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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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aus hochkarätigen Solitären, die bis zur Schulter reichen und von einem zentralen Diamanten in Tropfenform geschmückt werden [1] . Die Schleppe ihres Gewandes wird von Hofdamen getragen. Deren Roben wiederum sind in reinem Fuchsia gehalten, inspiriert von Vom Winde verweht .
    Bevor er sich auf dem Thron niederlässt, den zwei goldene Adlerflügel von zehn Meter Höhe umschließen, muss Bokassa sich die Krone selbst aufsetzen. Auch diese Geste hat er bei Napoleon abgeguckt. Olivier Brice vom Modehaus Michel Tellin, der engagiert wurde, um die Rolle Isabeys einzunehmen, hat alles minutiös geplant. Eine Panne allerdings trübt den Ablauf. Bokassa hat vergessen, den goldenen Lorbeerkranz abzunehmen, den er solange trägt, bis er sich die Kaiserkrone aufsetzt. Und so lüpft er ungeschickt die Krone wieder an, reißt sich den Kranz vom Kopf, übergibt ihn einem Kammerherrn und setzt sich dann die neue Kopfbedeckung zum zweiten Mal auf.
    Wie Joséphine vor Napoleon, kniet sich auch Catherine vor den Imperator hin, um ihr Diadem aus seinen Händen zu empfangen. Hätte Louis David noch gelebt, er hätte keine Wahl gehabt: Er hätte noch einmal die Krönung Napoleons malen müssen.
    Die Neuinszenierung der Zeremonie vom 2. Dezember 1804 ist also im Großen und Ganzen gelungen. Die kaiserlichen Gesten wurden getreulich nachgeahmt und auf zahlreichen Souvenirs verewigt. Einige Elemente hat Bokassa dem napoleonischen Ritual jedoch hinzugefügt: Bei einem Interview gestand er, er habe sich durch zwei vorausgegangene Krönungsfeierlichkeiten inspirieren lassen – die Krönung des Schahs von Persien und die der Königin Elisabeth von England. Und so fährt Bokassa in Kutschen, die denen des Buckingham Palace nachgebaut sind. Welches zeremonielle Element allerdings der Krönung des Schahs abgeschaut ist, darüber streiten die Experten sich noch heute. Bokassa legte großen Wert auf die Disziplin seines Hofstaates. Einige Tage vor der Zeremonie müssen sich seine Gardeoffiziere Fernsehaufnahmen der Krönungsfeierlichkeiten im Iran und in Großbritannien ansehen, damit jeder weiß, was er zu tun hat. Außerdem rät er ihnen, sich als Vorbereitung auf ihre Rolle als angehende Bonapartisten den Film Napoleon von und mit Sacha Guitry anzusehen. Jeder wird also seinen künftigen Aufgaben entsprechend gebrieft, nur Catherine nicht, von der bis zur Krönung alles ferngehalten wird.
    Warum diese Nachahmungswut? Zum Teil spiegeln sich darin mit Sicherheit die Ideale des ehemaligen Offiziers Bokassa. Vielleicht wollte der ehrgeizige Hauptmann ja sein Land, das nur zwei Millionen Einwohner zählte, zu einer Nachbildung des französischen Äquatorialafrika machen, das damals den Tschad, Gabun, Kongo-Brazzaville und Zentralafrika umfasste?
    Das Paar und seine geladenen Gäste zu befördern war eine logistische Herausforderung. Man benötigte sechzig Mercedes, die per Schiff nach Kamerun eingeführt und dann den Ubangi hinauf transportiert wurden. Die Pferde, welche die Kutsche nach Windsorschem Vorbild zogen, kamen aus Haras du Pin in der Normandie und waren daher an Hitze nicht gewöhnt. Man kann sich vorstellen, welche Höllenqualen die Tiere, die bislang als Reitpferde gedient hatten, durchlitten haben müssen. Eines bricht mitten in der Zeremonie zusammen. Der Sabotageakt dieses Kleppers erzürnt Bokassa zutiefst. Er beginnt einen Streit mit Catherine, die neben ihm in der Kutsche Platz genommen hat. „Papa, heute ist ein großer Tag. Reg dich doch nicht so auf“, flüstert sie ihm zu. Die einzigen Worte, die sie den ganzen Tag über miteinander wechseln werden. Catherine weiß, dass das Gemüt des Diktators nur mit Schmeicheleien zu besänftigen ist.
    Die 3500 geladenen Gäste aus 43 Ländern dürfen sich sodann mit den 240 Tonnen delikatester Speisen, eingeflogen von den besten Lieferanten in Paris, die Mägen füllen. Man stößt auf den Ruhm des glorreichen Kaisers an – mit den besten Jahrgängen von Château Lafite oder Mouton Rothschild. Als Vorspeise serviert man am Hof von Bangui besten Kaviar auf Silbertellern, insgesamt gut einen Zentner. Zum Dessert gibt es einen nicht näher identifizierten siebenstöckigen grünen Kuchen, über dem man sechs weiße Tauben fliegen lässt – als Zeichen des Friedens für ein abgeschmacktes Regime.
    Rund um den Palast haben sich 30.000 Menschen aus Bangui in traditioneller Tracht in den Farben von Bokassas Partei versammelt. Eine gigantische Blaskapelle, ein Hochzeitsgruß des

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