Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
dass kluge Männer stets wüssten, dass es immer irgendwo Krieg gibt, und dass man daran gut Geld verdienen kann. Ich war betroffen, ihn so sprechen zu hören, aber er wischte meine Bedenken einfach beiseite.
»Es liegt bei dir, darüber nachzudenken, wie du das Geld ausgibst, und es liegt bei mir, es zu verdienen«, erklärte er mir.
Das traf mich, weil ich ihn nicht des Geldes wegen geheiratet habe und auch nicht wegen des Geldes bei ihm bleibe. Der Grund für beides ist Pflichtgefühl. Allerdings habe ich unter seinem Dach gelebt, sein Essen gegessen und seine Geschenke angenommen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden.
Es belastet mein Gewissen, dass ich das kleine Picknick, das Christian mir gebracht hat, so viel mehr geschätzt habe als alle üppigen Dinner, die Fergus mit seinem Geld bezahlt hat.
Weil ihm das immer gefällt, trug ich die Smaragde, und ich habe sie noch nicht weggebracht. Sie liegen jetzt im abgeschirmten Licht der Lampe, glitzern mir entgegen und erinnern mich sowohl an meinen Gram als auch an meine Freude.
Wäre es nicht wegen der Kinder … aber ich kann nicht daran denken. Da sind nun einmal die Kinder. Welche Sünden auch immer ich begehe, ich werde sie nie verlassen. Sie haben Bedürfnisse, die weder Christian noch ich ignorieren dürfen. Dazu haben wir kein Recht. Ich weiß, dass die Kinder in der vor mir liegenden Einsamkeit mein Trost sein werden. Da ich mit ihnen gesegnet bin, ist es nicht richtig, um das Kind zu trauern, das Christian und ich niemals haben dürfen.
Wenn ich heute Abend die Lampe ausschalte, werde ich versuchen, rasch zu schlafen. Denn dann wird es wieder Morgen, und aus dem Morgen wird der goldene Nachmittag, an dem ich Christian wiedersehen kann.
10. K APITEL
Der einzige Grund, der Amanda daran hinderte, die Tür zuzuschlagen, war der Umstand, dass Suzanna vermutlich die Kinder schon zu Bett gebracht hatte. Aber sie trat dagegen.
Vor sich hinmurmelnd und gelegentlich einen wütenden Blick über ihre Schulter werfend, humpelte sie den Korridor entlang.
Im Moment war sie sich nicht sicher, ob sie wütender auf Sloan war, weil er sich ihrer Zustimmung so absolut sicher war, oder auf sich selbst, weil sie ihm ihre Zustimmung geben wollte.
Heirat hatte nicht zu ihren Plänen gehört, verdammt noch mal, aber sie war gut darin, das Unerwartete hinzunehmen und funktionieren zu lassen. Wenn er allerdings dachte, sie würde ihm die Befriedigung bieten, dass sie einfach an Bord ging, weil er das sagte, dann kannte er Amanda Kelly Calhoun nicht.
»Wenn wir verheiratet sind«, hatte er gesagt! Sie kochte vor Wut. Nicht »Falls wir jemals heiraten …« oder »Möchtest du …« oder »Hättest du Lust … ?«
Das große Problem bestand darin, dass unter ihrer sofort einsetzenden Panik und dem Zorn auch Begeisterung mitgeschwungen hatte!
Sie blieb vor der Tür ihres Zimmers stehen, als sie ihren sanften Seufzer hörte. Lieber Himmel, sie wollte ihn heiraten! Trotz aller guten, soliden und vernünftigen Gründe, die dagegen sprachen, war die Heirat mit ihm genau das, was sie wollte! Das Zusammenleben mit ihm würde bedeuten, mit der ständigen Drohung einer grundlegenden Umwälzung ihres Lebens zu leben. Sie lächelte vor sich hin. Konnte es ein befriedigenderes Leben geben für eine Frau, die ein solches Geschick ja gerade darin besaß, die Dinge wieder geradezurücken?
Mit der Hand am Türknauf, zögerte sie und überlegte, ob sie zurückgehen und dem Drang nachgeben sollte, sich lachend in seine Arme zu werfen und zu rufen … ja!
Nein!
Entschlossen stieß Amanda die Tür auf. Sie würde es ihm nicht leicht machen. Wenn er sie wollte, wirklich wollte, dann musste er schon etwas härter daran arbeiten. Sobald er es richtig machte – sofern er es richtig machte, verbesserte sie sich, als sie hinter sich die Tür schloss, würde sie lächeln, sich an seine Brust schmiegen und sagen …
Ein Arm schlang sich um ihren Hals und schnürte ihr den Atem ab.
Instinktiv wehrte sie sich und riss beide Hände hoch, um an dem Arm zu reißen und zu kratzen, während sie um Luft rang, damit sie schreien konnte. Bis sich der harte kalte Lauf einer Waffe gegen ihre Schläfe presste.
»Nicht.« Die Stimme war nur ein heiseres Flüstern an ihrem Ohr. »Seien Sie ganz still. Dann brauche ich Ihnen nichts zu tun.«
Gehorsam ließ Amanda ihre Arme sinken, doch ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Die Kinder waren nur den Korridor hinunter ein paar Zimmer weiter. Und
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