Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
fiel durch einen Spalt in den Vorhängen. Musik schwoll mit der Leidenschaft an, und der Duft zarter Blumen hing in der Luft.
Gemurmelte Versprechungen. Verzweifelte Antworten. Ein leises, heiseres Lachen, ein schluchzender Atemzug. Von Geduld zu Drängen, von Zärtlichkeit zu Wildheit, so trieben sie sich gegenseitig an. Während der dunklen endlosen Nacht waren sie unersättlich in ihrem Verlangen. Eine sanfte Berührung konnte ein Beben erzeugen, eine heftige Liebkosung einen sanften Seufzer.
Jedes Mal, wenn sie dachten, gesättigt zu sein, wandten sie sich einander noch einmal zu, um zu erregen oder zu besänftigen, sich aneinanderzuklammern oder einander zu streicheln, bis die Kerzen erloschen und das fahle Licht der Morgendämmerung in den Raum kroch.
11. K APITEL
Hawkins hatte genug vom Warten. Seiner Meinung nach war jeder Tag auf der Insel ein verlorener Tag. Hinzu kamen Caufields unberechenbare Wutanfälle. Nur weil diese Calhoun einmal nicht im Nationalpark war, hatte Caufield eines der Zimmer im Haus verwüstet und mit einem Küchenmesser auf die Möbel eingehackt, bis er wieder zu sich gekommen war.
Hawkins hatte Angst vor ihm.
Seine derzeitige Hoffnung bestand jetzt darin, Caufield zu überlisten. Caufield war wieder im Nationalpark. Also machte Hawkins sich an eine systematische Durchsuchung des Hauses.
Und tatsächlich, in der Tasche einer Jeans wurde er fündig.
Es war eine ungeschickt gezeichnete Karte auf vergilbtem Papier. Hawkins war die Bedeutung klar. The Towers war zweifelsfrei zu erkennen, ebenso ein paar markante Punkte in der Umgebung.
Dieser betrügerische Caufield hatte die Karte bestimmt zwischen den alten Papieren gefunden und sie versteckt. Nun, dieses Spiel konnten zwei spielen. Es tat Hawkins beinahe leid, dass er Caufields Gesicht nicht würde sehen können, wenn er herausfand, dass ihm sein Partner die Smaragde vor der Nase weggeschnappt hatte.
Max entdeckte Christian. Es war viel leichter, als er erwartet hatte, sodass er nur dasitzen und auf das Buch in seiner Hand starren konnte. Ein knapper halber Tag in der Bibliothek, und er war über den Namen in einem staubigen Band mit dem Titel ›Künstler und ihre Kunst: 1900-1955‹ gestolpert. Max hatte sich geduldig durchgearbeitet und war bei ›B‹ als er den Eintrag fand: Christian Bradford, 1884-1976. Obwohl ihn der Vorname hatte aufhorchen lassen, hatte Max nicht erwartet, dass es so einfach sein würde. Doch es passte alles zusammen.
Obwohl Bradford keinen richtigen Erfolg erlebte, abgesehen von seinen letzten Jahren, wurden seit seinem Tod seine früheren Arbeiten sehr wertvoll.
Max überflog die Einschätzung der Arbeit des Künstlers.
Zu seiner Zeit wurde er als Zigeuner eingestuft, da er von einem Ort zum anderen zog. Oftmals verkaufte Bradford seine Werke für Unterkunft und Verpflegung. Als produktiver Künstler vollendete er ein Bild manchmal innerhalb von wenigen Tagen. Es heißt, er hätte vierundzwanzig Stunden ohne Unterbrechung gearbeitet, wenn ihn die Stimmung packte. Geheimnisvoll bleibt, weshalb er in den Jahren von 1914 bis 1916 nichts malte. Oh Gott, dachte Max und rieb seine feuchten Hände über seine Hose.
Bradford heiratete 1925 Margaret Doogan und hatte ein Kind, einen Sohn. Über sein Privatleben ist nur wenig bekannt, da er bis zu seinem Tode äußerst zurückgezogen lebte. Ende der sechziger Jahre erlitt er einen Herzinfarkt, der ihn schwächte. Dennoch malte er weiter. Er starb in Bar Harbor, Maine, wo er seit mehr als einem halben Jahrhundert ein Cottage besaß. Er wurde von seinem Sohn und einem Enkel überlebt.
»Ich habe dich gefunden«, murmelte Max, blätterte um und betrachtete die Reproduktion eines von Bradfords Gemälden. Es war ein Gewitter, das vom Meer hereinzog. Leidenschaftlich, wild, aufgepeitscht. Es war ein Motiv, das Max kannte – der Ausblick von den Klippen unterhalb von The Towers war zu sehen.
Eine Stunde später kam er mit einem halben Dutzend Büchern beladen zu Hause an. Erst in einer Stunde konnte er Lilah im Park abholen und ihr erzählen, dass er die nächste Hürde genommen hatte. Von seinem Erfolg so trunken, begrüßte er Fred dermaßen überschwänglich, dass der Hund durch die Halle tobte, gegen Wände rannte und über seinen Schwanz stolperte.
»Du liebe Güte.« Coco hastete die Treppe herunter. »Was für eine Aufregung!«
»Tut mir leid.«
»Keine Entschuldigungen. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn ein Tag einmal ohne Aufregung
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