Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Titel: Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
gegeben, in denen ich sie verabscheute, da ich wusste, dass sie eine Belohnung dafür waren, dass ich einen passenden Erben in die Welt gesetzt hatte. Dennoch gehören sie mir, genau wie meine Kinder mir gehören. Ich dachte nicht an ihren Geldwert, als ich sie hervorholte und in meinen Händen hielt, um ihr Feuer in dem Licht der Lampe zu betrachten. Sie sollen ein Erbstück für meine Kinder und deren Kinder sein, ein Symbol der Freiheit und der Hoffnung. Und mit Christian auch der Liebe. Als die Tagesdämmerung anbrach, beschloss ich, die Smaragde zusammen mit diesem Tagebuch an einem sicheren Ort zu verstecken, bis ich wieder mit Christian vereint sein würde.

10. K APITEL
    Die Greisin wirkte zerbrechlich und spröde wie altes Glas, wie sie da im Schatten einer knorrigen Ulme saß. Bewohner des Altenheims wanderten über die gepflasterten Wege. Einige wurden in Rollstühlen von Angehörigen oder Pflegern geschoben.
    Ihre Hände bewegten sich emsig an einer Strickarbeit, während sie durch dicke, getönte Brillengläser einem jungen Paar entgegenblickte, einem schlanken jungen Mann mit dunklen Haaren, einem gertenhaft biegsamen Mädchen in einem dünnen Sommerkleid. Die beiden gingen Hand in Hand. Millie hatte eine Schwäche für Jungverliebte und lächelte. Die beiden sahen hübsch aus. Bildschön.
    »Mrs Tobias?«
    Millie betrachtete Max, sah ernste blaue Augen und ein scheues Lächeln.
    »Ja«, erwiderte sie. »Und Sie müssen Dr. Quartermain sein.« Ihre Stimme klang brüchig. »Heutzutage wird man schon sehr jung ein Doktor.«
    »Ja, Ma’am. Das hier ist Lilah Calhoun.«
    Millie war erfreut, als Lilah sich direkt zu ihren Füßen im Gras niederließ und ihre Strickarbeit bewunderte.
    »Das ist schön.« Lilah berührte mit ihren Fingerspitzen den dünnen blauen Faden. »Was wird das?«
    »Was immer es will. Sie sind von der Insel?«
    »Ja, ich wurde dort geboren.«
    Millie stieß einen kleinen Seufzer aus. »Ich war seit dreißig Jahren nicht mehr da. Habe es dort nicht mehr ausgehalten, seit ich meinen Tom verloren habe, aber mir fehlt noch heute das Geräusch des Meeres.«
    »Sie waren lange verheiratet?«
    »Fünfzig Jahre. Wir hatten ein gutes Leben. Acht Kinder haben wir heranwachsen sehen. Jetzt habe ich dreiundzwanzig Enkelkinder, fünfzehn Urenkelkinder und sieben Ururenkelkinder.« Sie stieß ein pfeifendes Lachen aus. »Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich ganz allein diese alte Welt bevölkert. Nehmen Sie Ihre Hände aus den Taschen, mein Junge«, sagte sie zu Max. »Und setzen Sie sich, damit ich mir nicht den Hals ausrenken muss.« Sie wartete, bis er sich niedergelassen hatte. »Ist das hier Ihr Liebchen?«
    »Äh … nun ja …«
    »Also, ist sie es, oder ist sie es nicht?«, fragte Millie.
    »Ja, Max.« Lilah warf ihm ein amüsiertes, träges Lächeln zu. »Ist sie es, oder ist sie es nicht?«
    In die Ecke gedrängt, stieß Max den Atem aus. »Ich denke, so könnte man es ausdrücken.«
    »Langsam, wenn es darum geht, sich zu entscheiden«, sagte die alte Frau zu Lilah und blinzelte. »Daran ist nichts falsch. Sie sehen aus wie sie«, meinte sie unvermittelt.
    »Wie wer?«
    »Bianca Calhoun. Seid ihr nicht hergekommen, um mit mir über sie zu sprechen?«
    Lilah legte ihre Hand auf Millies Arm. »Sie erinnern sich an sie?«
    »Aber ja. Sie war eine große Lady. Schön und mit einem guten, freundlichen Herzen. Voll Hingabe für ihre Kinder. Viele der reichen Damen, die den Sommer auf der Insel verbrachten, waren froh, wenn sie ihre Kinder den Nannys überlassen konnten, aber Bianca Calhoun hat sich um ihre Kinder selbst gekümmert. Sie ist mit ihnen immer spazieren gegangen und hat ihnen viel Zeit gewidmet. Sie hat sie auch selbst abends ins Bett gebracht, es sei denn, ihr Mann hatte Pläne gemacht, die sie vor der Schlafenszeit aus dem Haus führten. Eine gute Mutter war sie, und über eine Frau kann nichts Besseres als das gesagt werden.« Sie nickte energisch, als sie sah, dass Max sich Notizen machte. »Ich habe in drei Sommern dort gearbeitet. 1912, 1913 und 1914.«
    »Haben Sie etwas dagegen?« Max holte einen kleinen Kassettenrecorder hervor. »Es würde uns helfen, uns an alles zu erinnern, was Sie uns erzählen werden.«
    »Ich habe gar nichts dagegen.« Es gefiel Millie sogar sehr gut. Irgendwie war es, als wäre sie in einer Talkshow im Fernsehen. »Sie wohnen noch in The Towers ?«, fragte sie Lilah.
    »Ja, meine Familie und ich.«
    »Wie oft bin ich diese Treppe hinauf-

Weitere Kostenlose Bücher