Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
fürchte, ich würde es tatsächlich tun.«
»Warum sprichst du dann nicht mit ihm?«
»Ich kann nicht.« Sie setzte sich wieder. »Wir haben noch gar nicht über die Zukunft gesprochen. Ich glaube, keiner von uns beiden will im Augenblick daran denken. Nur heute habe ich angefangen, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, dass ich ihn vor einem Monat noch nicht einmal gekannt habe. Es ist verrückt, damit anzufangen, mein Leben um jemanden herum zu planen, den ich erst seit so kurzer Zeit kenne.«
»Und du warst immer die Vernünftige unter uns Schwestern«, warf Lilah ein.
»Ja, richtig.«
»Dann entspann dich.« Aufmunternd tätschelte sie Amandas Schulter. »Wenn die Zeit kommt, wirst du auch etwas Vernünftiges machen.«
»Hoffentlich hast du recht«, murmelte Amanda und zwang sich zu einem entschiedenen Nicken. »Natürlich hast du recht. Und jetzt arbeite ich bis zum Abendessen im Abstellraum.«
»Siehst du, du hast schon wieder in dein altes Gleis zurückgefunden.«
Lilah lachte leise vor sich hin, während Amanda hinausging.
»Komm, Fred.« Sie drückte ihre Nase gegen die seine. »Wollen doch mal sehen, ob wir sie nicht ein wenig von der Arbeit ablenken können.«
Sloan betrat den Abstellraum, ausgestattet mit einer Flasche Champagner, einem Weidenkorb und Lilahs schwesterlichen Ratschlägen.
Bring sie ständig aus dem Gleichgewicht, großer Junge! Das Einzige, was du nicht zulassen darfst, ist, dass sie bei dir logisch wird!
Obwohl er nicht genau wusste, was Lilah zu ihrem Besuch bei ihm veranlasst hatte, stimmte er der geistigen Richtung grundsätzlich zu. Genauso wie es ihm gefiel, wie Amanda aussah, wie sie da über einen Schreibtisch gebeugt in dem Abstellraum saß, die Brille auf der Nase und die Haare zurückgesteckt.
Hinter ihr waren säuberlich etikettierte Ablagekörbe aufgebaut, Dutzende von staubigen Kartons standen neben ihr, und mehrere Stapel Papiere türmten sich vor ihr auf.
»Hey, Calhoun, bereit für eine Pause?«
»Was?« Rasch hob sie den Kopf, aber es dauerte einen Moment, ehe ihre Augen sich klar auf ihn richteten. »Oh, hallo! Ich habe dich nicht hereinkommen hören.«
»Wo warst du?«
Sie hob eine Aktenmappe hoch. »Zurück im Jahr 1929. Sieht so aus, als habe mein erhabener Urgroßvater ein wenig Geld nebenbei verdient, indem er während der Prohibition Alkohol aus Kanada einschmuggelte.«
»Der gute alte Fergus.«
»Der gierige alte Fergus«, verbesserte sie ihn. »Aber ein Geschäftsmann durch und durch. Wenn er schon über seine illegalen Aktivitäten so peinlich genau Buch geführt hat, hätte er auch garantiert Unterlagen über einen Verkauf der Smaragde aufgehoben.«
»Ich denke, Bianca hat sie versteckt.«
»So lautet die Legende.« Sie lehnte sich zurück und rieb sich die müden Augen. »Ich halte mich doch lieber an Tatsachen. Ich hatte zum Beispiel den Einfall, er könnte die Smaragde in einen Banksafe gelegt haben, von dem er niemandem etwas sagte. Aber ich kann auch darüber keine Unterlagen finden.«
»Vielleicht suchst du an der falschen Stelle.« Er stellte Flasche und Korb ab, während er hinter sie trat. Sanft begann er, ihre Nackenmuskeln zu massieren. »Vielleicht solltest du dich auf Bianca konzentrieren. Immerhin war es doch ihre Halskette.«
»Wir haben nicht viele Informationen über Bianca.« Als ihr die Augen zuzufallen begannen, riss sie sie wieder auf. »Urgroßvater vernichtete alle ihre Bilder, ihre Briefe, einfach alles, was mit ihr zu tun hatte. Bis jetzt haben wir nur einen ihrer Notizkalender gefunden.«
»Er muss wohl wahnsinnig wütend gewesen sein.«
»Wahnsinnig auf jeden Fall, aber ich vermute vor Gram.«
»Nein.« Er beugte sich herunter und küsste sie auf den Scheitel. »Hätte er Gram empfunden, hätte er alles von ihr behalten.«
»Vielleicht hat ihn die Erinnerung zu sehr geschmerzt.«
»Falls er sie liebte, hätte er sich an sie erinnern wollen. Das wäre für ihn unbedingt nötig gewesen. Wenn man jemanden liebt, ist alles von diesem Menschen wertvoll.« Er fühlte, wie sich ihre Muskeln unter seinen Fingern verspannten. »Was gibt es denn für ein Problem, Amanda? Du bist vollständig verkrampft.«
»Ich sitze schon zu lange hier, das ist alles!«
»Dann ist mein Timing ja perfekt!« Er bückte sich nach dem Champagner.
»Wofür ist das denn?«
»Die meisten Leute trinken das.«
Sloan ließ den Korken knallen. »Ich weiß nicht, wie es mit dir steht, Amanda, aber ich habe mich heute bei der Arbeit
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