Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
aus ist der nächste Schritt Heirat.«
»Das mag ein Schritt von deinem Standpunkt aus sein, aber von meinem ist es ein großer Sprung. Und du kannst nicht einfach davon ausgehen, dass ich ihn tun werde.«
»Warum nicht?«
»Weil du das eben nicht annehmen kannst. Zuerst einmal plane ich für die nächsten Jahre überhaupt nicht, mich zu verheiraten. Ich muss an meine Karriere denken.«
»Was hat das eine denn mit dem anderen zu tun?«
»Alles. Du hast bereits meine Konzentration gestört, und du hast erreicht, dass ich meine Prioritäten nicht mehr einhalte.« Sie wusste, dass es albern klang, unterbrach sich und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Sieh mich an«, verlangte sie. »Sieh mich doch bloß an. Ich sitze auf dem Fußboden des Abstellraums, nackt, und streite mit einem Mann, den ich erst seit Kurzem kenne. Das bin nicht ich.«
Mit trügerischer Lässigkeit ließ er seinen Blick nach unten und dann wieder nach oben wandern. »Wer, zum Teufel, ist es dann?«
»Ich weiß es nicht.« Hektisch griff sie nach ihrem Jogginganzug und begann, ihn wieder anzuziehen. »Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, und das ist ganz allein deine Schuld. Nichts ergibt mehr einen Sinn, seit du auf dem Bürgersteig gegen mich geprallt bist.«
»Du bist gegen mich geprallt.«
»Das spielt jetzt keine Rolle.« Bis ins Mark erschüttert, zerrte sie das Oberteil über ihren Kopf. »Ich hänge Tagträumen nach, wenn ich eigentlich arbeiten sollte. Ich lasse mich von dir lieben, wenn ich eigentlich Verabredungen einhalten sollte. Ich nehme an Nacktpicknicks teil, wenn ich eigentlich Papiere ordnen sollte. Das muss unbedingt aufhören.«
»Vielleicht hätte ich dir die Champagnerflasche einfach auf den Kopf knallen sollen, anstatt dich das Zeug trinken zu lassen.« Verwirrt kratzte er sich am Kopf. »Setz dich doch, Calhoun, und wir sprechen über das alles.«
»Nein, ich setze mich nicht. Dann fängst du nämlich wieder mit mir an, und ich kann wieder nicht denken. Du wirst nicht Pläne für den Rest meines Lebens machen, ohne dich vorher mit mir abzusprechen, ohne überhaupt die Höflichkeit zu besitzen, mich zu fragen. Ich übernehme wieder die Kontrolle über mein Leben.«
Jetzt stand er auf, nackt und wütend. »Du bist zornig, weil ich will, dass du mich heiratest!«
Ihr Atem zischte zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen heraus. »Du bist einfach blöde.« Sie griff nach dem erstbesten Gegenstand, den sie in die Finger bekam, und schleuderte ihre Brille nach ihm. »Zu blöde für Worte!« Damit stürmte sie zur Tür, kämpfte fluchend mit dem Schloss, bis sie es aufbekam. »Du kannst deinen unglaublich romantischen Heiratsantrag nehmen und ihn dir sonst wohin stecken!«
Der heiße und träge Nachmittag war perfekt zum Genießen. Christian überraschte mich mit einem kleinen Korb. Wein und Schinken waren darin.
Gemeinsam saßen wir im Gras unterhalb des Felsens und beobachteten die Boote, die in der Tiefe vorbeiglitten.
Das Licht war so golden, als würde es aus einem goldenen Krug fließen. Aber so ist es immer, wenn ich mit ihm zusammen bin. An diesen lieblichen Nachmittagen gibt es nichts als Sonnenschein und Wärme und Düfte.
Wir sprachen über alles und nichts, während er mich zeichnete. Er hat schon zwei Bilder von mir gemacht, seit der Sommer begann.
In aller Bescheidenheit kann ich sagen, dass er mich schön aussehen ließ. Welche Frau wäre es nicht, wenn sie verliebt ist? Und es waren seine Augen, die mich betrachteten, seine Hände, die mein Gesicht und mein Haar zeichneten. Es waren seine Gefühle, die seinen Pinsel leiteten.
Hätte ich nicht schon vorher daran geglaubt, wie tief und wahr seine Liebe für mich ist, hätte ich es in den Porträts gesehen, die er malte.
Wird ihm jemand diese Porträts abkaufen? Es macht mich traurig, wenn ich daran denke. Aber es macht mich auch stolz. Das wäre eine Möglichkeit, endlich meine Gefühle offen zu erklären. Wenn an irgendeiner Wand das Porträt einer Frau hängt, deren Augen von Liebe zu dem Mann erfüllt sind, der sie gemalt hat.
Wie ich schon sagte, haben wir über alles und nichts gesprochen. Wir erwähnten nicht, wie schnell sich die Tage zu Wochen aneinanderreihten. Es sind nur noch wenige Wochen übrig, bevor ich die Insel verlassen muss. Und Christian. Ich glaube, diesmal wird etwas in mir sterben.
Fergus und ich besuchten heute Abend ein Dinner mit Tanz. Er war sehr fröhlich, obwohl viel über Krieg gesprochen wurde. Er meinte,
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