Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
Megan spitz. »Der Sattelgurt ist gerissen.«
»Das behauptet sie.« Sloan drückte sie an sich. »Tatsache ist, sie flog durch die Luft und landete mit ihrem Hintern mitten im Stacheldrahtzaun. Hat sechs Wochen nicht sitzen können.«
»Zwei«, protestierte sie, dabei zuckte es allerdings verdächtig um ihre Mundwinkel.
»Hat eine riesige Narbe zurückbehalten.« Er versetzte ihr einen brüderlichen Klaps auf den Po. »Genau hier.«
»Die würde ich mir gern mal anschauen«, murmelte Nathaniel kaum hörbar, was ihm einen argwöhnischen Blick von Suzanna eintrug.
»Ich denke, ich bringe Christian vor dem Dinner noch schnell zu Bett.«
»Guter Vorschlag.« C. C. nahm Trent Baby Ethan ab, der schon seit geraumer Zeit leise vor sich hinquengelte. »Da hat jemand Hunger.«
»Ich auf jeden Fall auch.« Lilah stand auf.
Megan sah den Müttern mit ihren Babys nach und stellte überrascht fest, dass sie so etwas wie Neid empfand. Seltsam, bevor sie hier im Haus die vielen Babys gesehen hatte, war ihr nie der Wunsch nach mehr Kindern in den Sinn gekommen.
»Entschuldigt, dass ich so spät dran bin.« Coco rauschte ins Zimmer und richtete sich noch schnell die Frisur. »Es gab ein paar Probleme in der Küche.«
Bei Cocos frustrierter Miene musste Nathaniel sich das Grinsen verkneifen. »Trägt Dutch etwa dafür die Verantwortung, Darling?«
»Nun …« Sie jammerte nicht gern. »Wir sind eben verschiedener Meinung, wie manche Dinge gehandhabt werden sollten. Oh danke, Trent.« Mit einem Lächeln nahm sie das Glas an, das er ihr hinhielt. »Ach du meine Güte, wo bin ich nur mit meinen Gedanken! Jetzt habe ich die Canapés vergessen!«
»Ich hole sie.« Max erhob sich vom Sofa.
»Danke, du bist ein Schatz. Und jetzt …« Coco nahm Megans Hand. »Wir hatten ja noch gar keine Möglichkeit zu plaudern. Also, was sagst du zu The Retreat?«
»Es ist großartig. Genau, wie Sloan es beschrieben hat. Und Amanda sagte mir, ihr seid ausgebucht.«
»Ja, unsere erste Saison läuft hervorragend.« Coco schenkte Trent ein Lächeln. »Noch vor einem Jahr war ich völlig verzweifelt, weil es aussah, als würden meine Mädchen ihr Heim verlieren. Obwohl die Karten mir etwas anderes sagten. Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich Trent in den Tarotkarten gesehen habe? Ich muss dir auch mal die Karten legen, um zu sehen, was die Zukunft für dich bereithält, Liebes.«
»Nun …«
»Oder soll ich dir lieber aus der Hand lesen?«
Megan stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus, als Max mit den Canapés zurückkam und Coco ablenkte.
»Nicht an der Zukunft interessiert?«
Überrascht schaute Megan auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Nathaniel neben sie getreten war. »Mich interessiert mehr die Gegenwart. Immer einen Schritt nach dem anderen.«
»Eine Zynikerin.« Er nahm ihre Hand in seine und drehte sie um. »In Irland habe ich eine alte Frau kennengelernt, Molly Duggin hieß sie. Sie behauptete, ich hätte das Zweite Gesicht.« Lange hielt er ihren Blick gefangen, bevor er die grauen Augen auf ihre Handfläche senkte. Ein leichter Schauer rann Megan über den Rücken. »Eine höchst eigenwillige Hand. Unabhängig und stark, gleichzeitig elegant.« Mit einem Finger strich er über die Innenfläche.
Jetzt war es mehr als nur ein Schauer, eher ein Stromschlag.
»Ich glaube nicht an solchen Unfug wie Handlesen.«
»Das ist auch nicht unbedingt nötig. Zurückhaltend«, fuhr er fort. »Das ist mir schon aufgefallen. Die Leidenschaft ist da, aber sie wird eingepfercht.« Jetzt fuhr er mit dem Daumen über ihre Handballen. »Oder besser: zielgerichtet eingesetzt. Sie bevorzugen die Bezeichnung ›zielgerichtet‹. Praktisch, zweckmäßig. Sie verlassen sich immer auf Ihren Kopf, nicht auf Ihr Gefühl, ganz gleich, was Ihr Herz Ihnen auch zuflüstern mag.« Er hob den Blick und traf auf ihre Augen. »Nun, liege ich falsch?«
Nein, er war sogar viel zu nahe an die Wahrheit herangekommen. Und genau deshalb entzog sie ihm auch ihre Hand. »Ein interessantes Gesellschaftsspiel, Mr Fury«, meinte sie kühl.
Seine Augen lachten sie an, als er lässig die Daumen in die Jeansschlaufen seiner Hose hakte. »Ja, nicht wahr?«
Gegen Mittag am nächsten Tag gab es nichts mehr, womit Megan sich noch beschäftigen konnte. Kevin hatte sie die begeisterte Bitte nicht abschlagen können, den Tag bei den Bradfords zu verbringen, sodass sie nun nicht wusste, was sie mit sich anstellen sollte.
An Freizeit war sie einfach nicht
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