen und rieb sich die Arme gegen die Kälte. »Nein, er war ziemlich schlank und hatte eine Menge Haare. Aber ich habe seine Bitte abgelehnt, die Mutter seiner Kinder zu werden.«
»Hat er einen Annäherungsversuch gemacht?«
»Nein.« Sie hob die Hand, ehe er an ihr vorbeisprinten konnte, und lachte. »Max, ich mache nur Spaß – und selbst wenn nicht, könnte ich jeden Annäherungsversuch selbst abweisen.«
»Meinen hast du nicht abgelehnt.«
»Ich kann auch annehmen. Was hast du da hinter deinem Rücken?«
»Meine Hände.«
Lachend gab sie ihm einen Kuss. »Was sonst noch?«
Er streckte ihr einen Strauß Gänseblümchen entgegen. »Ich habe sie nicht gepflückt«, versicherte er, weil er ihre Ansichten darüber kannte. »Ich habe sie von Suzanna gekauft. Sie behauptet, du hättest eine Schwäche für sie.«
»Sie sind so fröhlich«, murmelte sie und fühlte sich geradezu absurd gerührt. »Danke.«
Im Gehen legte er seinen Arm um ihre Schultern. »Ich habe heute Nachmittag den Wagen von C. C. gekauft.«
»Professor, du steckst voller Überraschungen.«
»Ich dachte mir, du willst von den Fortschritten hören, die Amanda und ich mit diesen Listen machen. Wir könnten die Küste entlangfahren und irgendwo essen. Allein sein.«
»Das klingt wunderbar, aber meine Blumen werden verwelken.«
Er strahlte sie an. »Ich habe eine Vase gekauft. Sie ist im Wagen.«
Als die Sonne hinter den Bergen im Westen unterging, wanderten Lilah und Max an dem Kiesstrand entlang, der einen natürlichen Wall gegen das Meer an der Südspitze der Insel bildete. Die See war ruhig. Mit dem Heraufziehen der Abenddämmerung verwischte sich die Linie zwischen Himmel und Wasser zu einem sanften, tiefen Blau. Eine einzelne Möwe schwebte mit einem klagenden Schrei über sie hinweg.
»Dies hier ist ein besonderer Ort«, erklärte Lilah. Hand in Hand ging sie mit Max näher ans Wasser heran. »Ein magischer Ort. Selbst die Luft ist hier anders.« Sie schloss die Augen, holte tief Atem. »Voll Energie.«
»Es ist schön hier.« Er hob einen Stein auf, um die Oberfläche zu betasten. In einiger Entfernung verschmolz eine Insel mit dem Zwielicht.
»Ich fahre oft hierher, nur um hier zu stehen und zu fühlen. Ich glaube, ich muss schon einmal hier gewesen sein.«
»Du hast doch gerade gesagt, dass du schon hier gewesen bist.«
Ihre Augen waren träumerisch, als sie lächelte. »Ich meine vor hundert oder fünfhundert Jahren. Glaubst du nicht an Wiedergeburt, Professor?«
»Doch, das tue ich. Ich habe am College eine Arbeit darüber geschrieben, und nach Abschluss meiner Recherchen gelangte ich zu dem Schluss, dass es eine sehr glaubwürdige Theorie ist. Wenn man sie auf die Geschichte anwendet …«
»Max.« Sie umschloss sein Gesicht mit beiden Händen. »Ich bin verrückt nach dir.« Sie lächelte, als sie mit ihren Lippen die seinen berührte, lächelte noch, als sie sich zurückzog.
»Wofür war das?«
»Dafür, dass ich dich vor mir sehe, hüfthoch in dicken Büchern und Notizen, wie dir die Haare in die Stirn hängen und deine Augenbrauen zusammengezogen sind, während du dich konzentrierst und verbissen nach der Wahrheit suchst.«
Stirnrunzelnd warf er den Kieselstein von einer Hand in die andere. »Das ist ein reichlich langweiliges Bild.«
»Nein, gar nicht.« Sie hielt den Kopf schief und musterte ihn. »Es ist ein ehrliches, ein bewundernswertes Bild. Sogar ein mutiges.«
Er lachte kurz auf. »Sich in eine Bibliothek zu wagen, erfordert nicht gerade Mut. Als ich Kind war, war das meine einzige Zuflucht. Ich bekam nie einen Asthmaanfall, wenn ich ein Buch las. Ich habe mich in Büchern versteckt«, fuhr er fort. »Es machte Spaß, mir auszumalen, wie ich mit Magellan segle oder am Alamo sterbe. Aber mein Vater …«
»Was machte dein Vater?«
Er zuckte unbehaglich die Schultern. »Er hatte sich etwas anderes erhofft. Er war an der Highschool ein Footballstar gewesen. Der Mann, der nie in seinem Leben krank war. Der samstags ein paar Bier kippte und am Wochenende jagen ging. Er wollte einen Mann aus mir machen und hatte nie wirklich Erfolg.«
»Du hast dich selbst zu einem Mann gemacht.« Sie ergriff seine Hände und
Weitere Kostenlose Bücher